Inszenierung mit Witz und Temperament

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Beim Prinzen Orlofsky trifft sich eine illustre Gesellschaft - Szenenbild aus der Sommeroperette auf der Staffelsteiner Seebühne. Gerda Völk
Beim Prinzen Orlofsky trifft sich eine illustre Gesellschaft - Szenenbild aus der Sommeroperette auf der Staffelsteiner Seebühne. Gerda Völk
Gabriel von Eisenstein (Eugene Amesmann) nimmt Abschied von seiner Gemahlin Rosalinde (Ute Ziemer).Gerda Völk
Gabriel von Eisenstein (Eugene Amesmann) nimmt Abschied von seiner Gemahlin Rosalinde (Ute Ziemer).Gerda Völk
 
Ein grandioser Regie-Einfall einen Darsteller im Schlauchboot auf dem See zu schicken.Gerda Völk
Ein grandioser Regie-Einfall einen Darsteller im Schlauchboot auf dem See zu schicken.Gerda Völk
 
Ausgerüstet mit wetterfester Kleidung waren die Besucher zur Premiere der "Fledermaus" gekommen. Gerda Völk
Ausgerüstet mit wetterfester Kleidung waren die Besucher zur Premiere der "Fledermaus" gekommen. Gerda Völk
 

Bei widrigem Wetter fand am Samstag auf der Staffelsteiner Seebühne die Premiere der Coburger Sommeroperette statt. Gegeben wurde "Die Fledermaus".

Man belügt und betrügt sich und gibt letztlich dem Alkohol die Schuld. Die feine Gesellschaft lässt die Champagnerkorken knallen, der kleine Mann hingegen spricht den härteren Dingen in Form eines Obstlers zu. Auch er hat eine Ausrede parat. Man erlebt Verwechslungen, Verkleidungen und Liebeleien im Walzertakt. Nach einigen Irrungen und Wirrungen trifft sich am Ende die ganze Festgesellschaft im Gefängnis wieder.

Zum 25-jährigen Bestehens präsentierte die Coburger Sommeroperette erstmals auf der Seebühne im Kurpark von Bad Staffelstein die Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauss. Die Premiere am Samstagabend litt etwas unter den Wetterbedingungen. Während es zu Beginn der Vorstellung noch regnete, blieb der mittlere Teil der Aufführung weitgehend trocken, allerdings öffnete der Himmel gegen Ende seine Schleusen vollends.

Der Spielfreude des Ensembles tat dies jedoch keinen Abbruch. Das Publikum erlebte eine wunderbare Inszenierung, spritzig wie Champagner mit zahlreichen Regie-Einfällen und mit einer gehörigen Portion Witz und Temperament. Bad Staffelsteins Bürgermeister Jürgen Kohmann (CSU) und seine Frau Rita, nahmen den Regen gelassen: "Seit sechs Wochen ruft jeder nach Regen - wenn der dann kommt ist es auch nicht recht." Vielleicht lag es am himmlischen Beistand, Stadtpfarrer Georg Birkel sprach einen Segen, weshalb die Besucher den größten Teil der Vorstellung dann doch im Trockenen saßen.

Zur Handlung: Gabriel von Eisenstein (Eugene Amesmann) muss eine Arreststrafe von fünf Tagen wegen Beleidigung einer Amtsperson antreten. Doch bevor es soweit ist, möchte er noch die gute Fränkische Küche genießen. Sein letztes Abendmahl bestellt er sich im Gasthof "Adam Riese", bevor dieser endgültig seine Tore schließt. Neben einigen opulenten Bräten sind auch Schäufele mit Sauerkraut und ein kleiner Salat dabei, man muss ja schließlich auf die Figur achten. Zum Nachtisch gibt es zwei ausgezogene Krapfen.

Da betritt Gabriel von Eisensteins Freund, Dr. Falke (Alois Walchshofer), die Szenerie, der vorschlägt sich in der Nacht zuvor noch einmal beim Prinzen Orlofsky (Adelheid Brandstätter) zu amüsieren. In Wirklichkeit will sich Dr. Falke für einen früheren Streich Eisensteins revanchieren. Vom Plan, sich vor dem Haftantritt noch einmal zu amüsieren, darf seine Gemahlin, Rosalinde von Eisenstein (Ute Ziemer), nichts wissen. Diese kommt dem Wunsch des Stubenmädchens Adele (Alice Waginger) nach, das vorgibt, eine kranke Tante zu besuchen - und gibt ihr frei.

Unterdessen kommt Alfred (ein schöner Regie-Einfall) in einem Boot angerudert und möchte sich mit Rosalinde vergnügen. Um nicht aufzufliegen, gibt sich Alfred als Eisenstein aus, als ihn der Gefängnisdirektor Frank (John Sweeney) abholen will. Beim Prinzen Orlofsky treffen sich alle wieder: Adele im schönsten Kleid ihrer Herrin als junge Künstlerin Olga, Rosalinde von Eisenstein mit einer Maske vor dem Gesicht wird als ungarische Gräfin in die Gesellschaft eingeführt; ihr Gatte stellt sich als Marquis Renard vor, der Gefängnisdirektor Frank wird zum Chevalier Chagrin. Um nicht aufzufallen, werfen sich beide französische Begriffe an den Kopf. Als ungarische Gräfin gelingt es Rosalinde, ihrem Gatten eine Taschenuhr abzunehmen, die sie in ihrem Ausschnitt verschwinden lässt. Damit möchte sie ihn der Untreue überführen. Vergeblich fordert er die Demaskierung der Schönen.

Opulent sind auch das Bühnenbild der Sommeroperette und die Kostüme der Darsteller. Erwähnenswert auch die Rechenkünste des Amtsdieners Frosch, der sich lieber ein Schnapserl mit 40 Prozent gönnt, als sein Geld für 0,4 Prozent Zinsen auf die Bank zu tragen. Es gibt noch mehr solcher Beispiele, die für manch einen Lacher beim Publikum sorgten. Regisseur Gernot Kranner hatte seiner Inszenierung alles Schwere genommen und sich so manches "Zuckerl" gegönnt.

Am Ende klärt sich alles auf. Das Publikum ist hoch zufrieden. Bis zum 12. August sind noch elf Vorstellungen vorgesehen. Dann hoffentlich bei schönerem Wetter. Die nächste Vorstellung ist am kommenden Mittwoch.