Wie sieht das Bier aus, wie riecht und schmeckt es, wie ist die Konsistenz des Schaums und wie die sortentypische Ausprägung? Nach diesen Kriterien beurteilten 147 Juroren in München-Gräfelfing insgesamt 2483 Biere. In 67 Bierstilen bedachten sie jeweils drei Biere mit Gold-, Silber- und Bronzemedaillen. Zweimal Gold und einmal Silber ging an den Loffelder Braumeister Karl-Heinz Wehrfritz. Der 51-Jährige erhielt Gold für sein helles Vollbier und für den Doppelbock "Zwergator". Mit Silber wurde der Mai-Bock bewertet. Am Mittwoch wurden die Auszeichnungen überreicht.
Brauereien aus der ganzen Welt beteiligen sich alljährlich am Wettbewerb "European Beer Star". "Die phänomenale Entwicklung unseres Wettbewerbes zeigt, welchen Stellenwert handwerkliche Braukunst und die große Biervielfalt genießen", sagt Stefan Stang, der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Privaten Brauereien in Bayern.
European Beer Star: Große Namen machen ehrfürchtig
Karl-Heinz Wehrfritz und seine Frau Helga führen die 1856 gegründete Loffelder Staffelberg-Bräu in sechster Generation. Dass er in diesem Jahr mit drei seiner Biere wieder erfolgreich war, freut den Brau- und Metzgermeister sehr. Als er vor einigen Jahren erstmals an der Prämierung teilnahm, hatte er Ehrfurcht vor den großen Namen all der teilnehmenden Brauereien: "Oh Gott, da brauchst ja gar net mitmachen!" Das hat sich jetzt einigermaßen gelegt.
Der Loffelder Braumeister brachte seine Biere vor einigen Wochen selbst nach Gräfelfing zu Doemens, einem renommierten Fortbildungs- und Beratungsunternehmen für die Getränke- und Lebensmittelwirtschaft. Pro Sorte lieferte er zwölf 0,5-Liter-Flaschen zur Bewertung ab. Nur gebrauchsfertige Biere, dürfen zum Wettbewerb eingereicht werden - also kein Phantasiebier, das nirgends erhältlich ist.
Beer-Award: Wie läuft die Prämierung ab?
Das Auswahl- und Prämierungsverfahren, sagt Wehrfritz, laufe im Prinzip so ähnlich wie beim Fußball. Es gebe eine Vorrunde, bei der die Juroren an Tischen sitzen und die eingereichten Biere verkosten. Sie bewerten Geschmack, Geruch, Optik und Schaumkonsistenz. Sind die Preisrichter überzeugt, dann kommt das Bier in die nächste Verkostungsrunde. Beendet ist das Auswahlverfahren, wenn für jeden der 67 Bierstile drei hervorragende Sorten gekürt sind.
Im Vorjahr hatte Karl-Heinz Wehrfritz ein Märzen eingereicht, aber in dieser Kategorie gewann das Bier einer japanischen Brauerei. Die Japaner holen qualitativ auf, sagt er. Bei dem Wettbewerb gehe es nicht darum, wo ein Bier gebraut ist, sondern dass es nach europäischem Standard erzeugt wurde und einem europäischen Stil zuzurechnen ist. Der Braumeister scherzt: "Theoretisch könnte man die Biere sogar auf dem Mond oder in der ISS brauen."
Das mit Gold ausgezeichnete helle Vollbier hatte mit sehr großer Konkurrenz zu kämpfen, erzählt Karl-Heinz Wehrfritz, denn in dieser Kategorie wurden sehr viele Biere eingereicht. Dass sein klassisches helles untergäriges Lagerbier auf Platz eins kam, "ist schon eine Hausnummer". Helles Vollbier ist die Hauptsorte der Staffelberg-Bräu. Jede Woche braut Karl-Heinz Wehrfritz mehrere Sude davon, so dass es ganzjährig verfügbar ist. "Helles Vollbier", erklärt er, "hat sich bei uns gut etabliert; in Franken sind diese Biere aber etwas kräftiger als die hellen Münchner Vollbiere."