"Konservativer Aufbruch" sieht CSU zu sehr auf Linkskurs

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David Bendels aus Reundorf zählt zu den Mitgründern des "Konservativen Aufbruchs". Foto: Tobias Kindermann
David Bendels aus Reundorf zählt zu den Mitgründern des "Konservativen Aufbruchs". Foto: Tobias Kindermann
Monika Hohlmeier beschäftigte ihn als Mitarbeiter, doch politisch liegt sie nicht mit ihm auf einer Linie. FT-Archivfoto: Barbara Herbst
Monika Hohlmeier beschäftigte ihn als Mitarbeiter, doch politisch liegt sie nicht mit ihm auf einer Linie.  FT-Archivfoto: Barbara Herbst
 

David Bendels gehört zu den Mitgründern des "Konservativen Aufbruchs", einer Basisbewegung in der CSU, die Grundwerte der Partei in Gefahr sieht. Doch gerade mit Strauß-Tochter Monika Hohlmeier kam es zu Differenzen.

Als David Bendels in den Landkreis kam, kehrte Leben in das politische Geschehen der Region auf Facebook ein. Viele Freundschaftsanfragen, viele neue Kontakte - und schnell wurde klar: Hier hat ein auch für CSU-Verhältnisse sehr konservativ denkender Mensch die Bühne betreten - der aus seiner Verehrung für Franz Josef Strauß keinen Hehl machte.

Zu seiner konservativen Ausrichtung steht er - und aus Kontakten über das Internet wie bei Facebook formte sich eine Bewegung, die inzwischen bundesweit für mediales Aufsehen sorgte: Sie trägt den Namen "Konservativer Aufbruch". Dahinter steht eine Gruppe von CSU-Mitgliedern, darunter eben auch Bendels, die die bayerische Partei zu sehr auf Linkskurs sehen.

Doch neben der grundsätzlichen Diskussion, die die Gruppe anstieß, gibt es auch eine andere Seite. Für Bendels war es Franz Josef Strauß, der ihn zu einem politischen Menschen werden ließ - "ich habe natürlich auch noch andere Vorbilder". Es war eine Strauß-Biografie, die er in seiner Jugend vom Besitzer einer Pension im Allgäu geschenkt bekam und die ihn aufs politische Feld führte.

Strauß führte ihn indirekt auch nach Lichtenfels: "Ich hörte von meiner Freundin, die in der JU Oberfranken aktiv ist, dass Monika Hohlmeier einen Mitarbeiter sucht." Er bewarb sich im August vergangenen Jahres, trat die Stelle bei der Europaabgeordneten, die in Bad Staffelstein lebt, im Oktober an.

Grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten
Doch inzwischen hat man sich getrennt, der zum Juli auslaufende Vertrag wurde von ihr nicht verlängert, Bendels am Ende freigestellt. Zu den Details wollen sich beide nicht öffentlich äußern, doch es kam auch zu grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten, wie man mit dem Erbe von Franz Josef Strauß umgehen sollte, das räumen beide ein. Tochter und Ex-Mitarbeiter haben einen ganz unterschiedlichen Blick auf den baye rischen Politiker.

Wie Bendels zu Strauß steht, war schnell zu erkennen: Gerne bediente er sich, etwa auf Facebook, bei Strauß, verbunden mit Kommentierungen, wie er die Lage in der Partei einschätzt:

"Ich halte es für eine Zumutung, wenn der Bürger, der kommt, um vom Politiker Auskunft zu erhalten, mit nichtssagenden Floskeln bedient wird." - Franz Josef Strauß.

Und ich halte es für eine Zumutung, wenn die heutige Parteiführung versucht, die konservativen Mitglieder der CSU-Basis mit "nichtssagenden Floskeln" ruhigzustellen. Schlimmer aber noch sind jene "Pöstchen-Jäger" und glattgespülten Karrieristen, die den desaströsen, linken Richtungswechsel der Partei - aus purem Eigennutz - mittragen.

