Landkreis Lichtenfels: Last Minute zum Ausbildungsplatz - Dieses Unternehmen sucht Nachwuchs

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Zbigniew Sobczuk geht der Tätigkeit eines Polsterers nach. In dieser Branche ist es schwer, Nachwuchs zu finden. Fotos: Sarah Stieranka
Zbigniew Sobczuk geht der Tätigkeit eines Polsterers nach. In dieser Branche ist es schwer, Nachwuchs zu finden. Fotos: Sarah Stieranka
Romy Strassner (21) ist im dritten Lehrjahr zur Industriekauffrau bei Koinor.
Romy Strassner (21) ist im dritten Lehrjahr zur Industriekauffrau bei Koinor.
 
Laura Dück
Laura Dück
 
Kober-Naumann
Kober-Naumann
 

Am 1. September beginnen viele junge Menschen ihre Ausbildungen. Kaufmännische Berufe sind sehr beliebt - die Stellen konnten besetzt werden. Anders sieht es im Handwerk aus. Die Firma Koinor kennt beide Seiten der Medaille.

In einer Woche ist der offizielle Ausbildungsstart. Die künftigen Auszubildenden fiebern dem 1. September entgegen, die Unternehmen treffen die letzten Vorbereitungen. Aber nicht alle. Denn auch in diesem Jahr blieben wieder zahlreiche Stellen unbesetzt.

Auch das Michelauer Unternehmen Koinor erwartet den 1. September mit einem lachenden und einem weinenden Auge - teilt beides: Sorgen und Freunden eines Arbeitgebers. Während das Interesse für die kaufmännische Ausbildung ausgiebig war, muss der Polstermöbelhersteller wohl in diesem Jahr ohne Nachwuchs im Bereich "Polsterer" sowie "Polsterer und Dekorationsnäher" auskommen.

Kaufmännische Berufe beliebt

"Für die Stelle der Näher haben wir eine Bewerbung erhalten, für die des Polsterers keine", bedauert Ina Kober-Naumann, Personalleitung bei Koinor. Somit konnten vier der zehn angestrebten Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. "Wir haben mit Müh und Not zwei Fachlageristen gefunden", fügt die Prokuristin an.

Warum? "Die kaufmännischen Berufe sind hoch angesehen unter jungen Menschen. Es sind Berufe, wo die Eltern sagen: Im Büro verdienst du dein Geld leichter." Dass es im Handwerk, so Kober-Naumann, vor allem an Nachwuchs fehle, sei dem demografischen Wandel geschuldet. Aber auch der Wunsch, ein Studium zu absolvieren, sei gestiegen, sagt sie.

Schulen tragen eine Mitschuld

Die Verantwortung dafür, so die Auszubildende Romy Strassner, tragen auch die Schulen. "Auf dem Gymnasium in Lichtenfels wurde ich null auf eine Ausbildung vorbereitet. Es war alles auf ein Studium ausgelegt." Eine andere Erfahrung machte Laura Dück. Die 17-Jährige besuchte die Realschule in Bad Staffelstein und weiß daher: "Zu uns sind Firmen gekommen, wir haben Ausflüge zu Unternehmen gemacht, wir hatten ein Pflichtpraktikum."

Trotzdem: Die Angst, sich mit 16 Jahren auf einen Beruf festzulegen, verleite viele Jugendliche zu einem Studium. Dies zeigt sich an den Zahlen. Im Jahr 2004 erlebt der Polstermöbelhersteller Koinor seinen Bewerber-Höhepunkt. "Für fünf Stellen im kaufmännischen Bereich gingen bei uns über 400 Bewerbungen ein." 2017 waren es 60 Bewerbungen. Das Unternehmen versucht auf verschiedene Arten Jugendliche für eine Ausbildung zu begeistern. Und auch jetzt noch können sich Interessenten für offene Stellen bewerben. "Betriebe, deren Lehrstellen noch offen sind, freuen sich auch über Last-Minute-Bewerbungen", bestätigt Bernd Rehorz als IHK-Bereichsleiter für berufliche Bildung.

Die Arbeit als Polsterer, so Kober-Naumann, sei sehr vielfältig. "Man fertigt ein Möbelstück von A bis Z, nicht nur ein Teil. Polsterer haben viel mit Elektrik zu tun. Es ist ein Beruf, den man privat nutzen kann." Ein weiterer Vorteil: Weiterbildungsmöglichkeiten sind gegeben und eine Übernahme so gut wie garantiert.