Eine Option für den Traditionsverein

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Die Tage der Schießanlage der Zimmerstutzen-Schützen am Burgberg scheinen gezählt. Foto: Patrick Erhardt
Die Tage der Schießanlage der Zimmerstutzen-Schützen am Burgberg scheinen gezählt. Foto: Patrick Erhardt
Das Motiv dieser Scheibe erinnert an die Tradition des Schießsportes "über Lichtenfels". Bis ins 16. Jahrhundert stand die Burg auf dem nach ihr benannten Burgberg, wo sich das Bergschloss befindet. Foto: Popp
Das Motiv dieser Scheibe erinnert an die Tradition des Schießsportes "über Lichtenfels". Bis ins 16. Jahrhundert stand die Burg auf dem nach ihr benannten Burgberg, wo sich das Bergschloss befindet. Foto: Popp
 
Beim Traditionsschießen am 16. und 17. Oktober wird mit einem Zimmerstutzen (Baujahr vor 1945) geschossen. Im Bild Uschi Osterlänger. Foto: Patrick Erhardt
Beim Traditionsschießen am 16. und 17. Oktober wird mit einem Zimmerstutzen (Baujahr vor 1945) geschossen. Im Bild Uschi Osterlänger. Foto: Patrick Erhardt
 

Der Zimmerstutzen-Schützenverein Lichtenfels hat ein neues Domizil in Aussicht. Ein Umzug ist aber längst noch nicht in trockenen Tüchern. Die Schützen, denen im Bergschloss gekündigt wurde, brauchen Unterstützer. Sie bieten dafür Dachfläche für Photovoltaik an. Für andere Möglichkeiten halten sie weiter Augen und Ohren offen.

Wenn die Zimmerstutzen-Schützen am Freitag und Samstag zu ihrem Traditionsschießen auf den Burgberg einladen, schwingt neben der Freude auf das gesellige Miteinander auch etwas Wehmut mit. Es dürfte nämlich das letzte Schießen dieser Art im Bergschloss-Gebäude sein. Auch wenn dem Verein die Nutzung der Schießstätte noch für unbestimmte Zeit gestattet ist - der Mietvertrag für die Räumlichkeiten in dem ansonsten leerstehenden Gebäude wurde ihm im Juni gekündigt.

Seither sind die Zimmerstutzen-Schützen auf der Suche nach einem neuen Domizil. Jetzt gibt es eine Option: Das ehemalige Fitnessstudio "Positiv" (früher "Hemden-Rost", St.-Veit-Straße, nahe Viktor-von-Scheffel-Straße) wurde dem Verein als mögliches Ersatzquartier angeboten. Die Firma Rauch-Objektmöbel, die das Gebäude aktuell noch nutzt, werde sich zurückziehen, wie dem Schützenmeister Patrick Erhardt mitgeteilt wurde. Seiner Ansicht nach wäre das ein Standort mit Zukunftsaussichten, mit 250 Quadratmetern Fläche größer als die alte Schießstätte, "ein Projekt für die Zukunft". Der Verein könnte das Objekt in Erbpacht bekommen. Doch in trockenen Tüchern ist ein Umzug dorthin längst noch nicht. Die Entscheidung hänge von mehreren Faktoren ab, erklärt der Schützenmeister, vor allem von Investoren, die bereit wären, dem Verein zu helfen.


Dachsanierung nötig

Das Dach des angebotenen Gebäudes stellt das größte Problem dar: Es ist undicht und aus Eternitplatten. Weil diese vermutlich Asbest enthalten, bedarf es eines fachgerechten Abbaues und einer speziellen Entsorgung, bevor ein neues Dach auf den Stahlträgern angebracht werden kann. Hier setzt nun die Idee an, mit der Patrick Erhardt Partner gewinnen möchte. Unterstützern könnte der Verein im Gegenzug Dachfläche für eine Photovoltaik-Anlage zur Verfügung stellen - bis zu insgesamt 500 Quadratmeter. Zudem könnte man die Mitnutzung eines Saales anbieten. Dem Schützenmeister schwebt ein Zusammenschluss vor, von dem beide Seite profitieren.

Erst bei entsprechendem Interesse würden konkrete Planungen begonnen, sagt der Schützenmeister, der bereits mit verschiedenen Aktionen auf die Situation des Lichtenfelser Traditionsvereins aufmerksam gemacht hat. Wenn dann Kostenberechnungen für den Umbau vorliegen, wollen die Mitglieder prüfen, welchen Anteil sie in Eigenleistung stemmen können.

Die Zimmerstutzen-Schützen verzeichnen aktuell mehr Zu- als Abgänge bei der Mitgliederbewegung; das ist etwas, was den erst 27-jährigen Schützenmeister freut. Kürzlich hätten sich wieder einige junge Leute angemeldet, berichtet er. Sie könnten bei dem Vorhaben wichtige Stützen sein. Ohne Hilfe von außen wäre es aber wohl nicht machbar. Da ist Patrick Erhardt jeder Beitrag willkommen. Dankbar erinnert er an das Benefizschießen befreundeter Schützen in Ebersdorf, das jüngst eine Spende von 525 Euro einbrachte. "Es hat über Landkreisgrenzen zusammengeschweißt." Gemeinschaftssinn wird für die Zimmerstutzen-Schützen weiterhin wichtig sein. Der wird auch beim Traditionsschießen am bevorstehenden Wochenende großgeschrieben, wo man im Bergschloss einen gemütlichen Abend verbringen kann.


Augen und Ohren offen

Auch wenn es keinen akuten Zeitdruck für eine Entscheidung gibt, wünscht sich der Schützenmeister doch, dass die Zeit der Ungewissheit bald ein Ende hat. Allein auf die genannte Option in der St.-Veit-Straße will er dennoch nicht setzen. "Wir haben die Suche nach in Frage kommenden Objekten deswegen noch nicht eingestellt."


Einladung zum Traditionsschießen

Am 16. Oktober, von 18 bis 22 Uhr, und am 17. Oktober, von 14 bis 18 Uhr; 19 Uhr Preisverleihung (Geldpreise). Teilnehmer müssen Mitglieder in einem Schützenverein oder vergleichbar anerkanntem Verband sein. Geschossen wird mit einem Zimmerstutzen, Baujahr vor 1945 (wird bei Bedarf kostenlos gestellt). Es besteht eine Kleiderordnung: Männer in Uniform und Hut oder in Tracht, Damen im Dirndl oder in Tracht. Die Einlage beläuft sich auf 5 Euro. Anmeldung erbeten - spart Wartezeit. Einer der ersten Bezirkswettkämpfe mit dem Zimmerstutzen und mit Luftdruckwaffen hat Aufzeichnungen zufolge am 24./25. Juli 1886 auf dem Burgberg stattgefunden.