Kreis Lichtenfels: Ruhe ist die beste Nahrung für Wildtiere im Winter

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Trotz Kälte und gelegentlichem Schnee sind Wildtiere in der Lage, ihr Futter zu finden. Foto: Mirjam Stumpf
Trotz Kälte und gelegentlichem Schnee sind Wildtiere in der Lage, ihr Futter zu finden. Foto: Mirjam Stumpf
Wenn es kalt wird gilt für Rehe vor allem: Bitte nicht stören! Foto: Matthias Einwag
Wenn es kalt wird gilt für Rehe vor allem: Bitte nicht stören! Foto: Matthias Einwag
 

Mit dem Winter beginnt für Wildtiere eine entbehrungsreiche Zeit. Zwar finden sie genug Nahrung, trotzdem können Jäger und Spaziergänger sie unterstützen.

Unabhängig von Regen, Schnee und Kälte sind Supermarktregale das ganze Jahr so gut wie unverändert gefüllt. Für Wildtiere schrumpft das Angebot an Essbarem aber im Winter deutlich. Trotz kahler Wälder sei für die Tiere dort trotzdem noch Nahrung vorhanden, sagt Michael Hagel, der Vorsitzende der Kreisgruppe Staffelstein des Bayerischen Jagdverbands. Die Unterstützung durch den Menschen sei nur in Ausnahmefällen nötig.

"Gefüttert werden darf nur, wenn Notzeit ist", fährt er fort. Von einer Notzeit werde dann gesprochen, wenn die Wildtiere nicht mehr eigenständig an Futter gelangen können, beispielsweise, weil Schnee und Frost sehr lange anhalten. Demnach rufe man eine Notzeit eher im Winter aus. "In den Alpen ist das regelmäßig aktuell", sagt Hagel, in der hiesigen Region hingegen weniger.

Denn bei den aktuellen Wetterverhältnissen - an vielen Tagen zeigt das Thermometer zurzeit oft Temperaturen im Plusbereich an - könne davon keine Rede sein. Im vergangenen Sommer allerdings, während lang anhaltender Trockenheit und Hitze, haben Michael Hagel und seine Kollegen aber gelegentlich Wasser in die Waldbereiche gefahren. Gilt eine Notzeit, dann seien die Revierinhaber zur Überlebenshilfe gesetzlich verpflichtet, so der Jäger. Das gelte für alle Tierarten vom Hasen bis zum Fuchs.

Keine schnellen Bewegungen

Auch der Deutsche Jagdverband warnt davor, im Winter zu füttern. Wildtiere seien wahre Überlebenskünstler, heißt es auf dessen Website. Der Aufruf richtet sich besonders an Spaziergänger, die durch den Wald streifen. "Die Tiere finden ihr Zeug", ist Jäger Michael Hagel sicher. Ohnehin fahren Wildtiere in den Wintermonaten ihren Stoffwechsel deutlich herunter, um Energie zu sparen, erklärt Michael Ament, Vorsitzender des Bayerischen Jagdschutz- und Jägervereins Lichtenfels. Dementsprechend seien die Tiere im Winter träge, weil sie versuchen, wegen mangelnder Nahrung Reserven zu sparen.

Viel wichtiger in dieser Entbehrungszeit sei für die Waldbewohner Ruhe, erklärt Michael Hagel. Gerade in den dunklen Abendstunden können sich die Rehe schnell gestört fühlen, wenn sie aus dem Unterholz kommen, um sich geschützt auf die Nahrungssuche zu begeben. Treffen sie dann unerwartet auf Passanten, zum Beispiel von Läufern mit Stirnlampe, wie es Hagel kürzlich selbst beobachten konnte, dann müssten sie mit schnellen Bewegungen vor der möglichen Gefahr ausweichen. In den kalten Monaten seien sie das aber nicht gewohnt. Trotz dem vorhandenen natürlichen Futter merkt Michael Ament an, dass es für Wildtiere immer schwieriger werde, Nahrung zu finden. Früher sei die Mahd auf den Feldern im Herbst viel länger liegen geblieben, sagt er, heutzutage hingegen nur noch maximal zwei Tage. Der sich ausweitende Flächenverlust sei zudem ein gravierender Einschnitt in den Lebensraum der Tiere.

Das sieht auch Anton Reinhardt, der Vorsitzende des Bund Naturschutz, Kreisgruppe Lichtenfels, so. Im Landkreis Lichtenfels gebe es nur noch "kleine Inseln von Wildnis", sagt er. Auf diesen Inseln würden die Tiere geradezu zusammengedrängt, sie hätten zu wenig Platz, Tendenz eher sinkend: Denn immer mehr Fläche müsse neuer Bebauung weichen. Parkplätze, Häuser oder die Industrie nähmen zunehmend Platz ein, bedauert der Naturschützer. Die Tiere müssten immer mehr ausweichen. Das zeige sich auch am Rehverbiss beispielsweise, der sich seit vielen Jahren deutlich im Landkreis zeige, sagt er. Unter dem Verbiss versteht man Knospen, Blätter oder Zweige, die vom Wild unerwünscht abgebissen worden sind.

Dabei ist Anton Reinhardt nicht grundsätzlich gegen jede Form der Bebauung im Grünen. Aber zuerst sollten die Flächen innerorts intensiv genutzt werden, die schon da sind, findet er. "Sonst können wir die Artenvielfalt nicht halten."