In einer Ausstellung sehen echte Spuren der Zeit wie gemalt aus

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Zeitzeugen nennt die Künstlerin Gabriella Héjja die Bilderserie, die bei ihren Wanderungen durch ihre fränkische Wahlheimat entstanden ist. Foto: Gerda Völk
Zeitzeugen nennt die Künstlerin Gabriella Héjja die Bilderserie, die bei ihren Wanderungen durch ihre fränkische Wahlheimat entstanden ist. Foto: Gerda Völk

Die Künstlerin Gabriella Héjja erlebt in Franken nicht nur schöne Feste. Was sie besonders fasziniert in der Region, können sich Besucher jetzt anschauen.

Sandsteinmauern, an denen der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen hat, ein betagtes Gemäuer, das zum Verkauf steht oder eine alte Tür mit einem Plakat, das auf eine längst vergangene Veranstaltung hinweist: Die Fotografin Gabriella Héjja hält das Vergängliche in ihren Bildern fest. Die Spuren des stetigen und unaufhörlichen Voranschreitens der Zeit im Bild darzustellen, ist ein zentrales Anliegen der Fotografin.

Unter dem Titel "Wandsichtssache, bröckelnde Fassaden Europas" sind zwei Bildserien der in Erlangen lebenden Künstlerin noch bis zum 26. Juni in der Galerie der Kunst- und Kulturinitiative Lichtenfels (Kuki) in der Spitalpassage zu sehen. Zur Vernissage am Sonntag konnte Hausherr Joachim Hildebrandt Gäste und die Künstlerin selbst begrüßen. Als Kulturreferent der Stadt Lichtenfels sprach Stadtrat Arnt-Uwe Schille (SPD) in Vertretung für Bürgermeister Andreas Hügerich.
Von den ausgestellten Bildern habe ihn besonders der Charme der Detailansichten fränkischer Häuser fasziniert. Darauf ging auch Michael Lechner aus Bamberg in seiner Einführung zu Werk und Künstlerin ein. Gabriella Héjjas Bildsprache ließe Platz für eigene Interpretationen. "Ihre künstlerischen Detailaufnahmen regen die Fantasie an", sagte Lechner.

Die 1975 in Ungarn geborene Fotografin lebt seit 2003 in Deutschland. Seit 2006 ist sie Leiterin der Galerie Treppenhaus in Erlangen. Héjjas Bildserie "Spuren der Zeit" ist zwischen 2009 und 2016 in fünf europäischen Ländern, in Deutschland, Frankreich, Italien, Tschechien und Ungarn entstanden.


Franken als Wahlheimat

Anfangs hat die Fotografin die digital erstandenen Aufnahmen noch in schwarz-weiß ausgedruckt. Später hat sie die subtile Farbgebung der bröckelnden Fassaden entdeckt, die die Wirkung der Detailaufnahmen von morbider Schönheit verstärkt. Als ausgesprochen schwierig bezeichnet die Künstlerin die Auswahl der Bilder für die Ausstellung in Lichtenfels.

Aus über 100 Motiven hat sie schließlich 28 ausgewählt, die einen Querschnitt ihrer Arbeit der letzten Jahre zeigen. Die Detailaufnahmen von Gebäuden - oft sind es historische Bauwerke - haben nicht nur dokumentarischen Charakter, sie regen durch ihre vielfältigen Formen und Strukturen auch die Fantasie des Betrachters an. Héjjas zweite Bilderserie Zeitzeugen ist auf ihren Wanderungen durch ihre fränkische Wahlheimat entstanden.
Ihrer Ansicht nach liegt die Schönheit Frankens nicht nur in den blühenden Landschaften, den Menschen und ihren Festen, sondern auch im Detail. Ihre Aufnahmen von Fenstern, Türen oder Hauswänden erzählen Geschichten von längst vergangenen Zeiten. Im Gegensatz zur Serie Spuren der Zeit wählt die Künstlerin diesmal kein großes Format, sondern mit 12 auf 18 Zentimeter ein deutlich Kleineres. Durch den Ausdruck auf Aquarell- oder Büttenpapier sehen die Aufnahmen auf den ersten Blick wie gemalt aus. "Es sind Zeitdokumente und sollen auch nicht mehr sein", sagt die Künstlerin.