Kleinere Höfe im Landkreis Lichtenfels bangen um Existenz

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Landwirt Christian Dinkel (2. von links) machte deutlich, dass er seinen Nebenerwerbsbetrieb nicht umrüsten könne. Foto: Andy Welz
Landwirt Christian Dinkel (2. von links) machte deutlich, dass er seinen Nebenerwerbsbetrieb nicht umrüsten könne.  Foto: Andy Welz

Bei der politischen Schlachtschüssel des BBV-Kreisverbandes gab es auch Kritik an den neuen Anforderungen für Güllelager.

Bei der traditionellen politischen Schlachtschüssel des BBV-Kreisverbandes in der Gaststätte "Zum Löwen" in Oberlangheim befürchtete Kreisobmann Michael Bienlein das Aus für kleine und mittlere Betriebe die bis zum Jahre 2020 die verschärften Anforderungen für Güllelager nicht erfüllen könnten. Die Bundesregierung wolle die Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) mit den Maßgaben des Bundesrates in Kraft setzen.
Betroffen wäre auch der Hof von Christian Dinkel in Uetzing. Dort überzeugten sich die BBV-Mitglieder, dass der Hof gar nicht in der Lage sei, einen zusätzlichen Sickerschutz unter dem Güllelager einzubauen. Die Gebäude verhinderten auch das Befahren mit großen Fahrzeugen. Der Hofinhaber machte deutlich, dass ein Umrüsten seines Nebenerwerbsbetriebes unwirtschaftlich sei und nicht infrage komme.

Ein weiterer Stolperstein für Christian Dinkel ist das mögliche Verbot der Anbindehaltung in Rinderställen. Tierschützer drohen Bauern mit Strafanzeige, da sie die artgemäße Bewegungsfreiheit in der Anbindehaltung so stark eingeschränkt sehen, dass den Rindern unnötige Leiden zugefügt werden. Der Kreisobmann hielt diese Begründung für falsch und wies darauf hin, dass die Bauern schon immer auf das Tierwohl bedacht seien. Er unterstrich, dass der Landkreis Lichtenfels auf kleinere Betriebe angewiesen sei, für die das Inkrafttreten der Anbindehaltung das Aus bedeuten würde. 60 Prozent der Höfe seien betroffen. "Und wer soll denn das Gras auf den Grünflächen fressen?", fragte er.
Michael Bienlein bedauerte das Fehlen der örtlichen Kommunalpolitiker. "Sie werben für Tourismus in einer Kulturlandschaft, die von uns Bauern gepflegt wird", stellte er fest. Er habe das Gefühl, den Vertretern des Landkreises und der Kommunen mangele es an Wertschätzung für den Bauernstand. Dagegen lobte er die anwesende Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner und den Landtagsabgeordenten Jürgen Baumgärtner (beide CSU), die sich für die Belange der Landwirtschaft einsetzten.
Der offenen Erdverkabelung von Gleichstromtrassen standen die Landwirte skeptisch gegenüber. BBV-Kreisgeschäftsführer Hans Rebelein sah zwar in der oft zitierten Erderwärmung kein gravierendes Problem, äußerte aber große Bedenken hinsichtlich der 51,5 Meter breiten Baubedarfsfläche. Darüber hinaus werde der Wasserhaushalt gestört. Natürliche Drainagewege würden unterbrochen, mit der Folge, dass der Boden austrockne. Kreisbäuerin Marion Warmuth bestätigte das anhand der Autobahn A73. Auch im Bereich nördlich von Lichtenfels seien beim Bau der Straße Wasserwege unterbrochen worden, die zum Absterben von Eichen gegenüber der Ortschaft Tiefenroth geführt hätten. Emmi Zeulner legte Wert darauf, dass Erdverkabelung nur in angrenzenden Wohngebieten erlaubt werden dürfe.
Kritik hagelte es auch beim Kulturlandschaftsprogramm (KULAP), bei dem Landwirten Ausgleichszahlungen für umweltschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen nicht gewährt werden. So würden sie Flächen dafür vorbereiten, bekommen dann aber kein Geld, weil die Fördertöpfe leer seien, wurde bemängelt. Geschäftsführer Rebelein plädierte dafür, die sogenannten Projektstufen abzuschaffen. Besonders missliebig sei, wenn der Landwirt für eine beantragte Fläche kein Geld bekomme und sie dann auch nicht mehr herkömmlich bearbeiten kann, wenn es die Jahreszeit nicht mehr zulasse. Jürgen Baumgärtner war erstaunt. Die Regelung sei mit den Spitzen des Bayerischen Bauernverbandes ausgehandelt worden. Danach werden Vorleistungen auch honoriert, war er überzeugt. Er vermutete hier Kommunikationsschwierigkeiten zwischen der BBV-Spitze und der Basis.
Auch das Thema Ausgleichszahlungen für Gänse- und Biberschäden an Gewässern stand in Oberlangheim zur Debatte. Es wurde als unsinnig bezeichnet, dass nur Schäden in Höhe von 2500 Euro zur Hälfte ausgeglichen werden. Da große Schäden aber bei den hierzulande kleinen Flächen nicht vorkommen, hätten die Landwirte davon nichts. "Auch hier wollen wir eine Neuregelung", wünschte sich der Kreisgeschäftsführer.
Erstaunt waren die Abgeordneten über die Erlöse für landwirtschaftliche Produkte. 2016 bekomme der Bauer für 100 Kilogramm Weizen rund 13 Euro, listete der Kreisgeschäftsführer auf. Eine Semmel koste derzeit 40 Cent. Davon erhalte der Landwirt 0,71 Cent. 15 Cent bekomme er für ein Kilo Mischbrot und 29 Cent für ein Kotelett. Bei der Milch seien es 7,5 Cent pro Viertelliter und bei 100 Gramm Kartoffeln gerade mal 0,7 Cent.