Imker streben nach sanftmütigen und robusten Bienenvölkern. Die Züchtergruppe Lichtenfels widmet sich der gezielten Einflussnahme darauf über die Bienenkönigin. Bei einem Tag der offenen Tür geben sie Einblicke in ihr Hobby.
Die Königin bestimmt das Wesen des ganzen Volkes. Eine einzige von vielleicht 40.000 Bienen kann alles verändern. Nur sie sorgt mit befruchteten Eiern für Nachkommen. Deshalb widmen Imker dieser besonderen Biene auch besondere Aufmerksamkeit. Maren Burger-Oppel ist seit sechs Jahren Imkerin.
Die 35-Jährige sagt über sich selbst, sie befände sich noch in der Lehre. Auf dem Vereinsgelände der Lichtenfelser Imker hat sie zwei Bienenvölker stehen. Dort erledigt sie die Arbeiten, die gerade zu tun sind, bei regelmäßigen Treffen unter der Aufsicht ihres Imker-Paten. Anschließend kümmert sie sich auf die gleiche Weise um die vier Völker daheim in ihrem Garten in Mannsgereuth. Inzwischen hat es ihr auch die Königinnenzucht angetan, die vom Imker-Kreisverein seit etwa fünf Jahren intensiv betrieben wird. "Das ist einfach noch mal eine Steigerung, quasi die Königsdisziplin, wenn man es nicht nur der Natur überlässt, welche Eigenschaften die Bienen haben", findet sie.
Als gute Eigenschaften zählen bei den Bienen vor allem Sanftmut und Wabensitz. Sie sind dann überhaupt nicht angriffslustig und fliegen kaum hoch, wenn der Imker ihre Behausung öffnet, um nach dem Rechten zu sehen, notwendige Arbeiten zu verrichten oder Honig zu entnehmen.
Die gewünschte Wesensveränderung in einem Bienenvolk kann man schon wenige Wochen nach dem Einsetzen einer Königin aus entsprechender Zucht beobachten. Nach 21 Tagen sind nämlich die ersten Nachkommen aus den Eiern der neuen Königin geschlüpft. Sie verlassen erst nach drei Wochen den Stock zum Sammeln von Nektar und Pollen, zuvor haben sie andere Aufgaben. Das bedeutet, dass gerade diese jungen Bienen für den Imker beim Nachschauen wahrnehmbar sind.
Ob ein Volk zur Schwarmbildung neigt - was Imker vermeiden möchten - und wie es die vorgeschriebenen Behandlungen gegen die stets belastende Varroa-Milbe verträgt, sind weitere Eigenschaften, die vererbt werden können. Schließlich auch noch der Honigertrag, doch dieses Kriterium steht für Vereinsvorsitzenden Stefan Ruppenstein an letzter Stelle. Wenn es dem Volk gut gehe, dann gebe es automatisch entsprechend Honig.
Hobby im Einklang mit der Natur Die Imkerei erfordert bei allen Möglichkeiten der Einflussnahme durch die Zucht aber immer ein Handeln im Einklang mit der Natur, und sie ist in hohem Maße auch den Einflüssen der Natur unterworfen. Wo der Mensch in die Natur eingreift, mit dem Anbau von Monokulturen oder mit dem Einsatz von Pestiziden etwa, da leiden und sterben die Bienen. Auch das Wetter im Jahresverlauf hat Einfluss auf ihr Wohlergehen. In diesem Jahr waren in unserer Gegend bis in den Juni hinein die Nächte noch sehr kalt, so dass sich die Völker etwas verzögert entwickelten. Das hat sich zwischenzeitlich aber ausgeglichen. Die heimischen Imker konnten bereits Frühjahrshonig ernten.
Am Sonntag wollen die Lichtenfelser Imker Einblicke in ihr interessantes Hobby und auch in die Königinnenzucht geben und laden zu einem "Tag der offenen Tür" ein. Dabei kann man im Vereinsgarten unter anderem ein Bienenvolk hinter Glas beobachten, wenn das Wetter mitspielt beim Honigschleudern zuschauen, verschiedene Honigsorten probieren und natürlich mit Imkern ins Gespräch kommen. Im Vorjahr hat der Verein bei dieser Gelegenheit drei neue Mitglieder gewinnen können. Auch Maren Burger-Oppel hat einmal bei so einer Veranstaltung den Einstieg in die Imkerei gefunden. Die Bilanzbuchhalterin interessierte sich für Bienen, weil sie Blütenpollen zur Linderung ihrer allergischen Symptome einnehmen wollte. Eine Art Immunisierung, wofür Pollen aus der eigenen Umgebung empfohlen werden. Zu dem persönlichen Nutzen, den sie sich davon versprochen hatte, kam bald die Begeisterung für die Beschäftigung mit den Bienen. Die würde sie gerne weitergeben.
Tag der offenen Tür Am Sonntag, 5. Juli, von 13 bis 17 Uhr, gibt es im Garten des Imkervereins Lichtenfels, "An der Friedenslinde" (gegenüber den Parkplätzen zum Merania-Hallenbad") für Jedermann Informationen rund um die Bienen, Honig (mit Kostproben), Kaffee und Kuchen. Für Imker besteht die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch sowie zum Erwerb von Königinnen der Züchtergruppe Lichtenfels und Ablegern. Außerdem werden Behandlungsmittel gegen die Varroa-Milbe abgegeben.