Ferienzeit ist Flechtzeit: Lichtenfelser Akademie öffnet Pforten

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Walter Friedl experimentierte schon als Schüler flechterisch mit Gräsern und Schnüren. Heute ist der Österreicher für seine Körbe in Wulstwickeltechnik, oftmals mit duftenden Kräutern durchzogen, bekannt. Foto: privat
Walter Friedl experimentierte schon als Schüler flechterisch mit Gräsern und Schnüren. Heute ist der Österreicher für seine Körbe in Wulstwickeltechnik, oftmals mit duftenden Kräutern durchzogen, bekannt. Foto: privat
H. Riedl
H. Riedl
 
M. Nickel-Stein
M. Nickel-Stein
 

In der Ferienzeit öffnet die Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels wieder ihre Pforten außerhalb des Ausbildungsjahres. Wer mag, kann die Wulstwickeltechnik erlernen oder das Chaosgeflecht.

Die Sommerakademie bietet einmal im Jahr die Chance, für einige Tage bei erfahrenen Flechtwerkgestaltern, Korbmachermeisterinnen und Künstlern "in die Lehre zu gehen". Während des Schuljahres steht die Staatliche Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung für eine solide, dreijährige Handwerksausbildung.

In den Sommerferien aber besteht bereits zum dritten Mal die Gelegenheit, unter dem Motto "Flechten - Gestalten - Experimentieren" Kenntnisse im Umgang mit verschiedenen Materialien zu erlangen. Angesprochen werden sowohl interessierte Laien als auch professionelle Flechter, die eine neue Technik dazulernen möchten oder Anregungen suchen.

Schon die Premiere ein Erfolg

Das Angebot ist gefragt, schon die erste Sommerakademie 2013 war ein voller Erfolg.
Die Initiatorinnen und Organisatorinnen Henny Riedl und Monika Nicke-Stein planen jetzt bereits für die Veranstaltung im Jahr 2016 und können für heuer nur noch wenige freie Plätze vermelden. Es empfiehlt sich also, bald Kontakt aufzunehmen, wenn man mitmachen möchte.

Heuer kann man sich unter fachkundiger Anleitung beispielsweise die Wulstwickeltechnik aneignen und dabei mit Flatterbinsen und duftenden Kräutern arbeiten, kann Wildholzmöbel herstellen oder Körbe in sogenanntem Chaosgeflecht. Dabei wird das Flechtmaterial aus Weide dicht miteinander verschlungen. Gearbeitet wird auf hohem Niveau; das schöne Jugendstilgebäude der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung - Europas einziger übrigens - bildet mit seinen Ateliers, Werkstätten und Gärten dafür einen inspirierenden Rahmen. Das Dozenten-Team ist international:

Henny Riedl ist Korbmachermeisterin und ehemalige Lehrerin der Berufsfachschule. Mit ihrer Flechtkunst lotet sie Möglichkeiten und Grenzen des natürlichen Materials aus. Riedl stammt aus München und lebt heute in Wiesbaden.

Monika Nickel-Stein, die bis 2009 ebenfalls an der Fachschule unterrichtete, übersetzt eines der ältesten Handwerke in moderne Formensprache. Gerne kombiniert sie ihr Lieblingsmaterial Weide mit Wasserschläuchen oder Wäscheleine. Dabei entstehen schöne und witzige Dinge. Seit 2013 lebt und arbeitet sie in der Pfalz.

Lore Wild ist freischaffende Künstlerin und Korbmachermeisterin im Raum Stuttgart und seit 1988, wie sie es formuliert, "selbst und ständig am Flechten". Sie arbeitet im Bereich Innenarchitektur und beteiligt sich an Ausstellungen sowie Flechtprojekten. Als Kursleiterin war sie auch schon in Frankreich und Südafrika tätig.

Walter Friedl wuchs in der Oststeiermark auf, in der die Technik des "Korbnähens" mit Weiden-Bändern und Roggenstroh eine lange Tradition hat. Durch seine Großväter kam er schon früh damit in Kontakt. Heute baut er Gräser und Kräuter für seine Körbe extra in der eigenen Landwirtschaft an.

Anne Mette Hjornholm aus Dänemark ist Textildesignerin und Flechterin. Ihre Arbeiten - ob Gebrauchsgegenstände oder Skulpturen - zeichnen sich aus durch ihr besonderes Gespür für materialgerechte Verarbeitung.

Claudia Rieger machte nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin eine Korbmacherlehre, einige Jahre danach die Meisterprüfung. Seither übt sie beide Berufe parallel aus. In ihrer Werkstatt im Schwarzwald fertigt sie Auftragsarbeiten, bereitet sich auf Kunsthandwer kermärkte vor und hat durch die nebenberufliche Arbeit die Freiheit, mit Form und Material zu experimentieren.

Hans-Peter Sturm, Korbmachermeister aus dem Landkreis Forchheim, mag manch einem durch sein Mitmachprojekt beim Lichtenfelser Korbmarkt 2009 in Erinnerung sein. Der Buchautor, Künstler und ehemalige Dozent an der Hochschule Coburg hatte die Riesen-Weidenkugel konzipiert. Er gehört zu den Pionieren der Bauwerke mit lebenden Weiden. Neben der Planung und Umsetzung von Kunstobjekten und -aktionen gibt er Kurse im Bauen von Wildholzmöbeln. Sturm hat seine handwerkliche Ausbildung wie viele Flechter an der Fachschule in Lichtenfels erhalten.

Mònica Guilera Subirana ist eine katalanische Korbmacherin, deren Schwerpunkt das Unterrichten in verschiedenen Flechttechniken ist. Sie beteiligte sich an internationalen Ausstellungen.