Auf Anfrage der Kundin Silke Nissen hat ein Lichtenfelser Supermarkt einen speziellen Einkaufswagen für gehbehinderte Kinder gekauft.
Sichtlich vergnügt sitzt die zweieinhalbjährige Merle im Kindersitz des Einkaufswagens. Von Quengeleien bei der Tour durch die Gänge im Supermarkt keine Spur, als ihre große Schwester Anna mit ihr an den Lebensmitteln vorbeirollt. Was bei einem flüchtigen Blick auf die Familie im Laden nicht sofort auffällt: Der Einkaufswagen ist eigens für Kinder entwickelt worden, die wie Merle gehbehindert sind und nicht oder nur schwer alleine laufen können.
"Es ist schön, dass nicht nur von Inklusion gesprochen wird", freut sich Mutter Silke Nissen. Alleine einkaufen sei bisher fast nicht möglich gewesen, meint sie. Der spezielle Wagen mit dem Eigennamen Ben's Cart, den der Supermarkt Kaufland in Lichtenfels eigens auf ihre Nachfrage vor kurzem angeschafft hat, erleichtere ihr den Einkauf mit ihrer Tochter.
Komfortable Sitzfläche
Der Unterschied zu den gängigen Wagen mit aufklappbarem Kindersitz, wie sie sich vor den Eingangstüren reihen, besteht darin, dass das Ben's Cart einen größeren, mit grauem Kunststoffpolster überzogenen Sitz hat. Der ist zudem nach vorne hin offen. Ein Anschnallgurt verhindert, dass das Kind herunter rutscht. Dadurch kann der Sitz bis zu 35 Kilogramm tragen, der Klappsitz im Einkaufswagen lediglich 15 Kilogramm.
Noch ist Merle mit knapp drei Jahren zwar leicht genug, sagt Silke Nissen, aber sobald sie älter wird, würde der enge Sitz zum Problem werden. Zudem falle es der 39-Jährigen nun leichter, ihre Tochter in den Wagen zu setzen, da sie sie nicht erst über das Gestell heben muss.
Neukauf ohne Probleme
Über eine Gruppe auf der Internet-Plattform Facebook für Eltern von Kindern mit Behinderung ist sie auf den speziellen Einkaufswagen aufmerksam geworden. In dieser und ähnlichen Gruppen tauschen sich Eltern aus, geben Informationen weiter und teilen Meinungen. Anschließend habe sich die 39-Jährige unter anderem an die Mitarbeiter der Info-Theke von Kaufland gewendet, die ihre Anfrage umgehend an die Geschäftsführung weitergeleitet haben.
"Fragen kostet nichts", so die dreifache Mutter, die mit ihrer Familie in einem Lichtenfelser Stadtteil wohnt. Der Erwerb habe ohne Probleme geklappt. Den Mitarbeitern der Infothek und der Geschäftsleitung sei das Gefährt bisher zwar unbekannt gewesen, trotzdem haben sie sich schnell um eine Anschaffung des Ben's Cart gekümmert, so Silke Nissen.
Die Geste bedeutet viel
Einen Einkaufswagen für Menschen mit Einschränkungen zu kaufen - für den Lichtenfelser Supermarkt schien das kein großer Aufwand zu sein. Für Silke Nissen steht hinter dieser Geste aber viel mehr. Für ältere eingeschränkte Menschen sei gesorgt, beispielsweise durch die Wagen, an die sich ein Rollstuhl einklinken lässt, sagt sie. Aber wenige dächten daran, dass auch kleine Kinder bereits krank sein können. Die Gesellschaft habe das zu wenig im Blick, sei vielleicht gar zu wenig darüber aufgeklärt, vermutet die Mutter.