Jahrhunderte lang galt die Figur der Heiligen Kunigunde als verschollen. Jetzt ist sie wieder da. Um sie herum gibt es noch einige Geheimnisse zu lüften.
Eine Odyssee hat die Figur der Heiligen Kunigunde aus dem Raum
Bad Staffelstein schon hinter sich. In den vergangenen 230 Jahren wechselte sie mehrmals den Besitzer, bis sie letztlich spurlos verschwunden war. Doch vor zwei Jahren tauchte sie plötzlich wieder auf. Ein Münchner Auktionshaus hatte Adelheid Waschka, Kunsthistorikerin und Leiterin des Stadtmuseums, auf die Figur aufmerksam gemacht. Mit Hilfe der Kultur-Initiative Bad Staffelstein (KIS) kehrte Kunigunde am Dienstag wieder in ihre Heimat zurück.
"Es ist für uns eine einmalige Gelegenheit, wenn so eine Figur auf dem Kunstmarkt auftaucht", sagt Hermann Hacker, Vorsitzender der KIS. Spontan habe man sich im Verein dazu entschlossen, die Statue zu kaufen. Zuvor beschäftigte sich aber Waschka mit dem Abbild der Deutschen Kaiserin (1014-1033) - vor allem mit der bewegten Geschichte.
Schnell aus der Mode
Der Baumeister der St.Kilians-Kirche in Pretzfeld hatte die Figur 1739 ursprünglich der Kirche gestiftet. Damals war sie Teil des Altars und stand an dessen Seite, zusammen mit ihrem Mann Kaiser Heinrich II. Knapp 60 Jahre später geriet dieser Altar jedoch schon aus der Mode - genauso wie die beiden Figuren, die ihn flankierten. Die Kirche in Stublang fand aber noch gefallen an Kunigunde und erwarb die Figur 1785. Doch im Jahr 1867 wurde dort umgebaut und die Heilige Kunigunde musste weichen. Fortan verlor sich die Spur der Kaiserin - bis heute.
Adelheid Waschka hat sich viel mit der Geschichte der Stublanger Kirche beschäftigt und daher die Reise der Figur rekonstruieren können. Natürlich versuchte sie auch, den Schöpfer des Werks zu finden. Diesen vermutet sie in der Werkstatt des Bamberger Bildhauers Johann Peter Benkert. Aus dieser stammen auch Werke im Kloster Langheim und das Wappen am Lichtenfelser Rathaus.
Wer ist der Künstler?
Der Meister selbst könne es nach ihrer Auffassung nicht gewesen sein: Das "liebliche Gesicht mit dem gütigen Ausdruck", wie Waschka es beschreibt, passe nicht zu dessen Stil. Blieben also nur noch seine Werkstattgenossen Matthias Gottlieb Heymüller und Johann Michael Humbach.
Neben dem Gesicht begeistert sich die Kunsthistorikern vor allem von der einfachen Geste, mit der Kunigunde dargestellt wird. Ihre rechte Hand hält sie auf dem Herzen. "Die Geste einer Landesmutter", sagt Waschka. Auch die Bewegung, die im Gewand der Kaiserin festgehalten wurde, zeige, dass sie sich gerade in einer Drehung befindet, erklärt Waschka. Die Besonderheit liegt in der Entstehungszeit: "Schon zehn Jahre später hätte man mehr Bewegung in die Figur eingebaut."
Die 1,80 Meter große Statue bleibt für die nächsten zwei Wochen im Veranstaltungsraum des Museums, wo sie jeder einmal bestaunen und der KIS gerne etwas spenden darf. Danach zieht sie in den ersten Stock in einen Ausstellungsraum um.
Dauerhaft im Museum
Natürlich wird die Heilige Kunigunde auch eingehend untersucht. Etwa dahingehend, welches Holz der Bildhauer benutzte. Erste Vermutungen deuten auf Lindenholz hin. Des Weiteren soll sie restauriert werden - aber nicht vollständig: Die abgebrochene linke Hand werde nicht mehr angebracht, sagt Waschka. Sie fiel wohl einem Wurmbefall zum Opfer. Ausgehend von der Stellung der Finger, hielt Kunigunde ursprünglich wohl eine Pflugschare darin fest, erklärt sie. "Es soll nichts verschönert oder rekonstruiert werden. Man soll sehen, dass Kunigunde schon alt ist", sagt die Museumsleiterin.
In die Kirche wird die Figur nicht mehr zurückkehren. Zum einen passe sie gar nicht mehr in das Gotteshaus in Stublang, erklärt Waschka, zum anderen könne man das historische Werk im Museum besser untersuchen. "Man ist schon ein bisschen stolz darauf, dass man sowas jetzt hat", sagt sie. Für Hermann Hacker ist das aber wohl nicht genug: "Es muss ja noch einen Heinrich geben. Wir werden eine Fahndung herausgeben und schauen, wo er steckt."
SpendenaufrufVortrag Wie die Statue der Heiligen Kunigunde wieder zurück nach Bad Staffelstein gekommen ist, erklärt Adelheid Waschka in einem Vortrag heute Abend um 19.30 Uhr im Stadtmuseum Bad Staffelstein.
Spende Der Vortrag findet als Benefizveranstaltung statt. Die KIS bittet um Spenden für die Beschaffung der Figur.
Spendenkonto IBAN: DE80 7835 0000 0092 5328 45, Sparkasse Bad Staffelstein, Betreff "Kunigunde"