"Jugend musiziert" in Lichtenfels: Wo das "Pssst!" für alle gilt

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Eine Mutter spricht ihrer Tochter vor dem Eintreten in den Prüfungsraum Mut zu. Eine Umarmung muss dazu reichen, denn es gilt das Pssst.
Eine Mutter spricht ihrer Tochter vor dem Eintreten in den Prüfungsraum Mut zu. Eine Umarmung muss dazu reichen, denn es gilt das Pssst.
Jugend musiziert - aber wo? Die Tafel zeigt an, dass im gesamten unteren Stockwerk die Musik vorherrscht.
Jugend musiziert - aber wo? Die Tafel zeigt an, dass im gesamten unteren Stockwerk die Musik vorherrscht.
 
Lea Gießer bereitet sich vor. Sie und Beethoven gegen eine Jury für "Jugend musiziert". Fotos: Markus Häggberg
Lea Gießer bereitet sich vor. Sie und Beethoven gegen eine Jury für "Jugend musiziert". Fotos: Markus Häggberg
 

Ein Blick hinter und vor die Türen von "Jugend musiziert" offenbart Befindlichkeiten vor und nach der musikalischen Prüfung. Nicht selten endet die mit Tränen.

Die Anweisung galt unbedingt: keine Fotoaufnahmen während der Prüfung! Sie galt am Samstag für 60 Kinder in der Herzog-Otto-Schule. Dort fand der Vorentscheid für "Jugend musiziert" statt. Streiflichter aus einem traditionellen Wettbewerb.
Ausgerechnet er. Harald Kotschenreuther ist selbst Musiklehrer für Akkordeon und Keyboard an der Heinrich-Faber-Musikschule und kann dem Wettbewerb auch komische Seiten abgewinnen. Er muss herzlich lachen, wenn er an die Vorbereitungszeit seiner eigenen Kinder auf "Jugend musiziert" denkt. "Dadurch, dass die zwei Stunden am Tag Gitarre und Cello üben, hörst du das Zeug auch dann, wenn keiner übt - das ist Folter, wenn man's genau nimmt. Und dann (wenn sie gewinnen) kommen sie zum Landeswettbewerb - da hört ja nie auf."

Kinder spielen, Eltern essen

In der Caféteria der Schule trifft man Eltern und Geschwister der Prüflinge.
Dort spielen Kinder mit Murmeln und essen Eltern Kuchen. Auch ein Herr Illies aus Coburg ist da, denn der Regionalentscheid gilt für die Kreise Coburg, Kronach und Lichtenfels. Illies? Wie der Schriftsteller Florian Illies von Generation Golf? "Ich bin der Bruder", sagt der Mann lächelnd und wird später seine Söhne am Klavier und an der Blockflöte spielen sehen und hören. Die Caféteria ist ein gut besuchter Ort.
Nahezu das gesamte untere Stockwerk ist vorgesehen. Überall Übungs- und Wertungsräume, in den Räumlichkeiten der Musikschule ohnehin, aber auch im E2, dem schulisch genutzten Musikraum. Am Eingang steht eine Tafel für die Ankömmlinge, sie hilft bei der Orientierung. Am Tisch sitzen drei Juroren. Sie machen Vermerke in Bögen, sind nicht selten Orchestermusiker, haben einen langen Tag vor sich und dürfen in der Konzentration nicht nachlassen. Kind um Kind spielt ihnen vor. Eine Jurorin legt ihre Ansicht zur Ethik beim Prüfen dar: "Man muss sich bewusst machen, dass das für die Kinder das Allerwichtigste ist, dann geht das schon." Es ist 9 Uhr, als Lea Gießer aus Lichtenfels ihre Armbanduhr abnimmt und auf den Klavierdeckel legt und ein Metronom einschaltet.
Der 14-Jährigen steht Beethoven bevor, genauer gesagt das, was Beethoven sich zu Mozart einfallen ließ. Ganz genau: Variationen zu einem Thema aus der Zauberflöte. "Ich habe jetzt noch eine Stunde und zehn Minuten Zeit - genug Zeit", kommt das Mädchen mit sich überein. Genug Zeit bis zur Wertung, bis zum Vorspielen. Aufgeregt ist sie nicht, ambitioniert schon.
25 Punkte, das ist die Höchstzahl, die sich erreichen lässt. Sie kann von allen erreicht werden, theoretisch. Dann hätten alle einen ersten Platz und könnten zum nächst höheren Entscheid weitergereicht werden. Aber das trifft natürlich nicht ein, denn nur der erste Preis berechtigt und viele scheitern. Und dann gibt es Tränen. Manche Kinder klagen sehr laut.