Die meisten, die in unserer Umfrage sagen sollten, ob sie gute Vorsätze fürs neue Jahr gefasst hätten, sagten, sie seien mit ihrem Leben so zufrieden, dass sie keinen Anlass dafür sähen, etwas zu ändern. Unser Mitarbeiter Markus Häggberg macht sich dazu seine eigenen Gedanken.
Vorsätze zum neuen Jahr scheinen aus der Mode gekommen zu sein. Eine Umfrage des Fränkischen Tags lässt darauf schließen. Kaum jemand nahm sich ernsthaft etwas vor. Manche aber doch.
Der Rentner Klaus Fugmann (Lichtenfels) hat sich einen festen Vorsatz genommen: "Ich werde wieder nicht sparsamer leben!" Denn: "Ich glaube nicht, dass man sich aufgrund von Vorsätzen zur Jahreswende ändert - tu es oder lass es bleiben!"
"Wir möchten auf Kurs bleiben" Kerstin Hahn und Michael Kniel sind Fürther, die nach Lichtenfels einen Ausflug unternommen haben. "Vorsätze habe ich keine", sagt die Hausfrau. Weil: "Wenn es an der Zeit ist, dann macht man was." Der Mann aus der IT-Branche ergänzt: "Wir haben Silvester zum Anlass genommen, Bilanz zu ziehen.
Und wir finden, es ist alles gut, wir möchten auf Kurs bleiben."
Der Tochter einen Job verschaffen Einen Grund für Veränderung gibt es bei Rudi Hofmann. Der Vorsitzende des ACL-Fanclubs möchte helfen. Seiner Tochter. "Ich hoffe, dass ich ihr einen Job verschaffe und den ACL-Club erfolgreich weiterführen kann."
Uwe Held braucht keine Vorsätze. "Man hält sich ja doch nicht dran", sagt er. Er nimmt sich vor, sich nichts vorzunehmen.
Frank Ziegler ist Lebenscoach. "Da ich generell keine Ziele habe, konnte aus den alten auch nichts werden", sagt er augenzwinkernd. Dennoch hat sich zum Jahreswechsel etwas ergeben. Der Mann macht ab gestern Sport auf seinem Trimm-Rad im Wohnzimmer und radelt gegen den Blutdruck an. Dass das mit dem Jahreswechsel zu tun hat, streitet er ab.
Vielmehr sei die Gelegenheit nun günstig, weil er in seiner neuen Wohnung endlich den Platz für so etwas gefunden habe.
Und wie war Markus Häggbergs 1. Januar? Der erste Fehlschlag im neuen Jahr Jahr ist eingetroffen, denn ich habe verschlafen. Eigentlich wollte ich ab jetzt immer mit den Hühnern aufstehen, aber Marie und Claudette liegen noch in den Federn. So stehe ich eben alleine in der Küche und koche uns Kaffee. Aber eigentlich wollte ich den Kaffeekonsum auch einschränken. Wie ich das hier so schreibe, stelle ich fest, dass das so oft für den Ausweis von Inkonsequenz gehaltene Wort "eigentlich" schon zweimal aufgetaucht ist. Eigentlich wollte ich Inkonsequenzen im neuen Jahr nämlich auch vermeiden, aber so ist das wohl mit den Vorsätzen. In der Mitte des Lebens stehend hat man ja schon so einige Vorsätze umzusetzen versucht. Einerseits.
Andererseits steht man nun (im besten Falle) in der Mitte des Lebens und sollte sich die zweite Hälfte so klug wie möglich gestalten. Aber was ist schon immer klug? Ein Freund von mir nahm sich zu einem Jahreswechsel einmal - um seine Ehe zu retten - vor, Missstände anzusprechen. Bald darauf war er geschieden.
Depressionen pflegen Ein anderer pflegte von Anfang September bis zur Mitternacht des 31. Dezembers konsequent seinen Missmut und seine Depressionen. "Ab Punkt 0:00 Uhr bin ich ein anderer Mensch", sagte er. Punkt 0:00 Uhr schwang seine Stimmung plötzlich um, weil er schon von langer Hand plante, sich ab da nicht mehr seinen Stimmungen zu überlassen. Er blieb so ziemlich das ganze Jahr gut drauf und gewöhnte sich daran.
Ein anderer wiederum wollte ein ernsthafter Herr werden - jetzt hat er gar keinen Spaß mehr am Leben.
Offenbar ist es nicht immer einfach, Herr über den sinnvollen Grad der eigenen Veränderung zu bleiben, und möglicherweise können Vorsätze gar eine eigene Dynamik gewinnen. Wie gut, dass es im Leben nicht nur Freiwilligkeiten und eigene Absichten, sondern auch Pflichten und Verantwortlichkeiten gibt, die einen festen Rahmen vorgeben und den Menschen vor allzu großen Umbrüchen bewahren. Ich bringe den Hühnern jetzt erstmal pflichtgemäß ihren Kaffee und dann gehen wir shoppen.