Die Bestattungsformen wandeln sich. Urnenwände oder anonyme Grabflächen werden vermehrt auch im Landkreis Lichtenfels nachgefragt. Friedhöfe sind aber auch Orte der Begegnung. Sie zu gestalten, ist eine Herausforderung. Jetzt gibt es dazu einen Wettbewerb.
Urnenstelen, Urnenwände, Rasenfelder für anonyme Bestattungen: Die Nachfrage nach pflegeleichten Bestattungsformen steigt. In Hochstadt waren ein Jahr nach Einweihung von 20 Urnenkammern nur noch vier frei. Die Säulen aus Beton wurden deshalb von der Gemeinde kürzlich für rund 8000 Euro um weitere vier ergänzt. Der Bauhof stellte die Fertigteile auf. Diese neuere Bestattungsform ergänzt die bestehende Anlage. Den Friedhof betrachtet Bürgermeister Thomas Kneipp (CSU) aber nicht nur als einen Ort der Trauer, sondern auch als Stätte der Begegnung. Gerade ältere Gemeindebürger, die dort bei der Grabpflege auf Gesprächspartner treffen, sollten ausreichend Bänke und eine parkähnliche Atmosphäre vorfinden.
Kneipp hatte vor diesem Hintergrund Kreisfachberater Michael Stromer eingeladen, vor dem Gemeinderat zum Thema "Friedhöfe im Wandel" zu sprechen. "Es gefällt mir, wenn sich Bürgermeister in die Pflicht nehmen lassen, wenn eine Gemeinde ihren eigenen Weg zur Friedhofsgestaltung findet, weil jede Gemeinde auch ihre eigenen Geschichte hat", sagt Stromer. Der Hochstadter Friedhof erlaube es, mit relativ einfachen Mitteln zukunftsweisende Bestattungsformen anzubieten, befand der Fachmann. In jedem Fall bedürfe es einer Strategie, einer langfristigen Planung. Hierzu kann man auf Wunsch einen Vorentwurf vom Kreisfachberater erhalten. Bei größeren Vorhaben wäre dann ein entsprechendes Planungsbüro gefordert.
Jury begutachtet Friedhöfe Auch in Ebensfeld hatte Stromer referiert. Dort gab es Überlegungen zu einer möglichen Erweiterung des Friedhofes in östlicher Richtung. Jüngst entschied sich der Gemeinderat aber dafür, lieber ein neues Baugebiet anschließen zu lassen. "Wir haben noch so viele freie Grabstellen", erklärt Gerhard Schneider vom Bauamt. Und der Trend gehe auch in Ebensfeld immer mehr zur Urnenbestattung. Dem kann auch ohne Erweiterung Rechnung getragen werden. Im vergangenen Herbst wurden die Urnenwände ergänzt.
In Marktgraitz überwiegen nach Auskunft von Pfarrer Michael Schüpferling zwar die Erdbestattungen noch deutlich, doch auch dort gebe es innerhalb der für den Friedhof verantwortlichen Kirchenstiftung Überlegungen, ein einfaches Urnenfeld anzubieten. Für die Bestattung mittelloser Verstorbener ohne Angehörige besteht bereits ein Sozialgrab. Die Marktgraitzer haben ihren als sehr gepflegt geltenden Gottesacker für den Wettbewerb angemeldet, zu dem der Landesverband für Gartenbau und Landespflege aufgerufen hat.
"Der Wettbewerb möchte dazu beitragen, in der Bevölkerung das Bewusstsein für gut gestaltete Friedhöfe zu schärfen", erklärt Kreisfachberater Stromer. Das Engagement für Gestaltung, Pflege und Erhalt würdevoller Friedhöfe soll gefördert werden. Man wolle Lösungen würdigen, die den Bedürfnissen der Hinterbliebenen entgegenkommen und dennoch das lokal geprägte Gesamtbild des Friedhofes bewahren.
Stromer hat eine Jury mit Vertretern der Kommunen, des Bestattungswesens, der Heimatpflege und des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege zusammengestellt, die im Juni die 20 für den Wettbewerb gemeldeten Friedhöfe im Landkreis besuchen wird.
Bei der Bewertung werden Kriterien wie die Einfriedung, Gliederung, Zustand und Qualität der baulichen Einrichtungen, Eingrünung und - soweit gegeben - die Einbindung neuer Bestattungsformen eine Rolle spielen.