Wie weit darf Satire gehen? Und wie weit die Reaktion darauf? Darüber haben wir nach dem Anschlag auf ein französisches Satiremagazin mit einem Pfarrer, einem Pater und einem Theologen geredet.
Satire darf alles, postulierte einst Kurt Tucholsky. In westlichen Gesellschaften und Demokratien ist Satire fester Bestandteil der Ausdrucksvielfalt von Meinungen; eine Spielart der Meinungsfreiheit. Das Attentat muslimischer Extremisten auf die Pariser Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo wird als Angriff auf die Meinungsfreiheit gesehen. Wie schützenswert ist Satire? Dieser Frage ging der FT in nicht repräsentativer Umfrage auf lokaler Ebene bei Konfessionen bzw. Religionen nach, die selbst oft ins Kreuzfeuer der Satire geraten.
Eine Stellungnahme heimischer muslimischer Vertreter hierzu war gestern aus organisatorischen Gründen nicht möglich.
Ralph-Peter Zettler (Evangelischer Pfarrer, Lichtenfels): "Ich liebe Satire und gute Karikaturen", sagt Zettler.
Und er verweist auf einen geschichtlichen Aspekt: "Die Karikaturen, die zu Zeiten Luthers kursierten, waren härter (als heute). Da ist das heute Kinderkram. Es gibt Karikaturen und Satiren, die die Kirche betreffen und die doch klasse sind." Was Zettler klarstellt, ist, dass Karikaturen mit dem Jetzt-Zustand der Kirche zu tun haben sollten.
Pater Heribert Arens (Franziskanerkloster Vierzehnheiligen): Als "unbedingt schützenswert" empfindet der Guardian der Franziskaner Satire und Karikaturen. Eifer und Motiv der Pariser Terroristen bewertet er als "pseudoreligiös": "Die ärgern sich doch nicht über Satire, die suchen einen Anlass zum Zuschlagen." Zwar stellt er klar, dass er sich bei aller Satire manchmal mehr Rücksicht auf religiöse Gefühle wünscht, aber Attentate sind schlichtweg durch nichts zu rechtfertigen.
Josef Motschmann (Kenner des Judentums, Bad Staffelstein): "Ich kann natürlich nur von den Juden sprechen, die ich kenne, aber von denen stört sich keiner an Satire." Und er vermutet bei der Akzeptanz von Satire auch einen gesellschaftlichen Grund, bemerkt er doch, dass Israel eine Demokratie im Nahen Osten stellt. "Natürlich ist Satire auch bei ultra-orthodoxen verhasst - wer aber ultra ist, kann mit Kritik nicht umgehen. Satire würde im Judentum bestimmt als schützenswert gesehen", glaubt er. Wohl auch, weil es in dieser Religion Tradition sei, "über sich selbst zu lachen".