Und wie steht der bayerische Bauernverband dazu?
Das Volksbegehren "Rettet die Bienen" mobilisierte kürzlich in Bayern zahlreiche Bürger. Wir sprachen mit Hans Rebelein, dem Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), darüber.
Das Volksbegehren, sagt er, habe der Artenvielfalt, der Biodiversität und der Landwirtschaft einen Bärendienst erwiesen. "Ich habe unsere Landwirte noch nie so resigniert und frustriert erlebt wie zurzeit", ergänzt er. Bei ihm hätten Landwirte angerufen, "die mitten im Leben stehen, die resignieren und aufhören wollen, geschweige denn, ihre Kinder noch Landwirtschaft lernen lassen" möchten. Sie wüssten nicht mehr, wie es weitergehen soll, denn sie befürchten noch mehr massive gesetzliche Auflagen, - auch durch das Volksbegehren.
Diese Landwirte, sagt Rebelein, hätten sich in den vergangenen Jahren an vielen Programmen und Umweltschutzprojekten beteiligt, doch all das werde von der Gesellschaft nicht honoriert. Wenn das so weitergehe, würden sich die bisherigen bäuerlichen Strukturen auflösen.
"Freiwillige Projekte unterlassen"
"Wir im Landkreis haben uns an vielen Naturschutzprogrammen und -projekten beteiligt. Wir arbeiten im Landschaftspflegeverband mit. Wir haben uns am Rebhuhnprojekt beteiligt. Man hat es nicht für nötig erachtet, mit uns im Vorfeld über das Volksbegehren zu reden, wir fühlen uns verkauft und verraten", sagt der BBV-Kreisgeschäftsführer. Er werde, fährt er fort, von den BBV-Mitgliedern aufgefordert, als Verband etwas zu unternehmen. "Sie fordern, dass sich der Bauernverband aus dem Landschaftspflegeverband zurückzieht und auch aus dem Grünen Band", sagt er. "Wir haben in den letzten Jahren unsere Mitglieder aufgerufen, auf freiwilliger Basis Blühflächen anzulegen und haben in diesem Jahr einen Blühbotschafter gesucht. Die Bauern fordern mich auf, freiwillige Maßnahmen zu unterlassen und alle Landwirte dazu aufzurufen."
Gängige Meinung unter den Landwirten sei, dass die Bauern nur noch das tun sollten, was das Gesetz fordere - aber nicht mehr. Sollte diese Stimmung bleiben, werde das Bürgerbegehren für die Natur ein Rückschritt. Die Landwirte seien nicht mehr bereit, sich auf freiwillige Projekte einzulassen. Somit werde Natur künftig weniger Fläche zur Verfügung stehen, als derzeit auf freiwilliger Basis, vermutet er.
Zudem werde der BBV aus den Reihen der Landwirte aufgefordert, Mahnfeuer oder Demonstrationen zu organisieren. "Wie wir damit umgehen, müssen unsere Gremien im Verband entscheiden." Es gebe ein paar wenige Stimmen, die der Meinung sind, "dass wir besser aufzeigen sollen, was wir geleistet haben und was wir leisten für die Artenvielfalt und für die Natur".
Woran sich Bauern beteiligen
Hans Rebelein sagt, er habe deshalb das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gebeten, einen Flyer zu erstellen, aus dem von amtlicher Stelle die Zahlen offengelegt werden, mit welchen Flächen sich die Bauern in den Landkreisen Coburg und Lichtenfels an Umweltprogrammen wie Kulap und VNP (Kulturlandschaftsprogramm und Vertragsnaturschutzprogramm) beteiligen. Auch die Landkreise müssten die Grundstücke nennen, die als Ausgleichsflächen und für Naturschutzprojekte gekauft wurden. Unter den Tisch fallen dabei die freiwilligen Blühflächen und -streifen.
Bisher nur fünf Blühflächenpaten
Außerdem böten Landwirte im Kreis Lichtenfels Blühflächen-Patenschaften für ca. 40 Euro pro 100 Quadratmeter an. Ab 100 Blühpaten könnte die Flächen angelegt werden. Jeder, der es ernst meint mit der Artenvielfalt, könne sich beim Bauernverband per E-Mail anmelden (Lichtenfels@bayerischerbauernverband.de). "Auf unseren jüngsten Aufruf haben sich bisher erst fünf Personen gemeldet" sagt Rebelein. "Ich hoffe, dass es bald zu einem Volksbegehren kommt zur Unterstützung unserer bäuerlichen Landwirtschaft, sonst haben wir bald keine mehr", resümiert er.
"Per Zeitungsannonce luden sie alle Bürger ein, Blühflächenpaten zu werden, um Insekten zu helfen. Der Resonanz ist gering." Mich überrascht das nicht. Einerseits wollen "wir" alles verordnet haben. Andererseits ist mir diese Anzeige noch nie aufgefallen.