Fällaktionen spalten die Gemüter

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Im Süden von Marktzeuln türmt sich das geschlagene Holz. Fotos: Christiane Wegner/Andreas Schmitt
Im Süden von Marktzeuln türmt sich das geschlagene Holz. Fotos: Christiane Wegner/Andreas Schmitt
In Michelau mussten viele Bäume am Deich geschlagen werden.
In Michelau mussten viele Bäume am Deich geschlagen werden.
 
Moderne Kunst in Neuensee?
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Zuletzt wurde an auffallend vielen Stellen kräftig abgeholzt. Der Hintergrund: Ab dem 1. März ist das Baumfällen aus Vogelschutzgründen verboten.

An vielen Orten hat man derzeit ungewöhnlich freie Sicht. Vor dem Stichtag 1. März, nach dem aus Gründen des Vogelschutzes keine Bäume mehr gefällt werden dürfen, wurde von verschiedenen Auftraggebern und aus unterschiedlichsten Gründen noch einmal kräftig abgeholzt. Kritisch sehen das einige Bürger.

"Wünschenswert wäre es, wenn das Fällen mit Bedacht und Rücksicht auf die Natur geschieht. Bäume produzieren Sauerstoff, sind klimaregulierend, senken die Feinstaubbelastung, bieten vielen Tierarten Schutz und tragen zur Lärmreduzierung bei", sagt Christiane Wegner. Die Coburgerin betreibt in Weidhausen ein Geschäft für Kinderausstattung und fährt regelmäßig durch den Landkreis Lichtenfels. In den vergangenen Wochen hat sie sich dabei über die ihrer Meinung nach übertriebene Abholzung geärgert und sich deshalb an unsere Redaktion gewandt.


Wolfgang Weiß, als Förster für den nördlichen Lichtenfelser Kreis zuständig, kennt das Problem. Zum Schutz brütender Vögel darf bis 30. September nicht gefällt werden. Deshalb gibt es in den Tagen vor dem 1. März oft geballte Abholzungen. "Das kann man dann schon als überzogen wahrnehmen", sagt der Fachmann, der gleichzeitig betont, dass das "Schlagen hiebreifer Bäume zur normalen Nutzung von Grünflächen" dazu gehöre. Dies müsse aber nachhaltig geschehen, abgeholzte Flächen sollten mit Neupflanzungen ausgeglichen werden.

Das Landratsamt Lichtenfels sagte auf Nachfrage: "Ein Mitarbeiter hat sich umgesehen und bis auf den Deichbau bei Michelau konnten wir nur jahreszeitüblichen Baumbeschnitt feststellen." In vier Fällen haben wir noch weiter nachgefragt.

Michelau: Die abgeholzten Bäume liegen am Ortsausgang Richtung Schwürbitz in großen Haufen und warten auf den Abtransport. Eine leergefegte Schneise durchzieht nun den Wald. "Mitte März kommen die großen Bauschilder, dann wird das klarer", sagt Richard Lieb vom Wasserwirtschaftsamt. Um den Hochwasserschutz zu verbessern, wird der Deich nachgerüstet. Am 8. April kommt die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf zum Spatenstich. "Die Bäume mussten leider weg", sagt Richard Lieb, der darauf hinweist, dass sämtliche Fällungen in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden stattfänden und es Ausgleichsflächen.

Rudufersee: Zwischen dem Ostufer und dem Schwürbitzer Ortseingang liegen Baumreste, die bereits zerkleinert und gestapelt sind. "Hier wird jedes Jahr zurückgeschnitten. Das ist ganz normal", sagt Norbert Eiser, geschäftsleitender Beamter der Gemeinde Michelau. Wichtigstes Kriterium sei die Verkehrssicherheitspflicht. "Während der Badesaison dürfen keine Äste auf Menschen fallen."

Neuensee: Nicht abgeholzt, aber zu einer Art Kunstwerk gestutzt, wurden die zwei Bäume vor dem Friedhof. "Das dauert ewig, bis es nachwächst", moniert Christiane Wegner. Norbert Eiser entgegnet: "Wir arbeiten mit Fachmännern zusammen, welche die Bäume pflegen und gleichzeitig sicherstellen, dass sie nicht über Grundstücksgrenzen oder auf Straßen hängen. Alle paar Jahre muss da eben geschnitten werden." Am Anfang, so Eiser, sehe es vielleicht nicht so schön aus, in ein paar Monaten aber wirke das schon wieder ganz anders.

Marktzeuln: Am Runzengraben südlich des Ortes mussten einiger Bäume und Sträucher neben einem Feld weichen. "Der Überhang hat den Landwirt behindert. Es geht dabei nicht um Holzertrag", sagt Bürgermeister Gregor Friedlein-Zech über die private Fällaktion.