Die Schulschach- Mannschaften des Meranier-Gymnasiums und der Grundschule am Markt dominierten die oberfränkischen Meisterschaften. Vier Teams dürfen sich nun bayernweit messen.
Sie stellten ein Fünftel der Teilnehmer. Sie gewannen vier von sechs oberfränkischen Meistertiteln. Die Lichtenfelser Schulen sind im Schach eine Klasse für sich.
Am vergangenen Samstag eroberten 45 Lichtenfelser Schüler bei den 34. oberfränkischen Schulschach-Meisterschaften in der Realschule Scheßlitz in fünf Wettkampfklassen Brettpunkt um Brettpunkt. Vier Teams qualifizierten sich für die Bayerischen Schulschach-Meisterschaften Anfang März in Regensburg.
"Dieses Ergebnis ist mehr als ich erwartet habe", sagte unmittelbar nach den Wettkämpfen der Vater des Erfolgs, Oberstudienrat Matthias Bergmann vom Meranier-Gymnasium. Trotz G8 mit mehr Unterricht und weniger Zeit für Zusatzaktivitäten brachte er aus den Schach-AGs der Schule neun Mannschaften mit insgesamt 37 Schachspielern an den Start.
Bei den Fünft- und Sechstklässlern in der Wettkampfklasse IV (WK IV) und bei den Siebt- bis Neuntklässlern in der Wettkampfklasse III gingen gleich drei Mannschaften des Meranier-Gymnasiums an den Start. Und die ersten Mannschaften marschierten ohne Punktverlust mit 14:0 Mannschaftspunkten zum oberfränkischen Titel.
Wie kommt ein Kind auf die Idee ausgerechnet Schach zu spielen? "In der Grundschule spielten meine Freunde Schach, da wollte ich auch Schach spielen", sagt Sebastian Werner, Spielführer der siegreichen WK-IV-Mannschaft. "In der Mannschaft ist es etwas Besonderes", fügt er hinzu. "Wenn du gewinnst, kann die Mannschaft trotzdem verlieren und wenn du verlierst, kannst du trotzdem gewinnen."
Philipp Mahler, Spielführer der WK-III-Mannschaft, betrachtet den Pokal und sagt: "Schach macht Spaß. Und wenn man in einem Mannschaftskampf mal verliert, ist es nicht so schlimm."
Kampflos gewann die 1.
Mädchenmannschaft des Meranier-Gymnasiums. Die beiden MGL-Teams waren die einzigen in ihrer Spielklasse. 2011 hatten sie sich noch gegen zwei weitere Schulen behauptet. Trotz des Erfolgs waren die Mädchen ein wenig enttäuscht. "Ich hätte mir den Pokal lieber am Schachbrett verdient", sagte Luise Birkner. Schachspielen durften die neun angetretenen Mädchen aber trotzdem. Die Turnierleitung ordnete die Mannschaften der WK III zu, die dann statt zehn mit zwölf Mannschaften spielte.
So stellte Lichtenfels fünf von zwölf Teams der Wettkampfklasse. Und die 1. Mannschaft der Mädchen landete auf Platz 5 und damit vor dem 2. und 3. Jungenteam (6. und 7. Platz) des MGL. Dabei hätten drei der Mädchen als Fünft- und Sechstklässlerinnen eigentlich in die niedrigere WK IV gehört.
Selbstbewusstsein für Bayerische "So konnten die Mädchen Selbstbewusstsein für die bayerische Meisterschaft tanken", sagt Matthias Bergmann. Denn da müssen sie sich in der einzigen Mädchenklasse auch gegen Oberstufenschülerinnen behaupten. Angst haben die vier davor aber nicht. Warum auch? 2012 belegten sie (zwei Fünft- und zwei Sechstklässlerinnen) bereits Rang 6. Im kommenden Frühjahr wollen die Mädchen mindestens Dritte werden.
"Mittlerweile haben unsere Spielerinnen und Spieler nicht nur Erfolge in Oberfranken, sondern auch auf bayerischer Ebene im Blick", stellt Matthias Bergmann ein wenig überrascht fest.
Das Ziel des überragenden Siegers in der Wettkampfklasse Grundschule ist erklärtermaßen der bayerische Meistertitel. Die Lichtenfelser Grundschule am Markt/Seubelsdorf war 2008 und 2009 vierte in Oberfranken.
2010 wurde sie in Bamberg erstmals oberfränkischer Meister, wiederholte diesen Erfolg 2011 in Bindlach und gewann am Samstag das Turnier - lediglich an einer Position verändert - mit 14:0 Mannschaftspunkten und 26 von maximal möglichen 28 Brettpunkten souverän. In Bayern war die Mannschaft 2010 die Nummer 9, 2011 schrammte das Team mit Platz 4 hauchdünn an einem Pokal vorbei und greift im kommenden März nach dem bayerischen Meistertitel. "Unrealistisch ist das nicht, aber schwierig allemal", sagt Bergmann. Damit würde sich erstmals ein Lichtenfelser Schulschach-Team für eine deutsche Meisterschaft qualifizieren.
In der Wettkampfklasse II belegte das Team des MGL den 3. Platz. Mannschaftsführer Christian Gebhardt zuckte die Schultern: "So ist das eben, wenn man in einer Mannschaft spielt.
Ich habe gut gepunktet, die anderen weniger, weg ist der Pokal."
Auch bei den Teams, die im Mittelfeld oder sogar am unteren Ende der Tabelle landeten, war die Stimmung gut. Die Mannschaft der Dr.-Roßbach-Grundschule wurde 19. von 23 Teams und trotzdem strahlten die vier wie die Schneekönige. "Einen ganzen Tag nur Schach mit ganz vielen anderen Kindern spielen, das war toll", sagte Nina Loneis (Klasse 2a). "Nächstes Jahr mache ich wieder mit", war sich Lena Rehe (2b) schon unmittelbar nach einem langen Wettkampftag sicher.
Gewinnen ist schön, aber dabeisein ist alles, bestätigte auch Simon Herzog von der siegreichen WK-IV-Mannschaft. Im Vorjahr war auch er noch für die Dr.-Roßbach-Grundschule an den Start gegangen und ziemlich weit hinten gelandet. Nur ein Jahr später fährt Simon als oberfränkischer Meister zum ersten Mal zu einer bayerischen Meisterschaft.
"Erst kommt der Spaß am Schach, und wenn die Kinder dabei bleiben, haben sie auch früher oder später Erfolg, und dann macht Schach noch mehr Spaß", sagt Matthias Bergmann, der seine neun MGL-Teams allein betreute und "nebenbei" auch noch bei den Grundschülern in der Turnierleitung aushalf.
Warum die Mannschaftsführerin der Mädchenmannschaft Schach spielt? "Weil man da gewinnen kann, ohne dass man sich bewegen muss", grinst Verena Kolb.