Annette von Bamberg zog die mittleren Jahre im Loffelder Brauereisaal durch den Kakao. Die Männer hatten an diesem Abend weniger zu lachen.
"Es gibt ein Leben über 50 - jedenfalls für Frauen": So lautet das aktuelle Programm von Annette von Bamberg - und mit ihrem Namen (" A (N)nette von Bamberch") sagt die Künstlerin in einem Zug, wo sie herkommt, wie sie ist, und schlägt somit drei Fliegen mit einer Klappe.
Der Brauereisaal vom Loffelder Bräustüberl am Samstagabend ist mal wieder zum Bersten voll.
Da vorne steht eine Frau im Zwischenalter von 51 oder "scheißegal 53 oder 54"- aber gefühlte 36.
Das Zwischenalter beginne bereits mit 22 , findet Annette von Bamberg, "für den Schülerausweis zu alt, kaufen die aber schon Antifaltencreme". Richtig knackig sei man eh nur zwischen 15 und 16.
Quer durch alle Allgemeinplätze galoppiert sie und drischt Phrasen mit ihren imaginären Prosecco trinkenden Freundinnen. Da wird kein Klischee ausgelassen, sei es noch so vorhersehbar. Die Männer der Schöpfung haben es an diesem Abend nicht leicht, ein paar der Ärmsten aller Gattungen verlassen noch vor der Pause den Saal.
Der mitunter etwas platte Abklatsch auf typisch Frau und typisch Mann im mittleren Alter zieht sich durchs ganze Programm, nicht alle sind zum Lachen aufgelegt, ab und zu wiehert aber eine Frau laut auf, nun - auf manche scheinen die dargestellten Stereotypen doch zuzutreffen. Den Männern hingegen bleibt das Lachen ohnehin im Halse stecken. Aber das ist ja so gewollt.
Wenn Frauen 50 werden, bekämen sie zwar die Krise, zögen dann aber mit der Proseccoflasche mit ihren Freundinnen über die Weihnachtsmärkte. Holla die Waldfee, da wird im Frauenpublikum wieder ordentlich gejauchzt. Nur die armen Männer saufen auch, nicht aus Spaß, sondern weil ihnen die Haare ausgehen und umso stärker an den unmöglichsten Stellen des Körpers wachsen.
Ordentlich durch den Kakao gezogen werden auch Männer, die sich kurzerhand eine Jüngere suchen. Habe man etwa schon gelesen:"Frau zerstückelt Ehemann mit 197 Messerstichen . So krankhaft bescheuert eifersüchtig könne die normale Frau niemals motiviert sein, außer vielleicht in in Ausnahmesituationen, denn "Thailänderinnen tackern den dicken Deppen an die Teakholzdecke", so lautet Annettes provokanter Zungenbrecher. Die halbwegs intelligente verlassene Ehefrau nämlich lache sich ins Fäustchen, wenn der einst Angetraute sein Bierchen nicht mehr in Ruhe auf dem Sofa zischen darf oder nicht mehr stundenlang auf dem Klo Weltanschauungen wie "kaufe ich mir jetzt den BMW oder den Audi?" ausbrüten darf. Sondern zum Paragliden, Bungee-Jumpen und "Triathlon auf Hawaii, bist du a dabei?" ständig Action mit der Jüngeren trotz Bandscheibenvorfall erdulden muss. "Da muss der Oarsch sein Oarsch bewegen". Und wenn sein Profilbild nicht up-to-date ist und er beim Tippen mit seinen Wurstfingern nicht mehr mithalten kann... Welch eine Schadenfreude! Da fordert Annette im Kreise ihrer imaginären Beergroup, die lieber Rotwein trinkt, beim Publikum doch gleich eine Runde Mitleid ein. "Ein Hexenschuss und Prost a ta, warum nett sein, wenn's weh tun darf?", so schlachtet sie sarkastisch-böse das Thema aus.
Im zweiten Teil des Abends läuft die Kabarettistin aus Bamberg noch mal richtig zur Höchstform auf und kriegt sich nicht mehr ein, wenn sich Freundinnen um die 50 vor Kindern und Müttern nicht rauchen trauen, aber alles zusammenschnorren, was das Zeug hält. Da hätte eine plötzlich auf einmal acht Zigaretten in der Hand.
Das Phänomen, dass grundsätzlich jede Frau immer fünf Kilo zu viel habe, wird auch ausgeschlachtet. Ganz entspannt haue sie sich lieber die Vierteltorte rein, während das Gerippe von nebenan noch das Plätzchen viertelt. Und bei großem Verlangen würde auch eine "Line" aus Sprühsahne helfen.
Ein wahres Highlight, wenn sie die Radiomoderatorin von 'Radio Happy Chappy' im Verkehrsfunk mimt und über den Rentnerverein berichtet, der bei Ebensfeld die A 73 überquert und auf dem Mittelstreifen Rotkäppchen-Sekt verteilt. Oder bei der Parodie von Lachyoga ihre Lachanfälle so platziert, dass wirklich jeder mitlachen muss. Die mitreißende Komikerin ist sich auch für Zugaben nicht zu schade, und das Publikum dankt es mit langanhaltendem Applaus.