Eine Verbindung, die nie abreißt

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Gabriele auf dem Arm ihrer Mutter Margarete Pohl. Das Bild wurde veröffentlicht in dem Gedichtband "A Sträußla Veichela" 2007 Foto: privat
Gabriele auf dem Arm ihrer Mutter Margarete Pohl. Das Bild wurde veröffentlicht in dem Gedichtband "A Sträußla Veichela" 2007 Foto: privat
Gabriele Freitag freut sich über einen Brief in Versform. Ihre Tochter beschreibt darin, wie gut es tut, bei den Eltern auf einen Kaffee vorbeizuschauen - einfach so. Foto: Popp
Gabriele Freitag freut sich über einen Brief in Versform. Ihre Tochter beschreibt darin, wie gut es tut, bei den Eltern auf einen Kaffee vorbeizuschauen - einfach so. Foto: Popp
 

Familienbande sind Gabriele Freitag aus Schwürbitz wichtiger als ein spezieller Tag zu Ehren der Mutter. Ihrer eigenen Mutter hat sie Gedichte gewidmet.

Viel ist schon über Mutter-Tochter-Beziehungen geschrieben worden. Sie sind innig oder konfliktbeladen, oft vielschichtig. Gabriele Freitag hat ihre an Alzheimer erkrankte Mutter Margarete Pohl 15 Jahre lang zu Hause betreut und gepflegt. In ihrem Gedichtbändchen "A Sträußla Veichela", erschienen vor genau zehn Jahren, widmete sie ihr ein Kapitel. Sie erzählt darin aus ihrer Kindheit, aus der gemeinsamen fröhlichen Zeit, aber auch von den vertauschten Rollen, als die Mutter sich verändert und alles vergessen hat. Aus den vier Gedichten spricht vor allem dankbare Erinnerung. Die "sehr, sehr harte Zeit" mit all den Belastungen, die in der Fürsorge um einen demenzkranken Menschen auftreten, sie ist nicht vergessen. Aber sie ist zu einer Lebenserfahrung geworden, über die Gabriele Freitag und ihr Ehemann Heinz offen und mit einem guten Gefühl sprechen. Nur gemeinsam hätten sie das bewältigen können, betonen sie. Zuletzt erfüllte sich für die 93-jährige Mutter, was sie sich immer gewünscht hatte: Sie konnte daheim sterben. Ihre Tochter war bei ihr.

Von dem Gedichtbändchen sind nur noch wenige Exemplare über die Schwürbitzer Theatergruppe erhältlich, zu deren Jubiläum es damals erschienen ist. Gabriele Freitag ist gerade 79 Jahre alt geworden und will sich aus der intensiven Regie-Arbeit, die sie über viele Jahre für die Laienschauspieler geleistet hat, zurückziehen. Das Schreiben und das Theaterspiel sind zwei Leidenschaften, die sie von ihren Eltern übernommen hat. Vielleicht das größte Vermächtnis ihrer Mutter kann man ihren Gedichtzeilen entnehmen: Du hast mir von Gott erzählt (...) und aus mir einen fröhlichen Menschen gemacht.

Die Schwürbitzerin mag das Miteinander mit Alten wie mit Jungen. Nicht nur durch ihre Enkel hat sie den Anschluss behalten. Sie besuchte auch die Grundschule im Ort, um Gedichte in Mundart vorzulesen. Das war bereichernd für beide Seiten. Positiv blickt Gabriele Freitag auch auf ihre eigene Familie. Fünf Kinder hat sie mit ihrem Mann Heinz, und alle kommen gerne nach Hause. Den Muttertag als Anlass brauche es dafür nicht, wie Gabriele Freitag unterstreicht. Ihre Mutter habe keinen großen Wert auf so etwas gelegt - und sie selbst hält es ähnlich.


Schöne Überraschungen

Aber ihre Kinder lassen sich, jedes für sich und auf seine Art, auch übers Jahr manches einfallen, um der Mutter eine Freude zu bereiten. Ein Ausflug mit einem Sohn morgens um vier mit Decke und Thermoskanne zum Staffelberg, um den Sonnenaufgang zu beobachten, ist ein Beispiel dafür. Oder der Brief, in dem sich eine der Töchter dankbar für die wohltuende Wirkung einer Tasse Kaffee daheim bei den Eltern zeigt. In Mundart und gereimt. Das freut auch den Vater: "Der Zusammenhalt in der Familie ist das Wichtigste." So kann man auch schwierige Zeiten meistern. Hilfsbereitschaft und gegenseitige Unterstützung hat das Paar immer versucht vorzuleben - und hat längst spüren dürfen, dass es auch etwas zurückbekommt.



Mama

Ich hör´ deine Stimme im Rauschen des Windes,
ich sehe dein Antlitz im Sternenzelt,
du streichelst im Schlaf mir sanft die Wangen,
ich sehe dich winkend im Ährenfeld.
Du bist mir so fern - du bist mir so nah,
du trocknest die Tränen auf meinem Gesicht,
du lächelst mir zu und ich höre dein Flüstern
"Ich bin doch so glücklich, wein' bitte nicht!"
Du fehlst mir so sehr,
doch der Schmerz wird vergehn
und es bleibt mir die Hoffnung
ich werd dich einst wieder sehn.

(Abschied 22.6.2003) - aus dem Gedichtband "A Sträußla Veichela"