In Wolfratshausen ist der Bürgermeistersessel neu zu vergeben. Fritz Meixner aus Altenbanz tritt für die SPD an. Und erklärt auch, warum er für diese Kandidatur im Wohnort des ehemaligen Ministerpräsidenten und CSU-Politikers nicht schwarz sieht.
Mit einem Vorurteil muss Fritz Meixner gleich aufräumen. Nein, Wolfratshausen sei nicht schwarz. Das zeige schon die Parteizugehörigkeit der Bürgermeister im Ort. Helmut Forster, der amtierende Rathauschef, gehört zur Bürgervereinigung Wolfratshausen (BVW), die in dem Ort so etwas ist wie die Freien Wähler. Dessen Vorgänger Rainer Berchthold (1998 bis 2008) gehörte der SPD an. "Und Edmund Stoiber hat sich eigentlich nie so in die Kommunalpolitik eingemischt", erinnert er sich.
Buntes Wolfratshausen also? Ein wenig schon. Und so gesehen passt Fritz Meixner dort gut ins Bild. Als jemand, der nicht aus dem Ort kommt, momentan nicht im Ort lebt. Und nicht einmal ein SPD-Parteibuch hat. Denn für diese Partei tritt der gebürtige Altenbanzer im März zur Kommunalwahl an, um neuer Bürgermeister zu werden. "Die Karten werden neu gemischt", sagt er mit Blick darauf, dass Amtsinhaber Forster aus Altersgründen nicht mehr antreten kann. "Sonst hätte ich diesen Schritt nicht gewagt."
Meixner leugnet seine fränkischen Wurzeln nicht, im Gegenteil. Warum sollte es denn schlecht sein, aus dieser Region zu stammen? "Das Wichtigste, was ich von meinen Eltern vom Bauernhof in Altenbanz mitgenommen habe, sind Dinge wie Ehrlichkeit, Zielstrebigkeit, Ausdauervermögen und Fleiß. So ein Stück Bodenständigkeit." Und ein Stück fränkische Mentalität: "Man macht halt einfach sein Zeuch."
Mit drei Geschwistern wuchs er dort auf, einer großen Schwester, einem großen Bruder und einer kleinen Schwester. Grundschule in Großheirath, danach besuchte er das Franz-Ludwig-Gymnasium in Bamberg. Die Landwirtschaft haben die Eltern Heinrich und Gisela aufgegeben, sein Bruder Bernhard arbeitet im Kreisbauhof in Bad Staffelstein. 44 Jahre alt, verheiratet , drei Kinder (11, 9, 6 Jahre), schiebt er an Biografie nach.
Gibt es eine Brücke zwischen Heimat und Wolfratshausen? Ja, Meixner nennt den Zivildienst, der er ableistete. In Bamberg, in einer Einrichtung der Salesianer Don Boscos, einer stationären Jugendhilfeeinrichtung, in der Spätaussiedler und Boat-People eine Aufnahme fanden. Dort entwickelte sich sein Studienwunsch, anschließend wollte er im Bereich Pädagogik und Erziehung bleiben.
So führte sein Weg 1990 nach Benediktbeuern, wo die Salesianer Don Boscos eine größere Niederlassung haben in einem Kloster mit verschiedenen Einrichtungen, darunter damals zwei Fachschulen für soziale Arbeit. Ihm sei es wichtig gewesen, dort auch etwas von dem Geist Don Boscos mitzunehmen. "Johannes Bosco, der 1934 heilig gesprochen wurde, ist mir im Zivildienst ein großes Vorbild geworden.
Er war Ende des 19. Jahrhunderts in Turin tätig gewesen. Er hat die Jugendlichen auf der Straßen angesprochen und sich darum gekümmert, dass die wieder eine Perspektive bekommen und Ausbildungsstätten gegründet. Für mich war er so etwas wie der erste Streetworker." In Benediktbeuern machte er seinen Abschluss als Dipl. Sozialpädagoge.
Start im Jahr 1996 Zwischen Benediktbeuern, wo er heute noch wohnt, und Wolfratshausen liegen rund 30 Kilometer. Dann kam eine Stellenanzeige: Stadt Wolfratshausen sucht einen Sozialpädagogen für Jugendarbeit. 1. September 1996, das wurde sein erster Arbeitstag in der Stadt. Meixner war damals fünfter Angestellter eines Vereins, in den die Stadt bestimmte Bereich der Jugendarbeit wie Schulkinderbetreuung, Horte, das Jugendzentrum, die mobile Jugendarbeit oder Jugendsozialarbeit an Mittelschulen ausgelagert hat. "Heute bin ich immer noch da, aber inzwischen der Leiter von 40 Mitarbeitern in diesem Kinder- und Jugendförderverein." Das zeige doch, dass er in den 18 Jahren in Wolfratshausen doch schon einiges in dem Bereich bewegt habe.
Das sagt er auch denjenigen, die ihn fragen, wie er zu dieser Bürgermeisterkandidatur gekommen sei. Möglich wird das auch durch eine Änderung in den Wahlvorschriften, nach denen es inzwischen auch reicht, einen Zweitwohnsitz nachzuweisen.
Die SPD sei im Februar auf ihn zugekommen, erinnert er sich. Aber in der Nominierung musste sich Meixner sich noch gegen zwei parteiinterne Mitbewerber durchsetzen. Durch seine Arbeit habe er schon vorher oft mit dem Stadtrat Kontakt gehabt - "und ein wesentlicher Ausbau unserer Arbeit fand zu einer Zeit statt, als ein SPDler auf den Bürgermeistersessel saß. Reiner Berchthold war als Vorsitzender des Fördervereins praktisch auch mein Vorgesetzter. Das sorgte neben inhaltlicher Nähe auch für eine menschliche Nähe."
Noch sei der Wahlkampf nicht angelaufen. Inzwischen hat die CSU einen Kandidaten benannt, die BVW folgt noch. "Klar bin ich ein kommunalpolitischer Quereinsteiger, ich denke nicht so in den Kategorien politischer Gegner oder den Kategorien Schwarz/Rot/Grün. Ich bin da einfach ein bisschen offener und breiter aufgestellt. In jeder Partei gibt es Menschen, die gute Arbeit machen und gute Ideen haben. Auf der Ebene einer Gemeinde sollte die Parteipolitik nicht im Vordergrund stehen. Gemeinde macht man gemeinsam, das steckt schon in dem Wort drin." Er trete als parteiloser Kandidat an: "Das ist mir wichtig und ich möchte es als Zeichen verstanden wissen."