Kräuter sind nicht nur zum Verfeinern einer Mahlzeit da. Die Kräuterkundige Karin Bauer erklärt, in welchen Pflanzen eine heilende Wirkung schlummert.
Kräutern wurde schon immer eine heilende Wirkung nachgesagt. Früher, als die Mediziner sich nur mit Pflanzen bedienen konnten, die im Wald oder im Garten wachsen, setzten sie Kräuter gegen sämtliche Krankheiten ein. Es gab aber Zeiten, da galt die Kräuterlehre gar als satanisch. Vermeintliche "Kräuterhexen" landeten vielerorts auf dem Scheiterhaufen. In den vergangenen Jahrzehnten verschwanden die Heilpflanzen fast aus dem kollektiven Gedächtnis. Ärzte und Patienten verließen sich meist auf Medikamente. Doch heute ist die Kräuterkunde wieder auf dem Vormarsch, sagt Karin Bauer.
"Man besinnt sich jetzt wieder auf das zurück, was es früher schon gab", sagt die Mitarbeiterin der Umweltstation Weismain. "Früher gab es nicht so viele Medikamente, also haben sich die Leute aus der Natur bedient." Sie betreut den Kräutergarten in Mannsgereuth, der 1985 als Lehr- und Mustergarten angelegt wurde.
Interesse steigt
Viele junge Frauen kämen mittlerweile in ihre Kurse, um mehr über die Heilwirkung der Pflanzen zu erfahren. Einen Grund sieht sie darin, dass die Ärzte immer weniger Medikamente verschreiben. "Man sollte es den jungen Frauen näher bringen, was man mit Kräutern alles machen kann", findet die Kräuterkundige.
Kräuter haben den Vorteil, dass sie pflegeleicht sind. Der Boden sollte nicht zu lehmig oder sandig sein, sagt sie. "Manche Kräuter vermehren sich unheimlich. Die muss man dann ein bisschen im Zaum halten", fährt sie fort. Und Wasser brauchen die Pflanzen natürlich auch. Nur bei den mediterranen Kräutern dürfe man ruhig sparsam sein.
Viel Trubel im Garten
Sparsam waren der Ortsverband Mannsgereuth und der Kreisverband Lichtenfels für Gartenbau und Pflege im Mannsgereuther Garten nicht. 80 bis 100 Kräuter wachsen hier. Die Pflege übernimmt der Ortsverein, unter anderem der 82-jährige Horst Wagner. Am Vormittag schaut er mal vorbei und holt gleich den Rasenmäher aus dem Geräteschuppen heraus. Später kommt noch Carmen Orlowski hinzu. Sie kümmert sich vor allem um die Beete und hört aufmerksam zu, wenn Karin Bauer über die Kräuter erzählt. Vor allem über deren Heilkräfte, die bei vielen Leiden helfen würden.
So entfalte etwa das Johanniskraut um Johanni seine Wirkung am besten, erklärt Bauer. Das Rotöl, das in den Knospen schlummert, habe sich bei Muskelverspannungen, steifem Nacken und Narben bewährt. Dazu werde es bei leichten Depressionen verwendet. Dabei nimmt man es in Kapselform ein. Doch in dieser Form könnte es lichtempfindlich machen und Allergien auslösen, warnt Bauer.
Jetzt im Frühjahr rücken die Kräfte des Schnittlauchs in den Fokus. Er enthalte viele ätherische Öle, die das Immunsystem stärken. "Damit kann man jetzt den Körper für den Winter aufbauen", sagt Bauer. Dessen Blüte sei übrigens essbar: "Die schmeckt ähnlich wie eine Zwiebel."
Bricht im Winter trotzdem eine Erkältung aus, hat Bauer auch hierfür mehrere Lösungen parat. Spitzwegerich, Thymian, Kapuzinerkresse und Gurgeln mit Sirup aus Salbei sollen die Krankheit vertreiben.
Der Spitzwegerich sei zudem bei der Ersten Hilfe gegen Insektenstiche nützlich. Einfach ein Blatt zwischen den Fingern zerreiben und auf den Stich einreiben, empfiehlt Bauer.
Gänseblümchen reinigen das Blut
Überraschenderweise hilft auch das Gänseblümchen den Menschen, ihre Leiden zu lindern. Es wurde sogar zur Heilpflanze des Jahres 2017 gekürt. Das Gänseblümchen sei eine Blut reinigende Pflanze, die Blutergüsse verhärte und gegen Blasen helfe. Außerdem könne man die Blüten und Blätter essen und die Knospen des Gänseblümchens einlegen.
Bei Verdauungsproblemen schlägt sie Schafgarbe vor, die viele Bitterstoffe enthalte. Diese machten das Kraut zwar nicht besonders köstlich, der Körper benötige sie aber zum Verdauen.
"Wir sollten der Natur dankbar gegenübertreten", findet Bauer. Kräuterliebhaber sollten "nicht alles wegräubern", wenn sie etwa im Wald nach den Pflanzen suchen. Außerdem mahnt sie zur Vorsicht: "Man sollte nie etwas pflücken, was man nicht hundertprozentig kennt."