Das Landratsamt Lichtenfels wird den westlichen Gebäudetrakt der Ausbildungsstätte für Flechtwerkgestalter nutzen. Dort soll die Tourismuszentrale samt Volkshochschulverwaltung einziehen. Dies soll beiden Seiten zum Vorteil gereichen, wie der Landrat betont.
In der Staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung wird gebaut. Von außen unbemerkt entsteht dort die künftige Tourismuszentrale des Landkreises in einer gemeinsamen Büroeinheit mit der Volkshochschul-Verwaltung. Dazu nimmt der Landkreis als Sachaufwandsträger der Schule den westlichen Gebäudetrakt der europaweit einzigartigen Einrichtung in Anspruch, in dem sich bislang ebenerdig das Lehrerzimmer befand.
In der Schule stieß diese Maßnahme nicht auf Gegenliebe. Man habe sich überrumpelt gefühlt, heißt es, und sei nun bestrebt, das Beste aus der Situation zu machen.
Sorge unter den Lehrern
"Unter den Lehrern gab es die Sorge, ich wolle der Schule an den Kragen", räumt Landrat Christian Meißner (CSU) ein. Dem sei aber nicht so. Er verstehe zwar, dass seine Idee dort nicht mit Begeisterung aufgenommen worden sei, glaube aber, dass sie die Schule aufwerten und erlebbar machen werde. Unterrichtsräume würden nicht beschnitten, und für das Lehrerzimmer habe man eine Lösung an anderer Stelle im Gebäude gefunden. Es sei genug Platz da, betont Meißner - auch angesichts des größeren Zulaufs an Schülern, den die Einrichtung für das kommende Schuljahr verzeichnet.
Der Landrat erklärt, durch die Neuaufstellung des Landkreises auf dem Sektor Tourismus mit einem eigenen Gebietsausschuss habe man eine ganz neue Verantwortung. Die konzeptionelle Idee, touristische Angebote auch über die Volkshochschule laufen zu lassen, habe es schon länger gegeben; auch Angebote der Umweltstation wurden bereits ins VHS-Programm aufgenommen, zum Beispiel ein Picknick beim Wanderschäfer. Wenn künftig solche "Pakete" für Einheimische wie auch Touristen vermehrt gemeinsam geschnürt werden, sollten die entsprechenden Mitarbeiter auch beieinander sein und nicht - wie bisher - auf unterschiedlichen Etagen des Landratsamtes, meint der Landrat. Ein Zusammenführen innerhalb des Behördengebäudes wäre allerdings ein "wahnsinniger baulicher Aufwand" gewesen. "Und da fiel mein Auge auf die Staatliche Korbfachschule." Er habe sich außerdem schon länger gedacht, es wäre schön, wenn man den Tourismus anfassen könnte und sich die Anlaufstelle nicht in einer Behörde befinde. "Die Tourist-Info ist ja aus gutem Grund auch nicht im Rathaus."
In einem zweiten Schritt würde er es sich wünschen, den Showroom der Schule attraktiver zu gestalten und mit einem Anschluss an das Tourismus-Büro öffentlich zugänglich zu machen, so dass Interessierte sich Flechtarbeiten von Spitzenqualität einmal anschauen und auch Exemplare käuflich erwerben könnten.
Meißner versichert, dass der Schulbetrieb völlig separat bleiben werde, was auch der Schule wichtig sei. "Es gibt da einen eigenen Eingang, den man entsprechend beschildern kann."
Die Planung für die baulichen Veränderungen innerhalb des Gebäudes liegt in den Händen von Kreisbaumeister Stefan Weisser. Die Arbeiten wurden ausgeschrieben; womöglich werden sie nicht bis Schuljahresbeginn fertig, da die vorausgegangenen Verhandlungen einige Zeit in Anspruch genommen haben, wie Meißner anmerkt. Eigentümer des Gebäudes ist nämlich der Freistaat Bayern, und die Räume sind schulischen Zwecken gewidmet. Diese Widmung bleibe erhalten, bis auf die Räume der ehemaligen Direktorenwohnung, die als Tourismuszentrale genutzt werden sollen. Das Landratsamt müsste Miete für diese Räume bezahlen. Diese Miete wird nun wohl mit den Sach aufwandskosten gegengerechnet werden. Kultus- und Finanzministerium waren hierbei involviert, wie der Landrat berichtet.
Dass es sich bei den vom Landkreis in Anspruch genommenen Räumen um die frühere Direktorenwohnung handelte, die streng genommen gar nicht zur Schule gehörte, habe es dem Landkreis rechtlich einfacher gemacht. Christian Meißner ist überzeugt davon, dass die Tourismuszentrale in diesem Gebäude "eine schöne Sache" wird, eine Bereicherung für Lichtenfels.
Neue Tourismus-Chefin
Andrea Musiol (vielen als Mitarbeiterin der Umweltstation und Geschäftsführerin der für die Beantragung von Leader-Fördermitteln der EU zuständigen Aktionsgruppe des Landkreises bekannt) konzentriert sich als neue Tourismus -Chefin des Landkreises ganz auf diese Aufgabe. Sie leitet das Sachgebiet Tourismus und Regionalkoordination. Für die Umweltstation wird eine neue Fachkraft angestellt, die Ausschreibung läuft bereits. Roswitha Wich wird als Betriebswirtin in das Finanzmanagement des Landratsamtes wechseln.
Scheffel-Weg als neue Attraktion
Vor allem in Bezug auf die landschaftliche Schönheit der Region, Kultur und Natur wolle man touristische Angebote schmieden, unterstrich Landrat Meißner. Als konkretes Beispiel nannte er einen Scheffel-Wanderweg, der in Planung ist.