Lichtenfelser Motorradmesse: alte Optik mit moderner Technik

1 Min
Rico Schaarschmidt lehnt sich zurück und genießt das Flair. Er fand zum Motorrad, zum Schrauben und zur Custom-Szene. Vor ihm sein Werk. Fotos: Markus Häggberg
Rico Schaarschmidt lehnt sich zurück und genießt das Flair. Er fand zum Motorrad, zum Schrauben und zur Custom-Szene. Vor ihm sein Werk.   Fotos: Markus Häggberg
Die Messe bot auch Einsichten in die Welt des sichernden Zubehörs.
Die Messe bot auch Einsichten in die Welt des sichernden Zubehörs.
 
Knallige Farben können eine Straßenmaschine zum Hingucker machen.
Knallige Farben können eine Straßenmaschine zum Hingucker machen.
 
Gold und blitzender Chrom - eine Augenweide zum Schauen, weniger zum Fahren.
Gold und blitzender Chrom - eine Augenweide zum Schauen, weniger zum Fahren.
 
Klein aber Straßenzulassung. Ein Go-Cart für den Straßenverkehr? Doch, das geht.
Klein aber Straßenzulassung. Ein Go-Cart für den Straßenverkehr? Doch, das geht.
 
Manch ein Bike verlockte einfach zu sehr zum Anfassen.
Manch ein Bike verlockte einfach zu sehr zum Anfassen.
 

Über 3000 Menschen besuchten am Wochenende die Obermain-Bike in der Lichtenfelser Stadthalle. Der Trend geht dahin, sich aus verschiedenen Puzzlestücken "seine" Maschine" zusammenzustellen.

1100 Besucher am Samstag, noch einmal 2000 am Sonntag. So schätzten Verantwortliche der Motorradmesse Obermain-Bike die Besucherzahlen in der Stadthalle ein. Neben Quads, Helmen, Motorrädern sowieso, war die Halle auch ein Ort, an dem sich Geschichten fanden.
Das Zauberwort heißt Custom-Bike und bedeutet so viel wie ein Motorrad auf Bestellung bauen. Der Rahmen gibt dabei den Rahmen vor. Rico Schaarschmidt ist eigentlich Maurer und offensichtlich der Rockabilly-Szene nicht ganz unverwandt. Vor ihm steht ein Motorrad, bei dem sich der Sitz nicht einmal 60 Zentimeter über dem Boden befindet. Auf dem Tank steht "Danny and the Wonderbras" und gedacht ist die Maschine "für den Bassisten einer Band", wie der Zapfendorfer Schaarschmidt sagt. Dieser Bassist hat ihm das Motorrad für die Ausstellung aus der Messe überlassen, sein gutes Stück also aus der Hand gegeben. Das ist Vertrauenssache, so wie es die ganze Custom-Szene zu sein scheint.

Bike als Puzzlearbeit

Da will jemand einen Harley-Rahmen aus den 50ern und einen Lieblingsmotor aus der Folgedekade. Den Kickstarter möchte er durch Technik des 21. Jahrhunderts ersetzt wissen. Und das alles hat Rico Schaarschmidt zu bestellen und einzubauen. Wie auch immer. Ihm diametral entgegengesetzt auf der anderen Seite der Halle steht der Stand von Psycho-Cycles. Dort steht "Siggi", ein Mann, dem man die Leidenschaft für Motorräder schon auf den ersten Blick ansieht. Aber auch er ist in erstem Beruf Klimatechniker und nicht Motorradschrauber gewesen. "Irgendwann kamen Freunde, die haben mir eine Maschine hingestellt und gesagt: mach mal, ich bin zu doof dazu", so der Mann aus dem Buttenheimer Raum, der eigentlich Michael Protzer heißt.
An seinem Stand befindet sich eine Harley Davidson aus dem Jahr 1957 mit einem Motor von 1978 - der Rahmen gibt aber das Alter der Maschine vor. Im Rahmen ist alles an Bauteilen unterzubringen "und das ist die Zauberei - alte Optik erhalten und moderne Technik einbauen".
Dem Trend, wonach in Deutschland mittlerweile jeder Zweite etwas völlig anderes arbeitet, als er gelernt hat, folgt die Custom-Szene. Aber es gab auch die üblichen Markennamen wie Horex oder Yamaha und jede Menge Zubehör zu bestaunen. Es sei "die Nähe zum Motorrad-Fan", die laut Ausrichter Mathias Thomaschek die Obermain-Bike-Messe ausmache. Denn wie eine Routenplanung über Navigationsgerät am PC geht, das vermittelt sich besser im direkten Kontakt zum Hersteller als übers Internet. Das sei die Stärke der Messe, gibt sich Thomaschek überzeugt.