Josef Sanfilippo und Franz Jahn bauten einen Jagdroller. Das Unikat wird heuer die Attraktion des Vespa-Treffens am 21. Juli in Kaltenbrunn sein. Mit viel Heiterkeit präsentieren die Vespa-Freunde ihre neueste Kreation.
Jeder Mensch hat Träume. Manche Träume bleiben unerfüllbar, andere lassen sich realisieren. Beim Verwirklichen eines Traums von Josef Sanfilippo halfen seine Freunde ein wenig nach. Und das kam so:
Josef Sanfilippo ist Besitzer des Restaurants "La Stazione" im Kaltenbrunner alten Bahnhof. Als es darum ging, mit welchem Geschenk man ihm zum 50. Geburtstag eine Freude machen könnte, überlegten seine Freunde und seine Familie hin und her. Im gemütlicher Runde, bei Rotwein und Pasta, kamen sie auf die Idee, ihm eine restaurierte Vespa zu schenken.
"Die Überraschung war perfekt", sagt Franz Jahn, "und der Stachel saß" - denn Josef Sanfilippos Sammelleidenschaft war geweckt. Inzwischen hat er 23 Vespas. Fürs ungeübte Auge sind sie einander ähnlich und unterscheiden sich lediglich in der Farbe.
Ein Kenner wie Josef Sanfilippo weiß jedoch die Sprache der Details zu deuten und daraus Baujahr und Motorleistung abzulesen.
Vom Vespa-Virus infiziert Die himmelblaue Geburtstags-Vespa wurde zum Maskottchen einer anfangs kleinen Fan-Gemeinde, die jedoch rasch wuchs. Längst ist daraus eine lose Vereinigung namens "Vespa prima Franken" geworden, dessen jährliche Vespa-Treffen in Kaltenbrunn bereits Kultstatus besitzen. Um die 200 Fahrzeuge sind dabei zu sehen und bis zu 1000 Besucher werden gezählt.
Dabei hatte Josef Sanfilippo seine Vespa-verrückten Freunde zuvor stets liebevoll geneckt, erzählt Franz Jahn. "Ihr mit eueren blöden Mopeds, ich schneid' sie alle zusammen und hau' sie auf die Pizza!", habe er gefrotzelt. Tief in seinem Herzen aber war Josef Sanfilippo immer ein Bewunderer der kleinen, wendigen Motorroller.
Das Design des Rollers und der kernige Klang des Motors wecken nostalgische Gefühle in ihm. "Mein Onkel ist in Sizilien früher damit zur Jagd gefahren", sagt der 54-Jährige.
In einem Buch entdeckte er überdies eine Werbegraphik, auf der ein sichtlich erfolgreicher Jäger mit der Vespa nach Hause knattert. Das brachte den Gastronomen auf eine Idee: Eine "Vespa cacciatore", eine Jäger-Vespa, musste her. Wie König Ludwig II. seinen Traum von Schloss Neuschwanstein, malte sich Josef Sanfilippo die Details des Jagdrollers im Geiste aus: Die Rückspiegel eingebettet in Damwildschalen, ein Jagdhorn als Tröte, ein Vorsteherhund statt der üblichen Kotflügelfinne (beim Auto würde man sagen: als Kühlerfigur), der Auspuff in Form einer doppelläufigen Flinte (James Bond lässt grüßen!) und als Emblem die Hauer eines Keilers.
Natürlich durfte die Halterung für die Flinte nicht fehlen, und für die beiden Sitzbezüge kam nur eine Damwilddecke in Frage.
Was er beim einen oder anderen Glas Rotwein ersonnen hatte, besprach Josef Sanfilippo mit seinem Freund Franz Jahn aus Gleußen, ebenfalls einem Vespa-Liebhaber. Denn schließlich galt es, zum Vespa-Treffen 2013 wieder eine Themen-Vespa zu bauen, wie das in den Vorjahren auch schon immer geschehen ist. Die "Campari"-, die "Europa"- und die "Bella Italia"-Vespa stehen inzwischen als Schmuckstücke im Ristorante "La Stazione".
Franz Jahn machte sich ans Werk. In seiner Werkstatt entstand ein Unikat, das alle genannten Details besitzt. "Jeder, der sammelt, hat einen Spleen", sagt der 52-Jährige und grinst.
"Aber wenn zwei Sammler zusammen sind, gibt Minus und Minus einfach Plus", scherzt der Autor Helmut Vorndran, der den Vesperados nahesteht, obwohl er keine Vespa, sondern einen modernen, dreirädrigen Roller pilotiert und sich damit den Spott ("mit Stützrädern") der anderen zuzieht.
Die Vespa als Zeitmaschine Eine Vespa, sagt Franz Jahn, biete pure Freude, ja sie sei sogar eine kleine Zeitmaschine. Auf der Vespa sei man in einer anderen Dimension: "Wer mit der Vespa fährt, hat ein anderes Lebensgefühl und kriegt was mit von seinem Umfeld und von der Natur." Helmut Vorndran flachst: "Das sind Oldtimer, die man noch bezahlen kann - der Bugatti des kleinen Mannes." Für Josef Sanfilippo bedeutet die Vespa hingegen schlicht "dolce vita", denn er fährt seine Vespas nur zur Entspannung. "Das ist die pure Entschleunigung", wirft Helmut Vorndran ein.
Begeistert von der neuen "cacciatore" ist auch Josefs Sohn Domenico. Der 25-Jährige ist selbst Jäger, wenn auch kein Sammler. "Das war früher ganz normal, mit einem Zweirad zur Jagd zu fahren", sagt er und erinnert an Ostdeutschland, wo Nimrods einst auf der "Schwalbe" ausflogen, um Schwarzkitteln nachzustellen. Dass sie damit jedoch leibhaftige Keiler von der Pirsch nach Hause transportierten, ist wohl italienisches Jägerlatein.
Nachdem Josef Sanfilippo sich mit der "cacciatore" einen Traum erfüllt hatte, fehlte als i- Tüpfelchen noch das besondere Tröpfchen zum Anstoßen. Das Etikett geisterte ihm bereits im Kopf herum: Jenes Plakat des Jägers auf der Vespa. Und weil ein schwerer Rotwein am besten zu Wild passt, trieb er einen wunderbaren Nero d'Avola auf, den er entsprechend etikettierte.
6.
Vespa-Treffen
Ort und Zeit Das Vespa-Treffen beginnt am Sonntag, 21. Juli, um 10 Uhr im und am alten Bahnhof, dem Restaurant "La Stazione", in Kaltenbrunn
Fahrzeuge Dazu werden rund 200 Fahrzeuge erwartet. Zwei Ausfahrten (für Vespas bis 50 Kubikzentimeter und für Vespas über 50 Kubikzentimeter) führen in die nähere Umgebung
Rahmenprogramm Eine große Tombola mit Gewinnen rund um die Vespa findet ebenso statt wie die Fahrzeugprämierung