Gastronomie in der Krise: "Wie mit der Notbremse"

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Das Restaurant "Rossini" in Lichtenfels wartet seit Wochen auf Kundschaft, die nicht nur abholt. Fotos: Kreier
Das Restaurant "Rossini" in Lichtenfels wartet seit Wochen auf Kundschaft, die nicht nur abholt. Fotos: Kreier
Die Auflagen nach der Öffnung der Speiselokale beinhalten unter anderem eine begrenzte Gästezahl und einen Mindestabstand der Tische.
Die Auflagen nach der Öffnung der Speiselokale beinhalten unter anderem eine begrenzte Gästezahl und einen Mindestabstand der Tische.
 

Der Gastronomie wurde durch die Corona-Krise innerhalb weniger Tage der Boden unter den Füßen weggezogen. Der Lichtenfelser Gastronom Gerhard Kreier berichtet, wie schlimm es derzeit um die Branche steht.

Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Beschränkungen haben die Wirtschaft in die Krise gestürzt. Ganz besonders hart hat es die Gastronomiebranche getroffen. Seit Wochen bleiben den Restaurants nur noch das Liefer- oder Abholgeschäft, Hotels dürfen nur Geschäftsreisende aufnehmen.

Gerhard Kreier ist Seniorchef des Familienbetriebs Kreier, den er vor 25 Jahren mit seiner Frau gegründet hat. Die Firma betreibt mehrere gastronomische Einrichtungen: das Korbstadt-Hotel Krone, die Restaurants "Rossini" und "Zum Bräuwirt" und die Diskothek "Romance". Hinzu kommen Floßfahrten auf dem Main bei Schney und das Catering im Lichtenfelser Stadtschloss. Kreier fordert seit Wochen Lockerungen der Auflagen - jetzt tut sich etwas.

Herr Kreier, Sie haben kürzlich Vorschläge für Lockerungen gemacht, die über den Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga an die bayerische Staatsregierung herangetragen wurden. Nun hat diese nach langem Warten erste Lockerungen verkündet. Wie bewerten Sie die Maßnahmen?

Gerhard Kreier: Wir sind froh, dass überhaupt etwas passiert. Die Logik fehlt mir allerdings etwas. Hotels müssen noch drei Wochen warten, dabei gäbe es dort eigentlich am wenigsten Probleme. Es hat ja jeder sein eigenes Zimmer. Aber ich will nicht nur meckern: Wir haben schon wieder die ersten Restaurant-Reservierungen.

Die Gastronomie steckt durch die Beschränkungen der vergangenen Wochen tief in der Krise. Wie ist derzeit die Lage?

Wir wurden von Vollgas heruntergebremst wie mit der Notbremse im Zug. Es hat uns massiv getroffen. Der Hotelbetrieb ist auf ein Minimum reduziert. In der Anfangsphase hatten wir nur fünf bis zehn Übernachtungen. Das hat sich jetzt wieder etwas gesteigert, aber das sind alles Dienstreisende. Wir haben Ostern verloren, das Ragnarök verloren, die Lieder auf Banz verloren, das Schützenfest und den Korbmarkt verloren. Den ersten Floßgruppen haben wir auch schon absagen müssen. Wir haben kürzlich das ehemalige Hotel Preußischer Hof gekauft und sind voll in der Renovierungsphase. Auch da haben wir die ersten Buchungen verloren. Diskotheken haben auch einen kompletten Zusammenbruch erlitten. Wir haben sämtliche Termine abgesagt, die Saison war voll im Laufen. Dazu gab es bisher keine Hochzeiten im Stadtschloss. Wir haben auch den Weißen Sonntag verloren, weil die geplanten Gäste ihre Kommunion nicht feiern durften. Auch der Veterinärkongress in Bad Staffelstein wurde abgesagt, der ein Garant für volle Häuser am Obermain ist.

Welche wirtschaftlichen Folgen hat die Situation?

Der Umsatz ist maximal ein Fünftel von dem, was wir normal haben. Wir reden monatlich von einem Umsatzverlust im sechsstelligen Bereich. Wir haben 45 Angestellte, Aushilfen werden bei der aktuellen Lage natürlich nicht angefordert. Wir sind zu 90 Prozent in Kurzarbeit. Wir hoffen auf eine ganz schnelle Lockerung der Auflagen, damit wir wieder zur Normalität zurückkehren können. Je länger das dauert, umso schwieriger wird es, diese Verluste zu verringern.

Wie läuft der Restaurantbetrieb im Moment ab?

Wir sind froh, dass so viele Menschen kommen, um Essen abzuholen. Sie kommen aus Neustadt, aus Coburg, und holen Pizza ab. Es ist auch unglaublich, wie weit wir mittlerweile liefern. Neuensorg ist nicht gerade der nächste Weg, Sonnefeld auch nicht. Da haben wir früher nicht geliefert, jetzt machen wir das. Mittlerweile fragen die Kinder an der Haustür: Wann dürften wir denn wieder zu euch kommen? Da ist auch ein sozialer Gesichtspunkt, der nicht zu vernachlässigen ist. Die Menschen fühlen sich eingesperrt.

Die Angst vor einem Rückfall ist weiterhin groß.

Meiner Meinung nach braucht man gar nicht mehr an die Menschen appellieren. Ich sehe die Menschen ja, wenn sie hier reinkommen, um Essen zu holen. Sie halten Abstand und haben ihre Masken auf. Die Menschen sind äußert vernünftig. Ich muss ein großes Lob an die Gäste richten, die sich vorbildlich verhalten. Und das werden sie auch tun, wenn sie bleiben, sich hinsetzen und sich Bier und Pizza gönnen dürfen. Da ist keiner dabei, der negativ auffällt. Man muss den Bürgern auch vertrauen, das vermisse ich in der aktuellen Situation etwas.

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Jann Weckel.