Streitlustig, mutig und robust
Groß waren sie, die Kelten, und von kräftigem Körperbau. Charakteristisch waren ihre helle Haut und ihre blonden Haare, die sie sich mit Kalkwasser stärkten und nach hinten kämmten. Den Backenbart rasierten sie sich, die Schnurrbärte ließen sie stehen. "Die Männer trugen hemdartige Oberteile mit kleinen Mustern, dazu Hosen, Stiefeletten und einen bunten oder gestreiften Mantel, der von einer Fibel geschlossen wurde. Die Frauen dagegen trugen lange Kleider", erklärte der Kelten-Experte aus Unterzettlitz. Dank der vielen Bilder, die er dazu zeigte, wurden die Kelten vor dem geistigen Auge der Zuhörer nach und nach wieder lebendig.
Streitlustig und jähzornig waren sie, diese Bewohner der Hallstattzeit. Die Kelten waren leicht erregbar und jähzornig und neigten zur Eitelkeit und Prahlsucht. Sie wurden schnell handgreiflich, wenn man sie beleidigte, und waren gefährlich, wenn sie betrunken waren. Caesar lobte ihre geistige Gewandtheit, ihre schnelle Lernfähigkeit, ihre Anpassungsfähigkeit und ihren Humor.
In den Kampf zogen sie mit Schwert, Speer, langen Schildern und spitzen Helmen, die sie gelegentlich mit Hörnern oder Flügeln verzierten. Der Stammeshäuptling stand allen vor, darunter kamen der Kriegeradel, also reiche Bauern, und auch Schmiede und Holzhandwerker sowie Barden, die ebenso zur Oberschicht gehörten. Die hoch angesehenen Druiden waren Priester, Richter, Lehrer und Heilkundige in einem.
Bauten aus Holz
"Die Herrscher lebten in Höhenfestungen wie auf dem Staffelberg", erläuterte Köcheler. In der Umgebung des "Hanbüchla" gab es davon keine. Und es ist nach wie vor ein ungelüftetes Geheimnis, wo die Kelten lebten, die in diesem Waldstück ihre Toten zur Ruhe betteten. "Da die Kelten keine Steinhäuser bauten, sondern einstöckige Block- oder Schwellenbauten aus Holz, gibt es kaum Spuren", bedauerte der Referent. "Kelten lebten in kleinen Dörfern, in Weilern oder Einzelgehöften." Ihre Toten bestatteten sie meistens in Sichtweite der Wohnstätten, nie aber im Dorf. Der Grund: Die Kelten hatten Angst vor den Toten.
In frühkeltischer Zeit wurden Tote an Ort und Stelle verbrannt, dann der so genannte Leichenbrand ausgelesen und an Ort und Stelle eine Totenkammer aus Holz errichtet. In diese kamen die Asche und Knochenreste, ebenso die Grabbeigaben mit Tracht, Bewaffnung, Schmuck und bis zu 30 Gefäßen. Dem Toten wurden für die Reise ins Jenseits auch Essen, Met und Weizenbier mitgegeben. Um die Totenwohnung herum wurden Steine angehäuft, darüber Erde zu einem Hügel aufgeschüttet. Je bedeutender der Tote, desto größer wurde der Hügel. Um den Hügel kam dann oft ein Steinkranz, besonders große Hügel besitzen auch einen Kreisgraben. So einen gab es auch um das 25-Meter-Grab im "Hanbüchla". Und längst nicht jeder Kelte bekam ein Hügelgrab: Die arme Bevölkerung wurde verbrannt und dann in Brandgruben zwischen den Hügeln bestattet.
Menschenopfer dargebracht
Anton Köcheler erzählte von Opfern, die die Kelten ihren Göttern darbrachten. Oft waren es Tiere, nicht selten Kriminelle oder Feinde, manchmal auch Personen aus den eigenen Reihen, die zur Besänftigung von Teutates, Belenus, Lug, Cernunnus, Taranis und Co. sterben mussten. Und die Kelten waren Kopfjäger - und zwar stellten sie die Köpfe ihrer Feinde, die sie im Kampf töteten, als Trophäen zur Schau.
Viel zu schnell war die faszinierende Zeitreise mit dem Kelten-Experten vorüber. Langer Applaus und etliche Detailfragen folgten. Und Angela Hennemann vom Team der Dorfjugend Oberleiterbach, die zu dieser besonderen Expedition eingeladen hatte, war sich sicher: Es sollte nicht die einzige Veranstaltung dieser Art bleiben.