Märchenbahn dreht in Lichtenfels ihre Runden

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Die Märcheneisenbahn auf dem Marktplatz wirkt wie ein Magnet auf die Kinder. Fotos: Tim Birkner
Die Märcheneisenbahn auf dem Marktplatz wirkt wie ein Magnet auf die Kinder. Fotos: Tim Birkner
Vor dem Rathaus spielten die Blechbläser Unterlangenstadt.
Vor dem Rathaus spielten die Blechbläser   Unterlangenstadt.
 
Die Kinder jubeln mit ihren Laternen, als die Lichter am Baum endlich leuchten.
Die Kinder jubeln mit ihren Laternen, als die Lichter am Baum endlich leuchten.
 
Vollbeladen dreht die Bahn ihre Runden.
Vollbeladen dreht die Bahn ihre Runden.
 
Die Korbstadtkönigin Helena war mit den Kindern zum rathaus gezogen.
Die Korbstadtkönigin Helena war mit den Kindern zum rathaus gezogen.
 

Es ist kurz nach fünf Uhr, als eine Schlange Kinder mit ihren Laternen auf den Marktplatz zieht. Vor dem Rathaus recken sie sie in die Luft - und kurz danach leuchtet der Weihnachtsbaum und die Bahn dreht ihre ersten Runden.

"Normalerweise brauchen wir für den Weg über den Marktplatz zehn Minuten. Momentan plane ich jeden Tag mindestens eine halbe Stunde ein", lächelt Olga. An ihrem rechten Arm zieht Alina. An ihrem linken hüpft Alexander auf und ab. "Ich seh' die Eisenbahn", ruft er. Und seit gestern Abend fährt sie auch endlich wieder. Der Lichtenfelser Märchenwald ist eröffnet.
Alexander war bei der ersten Fahrt dabei. Alina verschlief sie auf Mamas Arm. Alina ist zwei Jahre alt und erlebt den Märchenwald zum ersten Mal so richtig mit. Alexander ist schon fast sechs und Profi. Er weiß, wo Tabaluga steht und wann im Hexenhaus Märchen vorgelesen werden. "Da kriegt man ein Plätzchen", sagt er. Und er weiß auch, wie es unter all den Tannenbäumen aussieht, die den Märchenwald säumen. "Da liegen Kabel", erklärt er, "damit die Lichter angehen können." Alexander deutet auf einen Mann. "Und der da hat sie verlegt."
Die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs kennt er alle. Seit dem 12. Dezember arbeiten sie auf Hochtouren, damit im Märchenwald die Kinderaugen leuchten. "Erst haben sie die Sterne aufgehängt und dann die Gleise verlegt. Und das Gespensterschloss kommt immer als erstes Haus." Olga seufzt. Es ist ihr 5. Märchenwald mit Alexander. Auch sie kennt alle Gesichter und Handgriffe. "Das ist so ein großer Aufwand. So viele Menschen arbeiten hier und denken an so viele Dinge, und alles wird in Ruhe und Sorgfalt gemacht und alles nur für die Kinder", sagt Olga. Und so sieht es nicht nur Olga, so sieht es auch Harald Fischer, der Leiter des Tourismus- und Kulturamts der Stadt.

Tolles Kulturprojekt

"Der Märchenwald ist uns ein wichtiges Anliegen und ein tolles Kulturprojekt der Stadt für Kinder und Familien. Der Aufwand lohnt sich absolut." So sehen es auch die ehrenamtlichen Schaffner, die den Dienst an der Märchenwald-Eisenbahn versehen. Das sei keine Arbeit, das sei eine unglaublich schöne und dankbare Aufgabe, sagen die 13 Männer einvernehmlich. Fahrpreis 50 Cents, so war es in den vergangenen Jahren, so ist es auch 2012. "Hier geht es um die Kinder und nicht um Profit", sagt Harald Fischer. Auch das beeindruckt Olga: "Alles wird ständig teurer, aber hier ist alles wie vor fünf Jahren, und kein Kind wird ausgeschlossen, weil seine Eltern nicht so viel verdienen." Und nicht nur der Fahrpreis. Im Lichtenfelser Märchenwald bleibt fast alles so wie es in den 13 Jahren vorher war.
"Ein Erfolgsrezept verändert man nicht", sagt Fischer. Und den Kindern, auch Alexander, wird der Märchenwald nicht langweilig. "Das ist wie Weihnachtslieder singen oder wie die vier Kerzen in Advent", sagt Olga. "Da erfinden wir ja auch keine neuen Strophen oder zünden plötzlich fünf Kerzen an, damit mal was Anderes passiert. Gerade, dass es gleich ist, macht es für die Kinder so schön." Zahlreiche Kindertagesstätten - auch aus benachbarten Landkreisen - buchen einen Vormittag im Märchenwald. "Da haben wir bisher immer einen Schaffner gefunden und auch eine Märchen-Erzählerin, wenn gewünscht", sagt Fischer.
Ach ja, die Märchen-Erzählerinnen. 15 sind es an der Zahl. Maria Spies war schon vor 13 Jahren dabei und freut sich auf die Termine, für die sie eingeteilt ist. "Wir schmücken vor Eröffnung das Hexenhäuschen, die Schaffner schalten uns die Heizung ein, und wir machen es uns mit den Kindern so richtig gemütlich", sagt sie. Alexander brachte die routinierte "Märchentante" vor ein paar Jahren aus der Fassung. "Bist du eine echte Hexe?", fragte er. Aber Alexander wusste die Antwort selbst: "Geht ja gar nicht. Die echte Hexe hat Gretel doch in den Ofen geschubst." Na dann. Alexander weiß noch mehr: "Guck' mal, die vielen Bäume da. Das sind ganz echte Weihnachtsbäume. Die stammen von den Christbaumplantagen oben am Herberg und in Mönchkröttendorf." Echt? "Ja, klar, ich hab' den Fahrer vom Laster gefragt." Nun fährt die Märchenwald-Eisenbahn also endlich. Ein großer Aufwand für die Kleinen. Alina wird schwer auf Olgas Arm. Alexander steigt aus der Bahn und strahlt. "Lichtenfels ist eine tolle Stadt", sagt Olga, "ich bin froh, hier zu leben."

Der Märchenwald:
Der Märchenwald hat bis zum 23. Dezember täglich geöffnet. Montag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr , Samstag ab 10 und Sonntag ab 13 Uhr. Die Märchenwald-Eisenbahn fährt von Montag bis Freitag und am Sonntag von 14 bis 18 Uhr, am Samstag von 10 bis 18 Uhr. In Hexenhaus werden von Montag bis Freitag und am Sonntag von 16 bis 17 Uhr, am Samstag von 11 bis 12 und von 16 bis 17 Uhr sowie am großen Weihnachtsmarktsamstag, 22. Dezember, stündlich von 11 bis 17 Uhr Märchen und Geschichten vorgelesen.