Mehr als die Hälfte aller Teilnehmer schaffte es durch Unterstützung eines Lichtenfelser Bildungsträgers, in Ausbildung oder Arbeit zu kommen. Eine junge Frau erzählt von ihrem "Glücksgriff".
Heute ist für Sabrina ein besonderer Tag. Es ist der erste Tag ihrer Ausbildung zur Verkäuferin im Einzelhandel. Die Kollegen und Vorgesetzten hat sie in einem siebenwöchigen Praktikum schon kennen und schätzen gelernt, mit strahlendem Lächeln spricht sie von einem Glücksgriff. "Ich bin echt froh, dass ich hier bin." Bei erfolgreichem Verlauf der Lehre besteht die Möglichkeit, in einem zusätzlichen dritten Ausbildungsjahr Kauffrau im Einzelhandel zu werden, und die Aussichten auf eine feste Anstellung im Anschluss sind gut. Wie sehr sich die junge Frau über solche Aussichten freut, wird umso verständlicher, wenn man weiß, dass sie einen holprigen Start in das Berufsleben hatte.
"Sehr viel gebracht" Zwei noch in der Probezeit abgebrochene Lehrstellen machten sich nicht gut in ihrem Lebenslauf. Ihre Erklärungen zu diesen wirklich bitteren Erfahrungen wollte im Grunde keiner hören, denn trotz guter Noten und fleißigen Bewerbens bekam sie kaum eine Einladung auch nur zu einem Vorstellungsgespräch. Mit Anfang 20 war sie eine der ältesten Teilnehmerinnen einer berufsvorbereitenden Maßnahme des Jobcenters beim Bildungsträger P & S (Praxis und Seminare GmbH) in Lichtenfels. Mit Mini- und Aushilfsjobs bestritt sie ihren Lebensunterhalt. Gehen ließ sie sich nicht - auch wenn sie anfangs, wie sie heute einräumt, nicht so recht an einen Erfolg dieser Maßnahme glaubte. Inzwischen sieht sie das anders. "Es hat mir sehr viel gebracht." Zum Beispiel lernte Sabrina, wie man unter Berücksichtigung der aktuellen Anforderungen eine individuelle Bewerbung entwickelt und formuliert. Damit gelang es ihr, ihren jetzigen Arbeitgeber für sich zu interessieren.
"Es war eine Bewerbung, die sich abgehoben hat", erinnert sich Manja Schedel, die Leiterin des Netto-Marktes in Schney. Sie ist nun Sabrinas Chefin und Ausbilderin. Sie legte es nicht negativ aus, dass Sabrina keine Schulabgängerin von 15, 16 Jahren mehr war, sondern sah das sogar als Vorteil an. "Eine gewisse Reife macht es mir während der Ausbildung leichter", meint sie. Außerdem lohnt es sich aus ihrer Sicht, Leuten aus solchen Maßnahmen eine Chance zu geben. "Sie brauchen besondere Fürsorge, aber es ist viel Positives zu erreichen." Ein junger Mann, der wegen privater Probleme Leistungseinbrüche hatte, so dass er vom Gymnasium an die Hauptschule musste, habe mit entsprechender Begleitung den Kurswechsel geschafft und seine Ausbildung schließlich mit 1,0 abgeschlossen. Eine Erfahrung, die Manja Schedel darin bestärkte, nicht nur auf die Schulnoten zu schauen. Sabrina war nicht die einzige Bewerberin auf die ausgeschriebene Stelle, wie die Marktleiterin wissen lässt. Letztlich habe sie vor allem durch ihre offene, freundliche und herzliche Art überzeugt. Dass sie gut ins Team passt, habe sich während des Praktikums gleich herausgestellt.
Bedarf an Unterstützung "Einarbeitung am Ausbildungsplatz", heißt dieser Abschnitt offiziell, mit dem die 22-Jährige die berufsvorbereitende Maßnahme, die eigentlich noch bis September dauern würde, verlassen hat. Eine Form des vorzeitigen Ausstiegs, die auch Berufspädagogin Ines Schwarz vom Bildungsträger P & S durchaus zufrieden macht. Mit dem Beginn einer betrieblichen Ausbildung sei das Ziel erreicht, sagt sie. Sie besuchte Sabrina im Netto-Markt ein letztes Mal kurz vor Ausbildungsstart und stellte fest, wie positiv sie sich verändert hatte. "Sie fühlt sich hier geschätzt und hat gelernt sich zu mögen." Eine andere aus der Gruppe sei dagegen zurzeit tief enttäuscht, weil an deren erhofftem Arbeitsplatz die Chemie eben nicht stimmte. Wieder eine Herausforderung für die Bildungsbegleiterin, aufzubauen und den Blick nach vorne zu lenken. "Es geht weiter." Das Gefühl, jemanden zu haben, der hinter einem steht, ist für viele Teilnehmer entscheidend dafür, dass sie ihren Weg machen. Da ran ändert auch die Tatsache nichts, dass in der Region eigentlich mehr Lehrstellen zu besetzen wären als es Bewerber gibt. Schwarz erlebt sich oft als einzige Bezugsperson für junge Menschen aus unglücklichen familiären Konstellationen. Oder Eltern fühlten sich überfordert und wünschten sich Unterstützung für ihr Kind - eine Förderung, aus der es gestärkt hervorgeht.
Ob das in Form von Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen bei P & S in Lichtenfels weiterhin geboten werden kann, ist momentan offen. So genannte Arbeitsmarktdienstleistungen werden vom Regionalen Einkaufszentrum Bayern der Bundesagentur für Arbeit vergeben. Vor Mitte August rechnet Ines Schwarz nicht damit, hierüber Klarheit zu haben. Das sei schwierig für die eigene Planung, alle im Team hätten nur befristete Arbeitsverträge. "Wir warten, wir hoffen", sagt Schwarz. Die Statistik aus dem gerade zu Ende gegangenen Schuljahr zeigt auf, dass 63 Prozent der Teilnehmer der Bildungsmaßnahme in Ausbildung oder Arbeit integriert wurden. Erfolge also; für manchen wirklich ein Happyend.