"Liebesäpfel" in 150 Varianten

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Nicht jede Tomate, auf die man im Garten des Zielortes stieß, war wirklich authentisch.Markus Häggberg
Nicht jede Tomate, auf die man im Garten des Zielortes stieß, war wirklich authentisch.Markus Häggberg
Was man nicht glauben mag, demonstriert Helga Dressel: Die Tomate hat eine ins Dutzendfache gehende Erscheinungsform.Markus Häggberg
Was man nicht glauben mag, demonstriert Helga Dressel: Die Tomate hat eine ins Dutzendfache gehende Erscheinungsform.Markus Häggberg
 
Kulinarisches Highlight des Tages war Tomate mit Mango und Lachs.Markus Häggberg
Kulinarisches Highlight des Tages war Tomate mit Mango und Lachs.Markus Häggberg
 

Die Teilnehmer der vom Kur- und Tourismus-Service Bad Staffelstein angebotenen Genusswanderung kamen im Garten von Helga Dressel in Grundfeld ins Staunen.

"Tomaten sind meine Rosen" - wer kann das schon von sich behaupten? Dort, wohin am Mittwoch die Genusswanderung führte, wird das behauptet. Startpunkt war der Stadtturm, Zielpunkt Helga Dressel in Grundfeld.

Der Himmel verhieß nichts Gutes. Einerseits. Andererseits wäre es gar nicht so leicht, eine Genusswanderung kurz vor ihrem Start noch abzusagen, und das sei auch noch nie passiert, erklärte Hildegard Wächter am Nachmittag des vergangenen Mittwochs. Doch da sollte es wirklich regnen.

Immerhin 14 Wanderer, meist treue Anhänger der vom Kur- und Tourismus-Service angebotenen Serie, sollten sich am Stadtturm einfinden. Der Himmel sollte zwar bedeckt sein, die Luft aber war lau und klar. Doch angesichts des noch vom Vortag feuchten Bodens, entschied sich Wanderführerin Hildegard Wächter für eine Route, die auf halber Höhe des Staffelbergs lag und über den "Panoramaweg" nach Romansthal führte.

Dort sorgte Wächter für ein wenig Erhellung. So beziehe der Ort seine Namensbedeutung mit starker Wahrscheinlichkeit von jemandem, der aus dem romanischen Sprachraum gestammt habe, sehr vermutlich aus Italien.

Zu diesem Zeitpunkt stand der Ehemann der Grundfelderin Helga Dressel in der Küche und bereitete etwas vor, was noch lange im Gedächtnis bleiben dürfte: gefüllte Hähnchenkeulen, Kaiserschmarrn mit süßen Paradeisern oder ein "buntes Gartenallerlei, das Mango, Lachs und Parmesan küsst". So sollte es auf den Speisekarten stehen, die auf dem Tisch unter der Weinlaube in Dressels Garten ausgelegt wurden.

"Schweres Geläuf" hatten die Wanderer bis dorthin nicht zu bewältigen. Aber was die Gruppe erwartete, dürfte den wenigsten von ihnen klar gewesen sein.

Helga Dressel ist ausgebildete Garten- und Gästeführerin und ein Lexikon zum Thema Tomaten, Tomatengeschichte, Tomatensorten. Allein in ihrem Garten befinden sich 150 angebaute Sorten, zudem steht dort ein kleines Lädchen mit selbst gemachtem Tomatenallerlei zwischen Pesto und Gewürzen.

Augenbinden für gewisse Leute

Beim Eintreffen war das Erstaunen groß. Helga Dressel führte durch ihren Garten, durch eine Welt der Tomatenvielfalt. Doch einige der ulkigsten Utensilien in ihrem Garten befinden sich kurz unter der Decke der Gartenlaube: Augenbinden. "Es gibt Leute, die mögen keine gelben Tomaten, und die bekommen dann Augenbinden - und doch gelbe Tomaten. Dann schmecken sie ihnen doch", erklärte die Frau.

Vor drei Jahren war es erst zur Bekanntschaft zwischen ihr und Hildegard Wächter und im vergangenen Jahr dann zu dem Umstand gekommen, dass Dressel erstmalig gastgebend für eine solche Wandertour war. Als schön an der Wandertour dürfte neben dem originellen und schmackhaften Essen auch in Erinnerung bleiben, was Dressel an Wissenswertem zum Phänomen Tomate bereithielt. Die Frau, die selbst von Obst- und Gartenbauverständigen zu Anbaufragen konsultiert wird, beschritt Spuren, die auf Feldern der Sprachkunde, der Soziologie, der Geschichte oder Ernährungskunde zur Tomate ausgelegt sind.