Imker: Immer schmerzen die Verluste

2 Min
Brutbeginn im Bienenvolk. Auf der Wabe ist die Königin zu sehen. Sie hebt sich durch eine vom Imker angebrachte farbige Markierung am Rücken, mehr aber noch durch ihren besonders langen Hinterleib von den anderen Bienen ab.
Brutbeginn im Bienenvolk. Auf der Wabe ist die Königin zu sehen. Sie hebt sich durch eine vom Imker angebrachte farbige Markierung am Rücken, mehr aber noch durch ihren besonders langen Hinterleib von den anderen Bienen ab.
Auf einem weißen Blatt Papier ist in der Bildmitte die abgestorbene, dunkel glänzende, knapp zwei Millimeter große Milbe neben winzigen Tröpfchen von Feuchtigkeit oder Wachsstückchen gut zu erkennen. Fotos: Ramona Popp
Auf einem weißen Blatt Papier ist in der Bildmitte die abgestorbene, dunkel glänzende, knapp zwei Millimeter große Milbe neben winzigen Tröpfchen von Feuchtigkeit oder Wachsstückchen gut zu erkennen.  Fotos: Ramona Popp
 
Reger Betrieb am Flugloch
Reger Betrieb am Flugloch
 
Imker Stefan Ruppenstein kontrolliert den Zustand seiner Bienenvölker.
Imker Stefan Ruppenstein kontrolliert den Zustand seiner Bienenvölker.
 
Jede Blüte ist jetzt willkommen: Honigbiene auf einem Schneeglöckchen.
Jede Blüte ist jetzt willkommen: Honigbiene auf einem Schneeglöckchen.
 
Der Imker kontrolliert jetzt seine Bienenvölker.
Der Imker kontrolliert jetzt seine Bienenvölker.
 

Die Imker kontrollieren jetzt die Völker und geben Hilfestellung für ein Wiedererstarken nach dem Winter. Von bis zu 30 Prozent Verlusten ist die Rede im Landkreis Lichtenfels.

Es ist ein sonniger Nachmittag und am Bienenhaus summt es. Vor den Fluglöchern sieht man Arbeiterinnen mit leuchtend gelben oder orangefarbenen "Höschen" zurückkommen. Das ist der Blütenpollen, den sie an Frühblühern wie Haselnuss oder Erle gesammelt und in kleine Vertiefungen an ihren Hinterbeinen gestreift haben. Im Bienenvolk wird diese Fracht für die Aufzucht der Brut dringend benötigt. Innen im Bienenstand macht Imker Stefan Ruppenstein gerade einen seiner regelmäßigen Kontrollgänge. Er öffnet jeden einzelnen Kasten, in dem jeweils ein Volk untergebracht ist, und sieht nach, ob in den Waben genug Futter vorhanden ist.

Die Bienen lassen das ruhig und gelassen geschehen, sie fliegen nicht auf, zeigen keinerlei Angriffslust. Einen Schutzanzug oder Handschuhe braucht Ruppenstein nicht. Dieses wunschgemäße Verhalten ist für ihn auch ein Zeichen dafür, dass die Völker für die Zucht geeignet sind. Auf einer der Waben ist die Königin zu sehen. Sie hebt sich durch ihre Größe von den anderen Bienen ab. Eierlegen ist ihre Aufgabe, und jetzt ist Brutbeginn. In vielen Wabenzellen erkennt man am Grund winzige, weißliche Eier. Nebenliegende Zellen sind fast ganz ausgefüllt von deutlich sichtbaren, weiß-glänzenden Larven, etwa zehn Tage alt.

Doch etwas trübt die Idylle dieses geordneten Bienenlebens. Es ist die Varroamilbe, die schon die Winterbienen geschwächt hat und jetzt auf die neue Brut lauert. Anhaltspunkte darauf, wie stark der Befall ist, gibt ein weißes Blatt Papier, das der Imker unter die senkrecht angeordneten Waben gelegt hat. Neben winzigen Wachsstückchen, die ab und zu herunterfallen, kann man auch manches abgestorbene Exemplar der dunkel glänzenden, knapp zwei Millimeter großen Milbe sehen. 1977 wurde sie erstmals in Deutschland nachgewiesen, seither leben und sterben Bienenvölker mit ihr. Die Imker wissen um Behandlungsmethoden, versuchen, ein Gleichgewicht zu halten, aber zu Verlusten kommt es trotzdem alle Jahre wieder.

In diesen Tagen sieht alles ziemlich gut aus im Bienenhaus. Die Völker sind ausreichend stark für die Brutphase. Aber die kritischste Zeit kommt erst noch, wenn die Altbienen absterben und Jungbienen noch nicht in ausreichender Zahl vorhanden sind. "Heuer wahrscheinlich Mitte April", meint Stefan Ruppenstein. Deshalb sollte man bei Futterengpässen jetzt möglichst durch Umschichten und Zusammenrücken von Waben für gute Startbedingungen sorgen.

"Jedes Volk, das eingeht, schmerzt einen Imker", sagt Ruppenstein, der dieses naturverbundene Hobby seit seiner Jugend ausübt. Als Kreisvorsitzender gibt er sein Wissen gerne weiter, freut sich darüber, wenn Nachwuchsimker die Faszination Honigbiene für sich entdecken. Auch wenn Rückschläge nicht ausbleiben.

Was jeder für die Bienen tun kann - ein Interview


Kreisversammlung der Imker

Bei der Kreisversammlung der Imker am Sonntag, 29. März, wird das Spannungsfeld Landwirtschaft - Imkerei in den Blickpunkt gerückt. Thomas Gieger aus Klosterlangheim wird über das Thema Pestizid-/Insektizid-Einsatz sprechen. Der Landwirt aus Klosterlangheim ist Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Beratungsorganisation LBO e.V. und berät mehr als 200 Kollegen in Nordbayern über den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln. Er wird in seinem Vortrag die Auflagen erläutern, die hierbei eingehalten werden müssen, zum Beispiel ein Ausbringen am späten Abend, nach dem Bienenflug. Außerdem wird er darlegen, dass der Einsatz chemischer Spritzmittel erst bei einem genau ermittelten, hohen Schädlingsaufkommen aus wirtschaftlichen Gründen angeraten wird. Der Rapsglanzkäfer etwa könne ansonsten die Hälfte der Ernte zunichte machen.
Eingeladen wurde Thomas Gieger vom Kreisvorsitzenden der Imker, Stefan Ruppenstein, dem an einem vernünftigen Miteinander und gegenseitigen Verständnis zwischen Landwirten und Imkern gelegen ist.
Beginn der Veranstaltung im Gasthof Fischer in Mistelfeld ist um 14 Uhr.