Junges Leben ins Altenheim

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Das ehemalige Altenheim der Maiacher Stiftung in der Nordgauerstraße in Lichtenfels steht seit Jahren leer, macht aber immer noch einen gepflegten Eindruck. Foto: Ramona Popp
Das ehemalige Altenheim der Maiacher Stiftung in der Nordgauerstraße in Lichtenfels steht seit Jahren leer, macht aber immer noch einen gepflegten Eindruck. Foto: Ramona Popp
Alexander Baumgardt und Georg Grebner (v.l.), Mitarbeiter im städtischen Bauhof, legen in einem der künftigen Krippen-Gruppenräume einen alten Vorhang zusammen. Foto: Anna Schaller, Stadt Lichtenfels
Alexander Baumgardt und Georg Grebner (v.l.), Mitarbeiter im städtischen Bauhof, legen in einem der künftigen Krippen-Gruppenräume einen alten Vorhang zusammen.  Foto: Anna Schaller, Stadt Lichtenfels
 

Der Stadt Lichtenfels fehlt es an Betreuungsplätzen für die Kleinsten. Die Nutzung eines Leerstandes wird Abhilfe schaffen.

Ins ehemalige Altenheim der Maiacher Stiftung sollen im kommenden Frühjahr zwei Krippengruppen einziehen. Der Hauptausschuss hat bereits einen entsprechenden Empfehlungsbeschluss abgegeben, der Baudurchführungsbeschluss steht auf der Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung am 14. September. Der Bauhof hat bereits mit vorbereitenden (Ausräum-) Arbeiten begonnen. Der BRK-Kreisverband ist bereit, als Träger der als Provisorium gedachten Einrichtung zu fungieren. Sechs Vollzeitkräfte wären dort einzusetzen. Geschäftsführer Thomas Petrak findet die für den Erdgeschossbereich im Flügel rechts des Eingangs vorgesehene neue Nutzung sehr sympathisch, zumal sich der Umbauaufwand in Grenzen halten würde. Die Räume seien hervorragend geeignet und erfüllten alle Maßstäbe. Und sie würden viel schneller zur Verfügung stehen als andere Lösungen.

Die Stadt Lichtenfels macht regelmäßig alle drei Jahre eine Bedarfserhebung für Kinderbetreuungsplätze. Hierbei gibt es natürlich Unwägbarkeiten. Die größte Lücke aber zeigt sich derzeit im Krippenbereich. 24 Kinder stehen hier aktuell auf der Warteliste für das nächste Kindergartenjahr. Das Projekt soll deshalb zügig angegangen werden. In der Nordgauerstraße sollen - wenn alles nach Plan läuft - schon ab April zwei Krippengruppen mit bis zu 30 Kindern betreut werden.

Wo sich im früheren Altenheim Büros, Mehrzweckraum, Kapelle sowie Gemeinschaftsflächen befanden, werden zwei Gruppen- und Schlafräume sowie die erforderlichen Wickel-, Sanitär- und Personalräume eingerichtet. Fenster und Fußbodenbeläge werden erneuert, neue Wasserleitungs- und Heizungsrohre verlegt. Im Altbestand war der Heizkreislauf entleert worden, um ein Auffrieren zu vermeiden. Ein Übergabepunkt für Fernwärme aus dem nahen Blockheizkraftwerk der Stadt ist vorhanden. Eine erste Kostenschätzung beläuft sich auf 267 000 Euro, Möbel und Brandmeldeanlage bereits eingerechnet. Das wäre in jedem Fall viel günstiger als ein Neubau.

Die Stadtverwaltung geht von einer Übergangslösung für schätzungsweise drei bis sechs Jahre aus, wie Pressesprecher Sebastian Müller zur Auskunft gibt. Überlegungen zu einer dauerhaften Nutzung des Gebäudes blieben davon unbeeinträchtigt. Wie diese auch aussehen wird: Was jetzt geschieht, sei definitiv keine Fehlinvestition, versichert BRK-Kreisgeschäftsführer Petrak. "Es macht so Sinn." Er hofft darauf, dass die Stadt die Anlage behält und darin, wie vor Jahren angedacht, Seniorenwohnungen geschaffen werden können. Das Rote Kreuz wäre hierbei immer noch gerne ein Partner.

Kommentar: "Der wichtige erste Schritt" Es war und ist für viele schmerzlich, das einstige Altenheim der Maiacher Stiftung über Jahre leerstehen zu sehen. Der immer wieder beschworene Investor, auf den man hofft, wollte sich bislang nicht einstellen. Und wenn er sich noch finden ließe, würde er dann sein Projekt nach den Erwartungen der Lichtenfelser ausrichten und hier Wohnungen für ältere Menschen mit kleinen Renten anbieten? Oder würde er - völlig legitim und nachvollziehbar - in erster Linie danach trachten, mit der Immobilie eine gute Rendite zu erwirtschaften?

Für die Stadt gestaltet es sich derweil viel aufwendiger als erwartet, genau aufzudröseln, was Stiftungsvermögen ist und was nicht. Mindestens bis Jahresmitte würde man damit beschäftigt sein, hatte der Stadtkämmerer im Winter angedeutet. Noch liegt der Abschluss nicht vor.

Wenn jetzt eine Zwischennutzung angegangen wird, lässt das aufhorchen. Zwar ist es keine im Sinne des Stiftungszwecks, denn das Ehepaar Nordgauer wollte ja, dass etwas für alte Menschen getan wird. Aber es ist ebenfalls eine soziale Aufgabe und man kann sich Jung und Alt sogar bestens nebeneinander vorstellen.

Investorensuche hin oder her: Die Stadt steht mit einer Zusage in der Pflicht, Möglichkeiten für Betreutes Wohnen zu schaffen. Die war schon vor mehr als zehn Jahren im Zusammenhang mit dem vom BRK getragenen Ersatzneubau für das aufgelassene Altenheim gegeben worden. "Lichtenfelser Modell" wurde das Konstrukt genannt.

Das nun angegangene Provisorium ist ein erster wichtiger Schritt in Richtung einer Umsetzung dieser Idee. Weil damit die Nutzung des Gebäudes selbst in die Hand genommen wird. Gegen die von mehreren Seiten immer wieder geforderte Gründung einer eigenen Wohnbaugesellschaft schien sich die Stadtführung bislang zu sträuben. Man hätte nicht genügend Wohnungen, dass sich eine eigenständige Verwaltungs-GmbH rentiere, so die Argumentation. Das mag zutreffend sein. Vielleicht aber kann man sich auch in dieser Frage auf die Stärke eines Miteinanders besinnen. Das Lichtenfelser Modell ist ein von mehreren Schultern getragenes. Wäre es bei einer städtischen Wohnbaugesellschaft nicht auch möglich, wie bei einem Zweckverband mit Partnergemeinden zusammenzuarbeiten? Andere Kommunen im Landkreis haben schließlich ähnliche Aufgaben. Der Bedarf an erschwinglichem Wohnraum, der auch für die Bedürfnisse älterer Menschen geeignet ist, wird nicht weniger.