Bendels steht zu seinen markanten Sätzen: "War Franz Josef Strauß nicht einer der polarisierendsten Politiker?", stellt er in den Raum. Er trete gerne forsch auf: "Ich bin mir bewusst, dass ich mir damit nicht nur Freunde mache."

Nun, so gesehen gehört Monika Hohlmeier, unabhängig von den Differenzen, in der Zusammenarbeit nicht mehr zu seinen Freunden. Sie sagt, dass sie anders über das politische Vermächtnis ihres Vater denke und bei Bendels eher eine Art überhöhtes und nicht mehr zutreffendes Bayernbild sehe, das der Realität nicht entspreche. Das klingt fast so, als sehe sie Ben dels als Verfechter eines verstaubten Klischees.

Landrat geht auf Distanz
Der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner, der auch CSU-Kreisvorsitzender ist, geht etwas auf Distanz: "Ich denke, dass die Positionen, die David Bendels vertritt, nicht die einer großen Volkspartei sein sollten." Im Kreisverband selber sei Bendels mit seiner Mitwirkung an der Bildung des "Konservativen Aufbruchs" noch nicht weiter hervorgetreten.

Dafür wäre auch noch keine Zeit gewesen, sagt der 29-Jährige. Momentan sei man erst einmal dabei, sich eine Struktur zu geben. Rund 30 Personen, meist einfache Parteimitglieder, fanden sich am 14. Juni zu einer Art Gründungsversammlung in einem Hotel in Nürnberg zusammen.

"In den Koalitionverhandlungen nach der Bundestagswahl zeichnete sich ab, dass Kernanliegen der konservativen Politik aufgegeben werden." Die Haltung zur doppelten Staatsbürgerschaft, Mindestlohn und Frauenquote nennt Bendels als Beispiele.

Bendels: Keine Anti-Seehofer-Bewegung
Die überregionalen Medien schwenkten schnell auf eine Linie ein: Die Gruppe wurde als eine Art konservative Partisanentruppe im Kampf gegen Horst Seehofer etikettiert. Und oft tauchte dort der Name Bendels auf. Doch als Anti-Seehofer-Bewegung will Bendels den "konservativen Aufbruch" nicht sehen, auch wenn in einem Gründungsmanifest am Ende das Thema personelle Erneuerung auftaucht.

"Es gibt drei politische Flügel in der CSU - den christsozialen, den liberalen und den konservativen. Wir wollen diesen dritten Flügel wieder stärken."

Inzwischen hat man eine Homepage - technisch betreut von dem Altenkunstadter Max Böhling, für den Inhalt zeichnet Bendels verantwortlich. Wie es weitergeht? "Wir bekommen täglich 100 E-Mails mit Anfragen, wie man uns helfen kann, aber darauf können wir keine Antwort geben, weil wir noch kein Verein sind."

Auf einer weiteren Versammlung am 2. August in Oberbayern sollen weitere Schritte erörtert werden. Auch auf Facebook gibt es inzwischen eine Gruppe, die schon über 850 Likes bekommen hat.

Der Politologe aus Duisburg möchte trotz der Trennung von Hohlmeier in der Region bleiben. Seine Freundin stammt aus Oberfranken. Jetzt will er weiter an seiner Doktorarbeit schreiben. Der Obermain, Bendels wohnt in Reundorf, soll seine Heimat bleiben.

Und Parteichef Horst Seehofer? Der wird auf der Homepage mit einem Satz zitiert, der auf der Landesversammlung der Jungen Union vor wenigen Tagen in Bayreuth fiel: "Die CSU-Basisbewegung "Konservativer Aufbruch!" hat das gute Recht, sich für die Anliegen der konservativen Mitglieder unserer Partei einzusetzen."
Das klinge ja fast nach einer taktisch freundlichen Umarmung? "Ja", sagt Bendels und lacht.