Ein Abend wie in Paris, aber in Lichtenfels

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Stefan Grasse (Gitarre), Alexander Fuchs (Kontrabass), Bettina Ostermeier (Akkordeon) und Sängerin Julia Kempken entführten ihr Publikum in der Synagoge in das Flair von Paris. Foto: Markus Häggberg
Stefan Grasse (Gitarre), Alexander Fuchs (Kontrabass), Bettina Ostermeier (Akkordeon) und Sängerin Julia Kempken entführten ihr Publikum in der Synagoge in das Flair von Paris.  Foto: Markus Häggberg
Paris-Abend in der Synagoge Foto: Markus Häggberg
Paris-Abend in der Synagoge Foto: Markus Häggberg
 
Paris-Abend in der Synagoge Foto: Markus Häggberg
Paris-Abend in der Synagoge Foto: Markus Häggberg
 

Ein kleines Stückchen von Paris, glanzvolle Metropole und verträumte Nische Liebender zugleich, brachte ein Künstler-Quartett mit der Show "Paris in Love" am Valentinstag nach Lichtenfels.

Paris ist ein "Fest fürs Leben", sagte einst Ernest Hemigway. Der musikalische Abend über Paris sollte am Samstag zum Fest für die Ohren werden. Teilweise. Licht und Schatten fanden für zwei Stunden Entertainment in der Synagoge zueinander.
Zugegeben, Paris lebt vom Klischee. Es hat dämmrig und schummrig zu sein, glanzvolle Metropole und verträumte Nische Liebender zugleich. Und dann ist es auch noch so reich an Geschichte und Anekdoten und Künstlerbiografischem.

Leider spielt die Technik nicht mit

Inmitten eines weiß gestrichenen Raumes ist es nicht leicht, all das zu einem wohligen Gefühl zu fügen. Nicht, wenn der Raum lange hellst ausgeleuchtet bleibt und die Chanteuse gezwungen ist, zum Mikrofon zu greifen. Dennoch gelang mit "Paris in Love" am Valentinstag ein reiches Programm mit musikalischen Finessen.

Wohl mehr als 100 Besucher drängten sich in die Synagoge. Sie drängten sich auch in der Synagoge; denn viel Platz blieb ihnen bei der mehrreihigen Tischbestuhlung nicht. Ein Pärchen meinte gar, dass es trotz Karten keinen Sitzplatz bekommen habe, andere legten Zeugnis davon ab, gar nicht erst kontrolliert worden zu sein.
Aber das waren nur Begleitumstände einer ansonsten auch ansprechenden Veranstaltung. Ein Grund hierfür waren Paris, Stefan Grasse (Gitarre), Alexander Fuchs (Kontrabass), Bettina Ostermeier (Akkordeon) und auch die Sängerin selbst - Julia Kempken. Auf Französisch, Englisch, gar Russisch begrüßt die in Mittelfranken lebende Künstlerin die Anwesenden. Mit dem einleitenden "Edzerdla" sogar auf Fränkisch, beginnt sie "vu ana vu die schenstn Stedt vu die Weld" zu plaudern. Das ist heiter und Paris ist zu groß, um dadurch zu schrumpfen.
Aber dann wird es richtig gut. Vor allem, weil die großen Namen wie Cole Porter, Django Reinhardt oder Charles Trenet fallen. Was Cole Porter bei seinem "I love Paris" am Klavier vollbracht hätte, gelang in grandioser Weise Bettina Ostermeier am Akkordeon.

Fordernd und doch verspielt, improvisierend und doch Porter im Blick behaltend, spielte die Künstlerische Leiterin des Staatstheaters Nürnberg auf dem Instrument, das schon selbst für Paris steht. Und ein Grasse ließ den filigranen Zigeuner-Swing Reinhardts virtuos in jenen Klangfarben auferstehen, die spätestens seit Woody Allens "Midnight in Paris" wieder en vogue sind.

Auch Gershwin, Hemingway, Picasso, Bunuel, die Fitzgeralds, Gertrude Stein ohnehin und viele andere hielten sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Paris auf. Welch Fundus für Anekdoten. Julia Kempken kannte viele von ihnen, vermochte sie auch zu erzählen und die Begeisterung für dieses Paris trägt sie wohl in sich. Das steppte sie auch gekonnt.

Nach der Pause wurde es von der Beleuchtung her romantischer

Nach der Pause wurde eine Anregung aufgegriffen, zumindest im hinteren Teil der Synagoge romantischere Lichtverhältnisse zu schaffen. Dort gingen die Lichter aus, während die Kerzen auf den Tischen brannten. In diese Momente hinein gelangen Grasse bei La Mer phrasierende Extravaganzen und eine höchst ansprechende Interaktion mit dem Kontrabass. "Paris in Love" in Lichtenfels - reich an Wissenswertem und an musikalischen Perlen. Aber auch an Kompromissen.