Lichtenfels: Was wird aus dem Eckhaus?

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Für das letzte Haus in der Reihe vor der Unterführung (vom Marktplatz kommend) steht eine Entscheidung an. Foto: R. Popp
Für das letzte Haus in der Reihe vor der Unterführung (vom Marktplatz kommend) steht eine Entscheidung an.  Foto: R. Popp

Was wird aus dem Haus Coburger Straße 20? Für Untersuchung und Planung hat die Stadt Lichtenfels Mittel aus dem Städtebauförderungsprogramm beantragt. Derzeit ist das Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, ungenutzt.

Vollsanierungsbedürftig ist noch das wohlwollendste Adjektiv, mit dem uns der Zustand des Hauses Coburger Straße 20 beschrieben wird. Die Steigerungen reichen von "hundsmiserabel" bis "abbruchwürdig". Es sind Feststellungen, die mehr hinter vorgehaltener Hand gemacht werden, von Personen, die Gelegenheit hatten, mal einen Blick hinein zu werfen in dieses Haus - irgendwann in den zurückliegenden Jahren des Leerstandes. Und das sind nicht wenige Jahre. Unseren Recherchen zufolge wohnt seit fast 30 Jahren in der Coburger Straße 20 niemand mehr. Zwischendurch fungierten einige der Räume als Baustellenbüro, Lager oder Ausstellungsfläche, aber das waren kurze Episoden.


Seit Jahrzehnten unbewohnt

Wenn man bedenkt, dass sich schon ein Vierteljahr ohne Lüften und Heizen nachteilig auswirken, braucht man nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie es um das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus bestellt ist. Das Dach wurde in dieser Phase schon mal ausgebessert, nachdem Regenwasser hineingelaufen war. In feuchten Räumen fühlt sich nur Schimmel wohl.

Existiert überhaupt ein Kanalanschluss? Angeblich hätte es bis zuletzt dort nur ein "Plumpsklo" gegeben. Obwohl kurios, wäre das aber das geringste Problem. Denn der Kanal führt am Haus vorbei und die Dachentwässerung erfolgt da rüber.
Um etwas zu verändern, müsste man aber erst einmal einen Plan, ein Ziel haben. Die Substanz sei so schlecht, da könne man eine halbe Million Euro drin versenken, spekuliert einer, dessen letzter Eindruck auch schon Jahre zurückliegt. Ein anderer zögert in der Bewertung und meint, wenn jemand handwerkliches Geschick mitbringe...

Seit Ende der 80er Jahre gehört das Haus, in dem sich mal ein Schuhladen mit Werkstatt und ein Geschäft für Sämereien mit Mehl- und Brotverkauf sowie darüber die Wohnung der Eigentümerin befanden, der Stadt Lichtenfels. Es wurde erworben im Zuge des Baues der sogenannten Billinger Trasse, der Umfahrung des Stadtkernes. Es gibt momentan niemanden, der einen Plan für das Anwesen hat. Aber für eben solche Überlegungen hat die Stadt nun 50 000 Euro angesetzt. Diese Summe steht im Maßnahmenkatalog für das Städtebauförderungsprogramm, als Teilbetrag für die Planung einer Sanierung.

Die Liste, die mehr als ein Dutzend weiterer Positionen beinhaltet, geht als Bedarfsmitteilung an die Regierung von Oberfranken, verbunden mit einem Zuschussantrag über 60 Prozent der Kosten. Die Regierung wiederum leitet die gesammelten Bedarfsmeldungen aus Oberfranken nach München weiter.


Andere Vorhaben sind konkret

Wer Zuschüsse bekommen möchte, muss sich an die Regeln halten, das heißt, die Regierung spricht ein Wort mit bei der Umsetzung, beziehungsweise legt Vorgaben fest. Wer zum Beispiel in der Altstadt für einen Abbruch finanzielle Unterstützung erwartet, der geht auch die Verpflichtung ein, dass im Sinne des Ensembleschutzes keine Baulücke an der Stelle bleibt. Solche Überlegungen betreffen beispielsweise Anwesen in der Judengasse. "Manche Vorhaben sind schon sehr konkret", sagt Stadtkämmerer Johann Pantel und verweist auf das Fassadenförderprogramm. Daraus sollen erneut private Hausbesitzer in der Innenstadt bei ihren Renovierungen finanziell unterstützt werden. "Da liegen uns schon drei Anträge vor." Von Fassadensanierungen für insgesamt rund 100 000 Euro ist man bei der Erstellung der Bedarfsliste ausgegangen.

Für das Anwesen Coburger Straße 20 gab es einmal Überlegungen, die aber längst fallen gelassen wurden. Durch einen Anbau einen Lückenschluss vor der Bahnunterführung herstellen und darin die Stadtbücherei unterbringen, lautete die Idee von vor etwa 20 Jahren. Es ist nichts daraus geworden. Der Bücherei geht es an angestammter Stelle gut, und an der Ecke Coburger Straße - Dr.-Hauptmann-Ring ist eine kleine Grünfläche entstanden. Von außen ist das Eckhaus kein Schandfleck. Doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich, das etwas geschehen muss. Der Leerstand und notdürftige Erhalt ist keine Lösung. Dass die Stadt nun für eine Untersuchung und Planung Fördermittel beantragt hat, lässt noch keinen Rückschluss darauf zu, wie die Geschichte ausgehen wird. Das Haus stammt aus dem 18. Jahrhundert und steht unter Denkmalschutz. Wird man es erhalten können? Könnte sich ein Privatmann dessen annehmen? Kann und soll die Stadt hier öffentliche Gelder investieren? Muss man über einen Ersatzbau nachdenken? All diese Fragen gilt es zu beantworten.