Warum? "Die kaufmännischen Berufe sind hoch angesehen unter jungen Menschen. Es sind Berufe, wo die Eltern sagen: Im Büro verdienst du dein Geld leichter." Dass es im Handwerk, so Kober-Naumann, vor allem an Nachwuchs fehle, sei dem demografischen Wandel geschuldet. Aber auch der Wunsch, ein Studium zu absolvieren, sei gestiegen, sagt sie.
Schulen tragen eine Mitschuld
Die Verantwortung dafür, so die Auszubildende Romy Strassner, tragen auch die Schulen. "Auf dem Gymnasium in Lichtenfels wurde ich null auf eine Ausbildung vorbereitet. Es war alles auf ein Studium ausgelegt." Eine andere Erfahrung machte Laura Dück. Die 17-Jährige besuchte die Realschule in Bad Staffelstein und weiß daher: "Zu uns sind Firmen gekommen, wir haben Ausflüge zu Unternehmen gemacht, wir hatten ein Pflichtpraktikum."
Trotzdem: Die Angst, sich mit 16 Jahren auf einen Beruf festzulegen, verleite viele Jugendliche zu einem Studium. Dies zeigt sich an den Zahlen. Im Jahr 2004 erlebt der Polstermöbelhersteller Koinor seinen Bewerber-Höhepunkt. "Für fünf Stellen im kaufmännischen Bereich gingen bei uns über 400 Bewerbungen ein." 2017 waren es 60 Bewerbungen. Das Unternehmen versucht auf verschiedene Arten Jugendliche für eine Ausbildung zu begeistern. Und auch jetzt noch können sich Interessenten für offene Stellen bewerben. "Betriebe, deren Lehrstellen noch offen sind, freuen sich auch über Last-Minute-Bewerbungen", bestätigt Bernd Rehorz als IHK-Bereichsleiter für berufliche Bildung.
Die Arbeit als Polsterer, so Kober-Naumann, sei sehr vielfältig. "Man fertigt ein Möbelstück von A bis Z, nicht nur ein Teil. Polsterer haben viel mit Elektrik zu tun. Es ist ein Beruf, den man privat nutzen kann." Ein weiterer Vorteil: Weiterbildungsmöglichkeiten sind gegeben und eine Übernahme so gut wie garantiert.