Weinflaschen, Bierdosen, Pizzakartons: Joachim ist der oberfänkische "Müllkönig"

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Flaschen kommen in den Glascontainer, der Restmüll geht bei Joachim Drescher in die (graue) Tonne. Foto: Monika Schütz
Flaschen kommen in den Glascontainer, der Restmüll geht bei Joachim Drescher in die (graue) Tonne. Foto: Monika Schütz

Für den rüstigen Rentner ist das Müllsammeln in und um Eichelsee in Oberfranken ein nutzbringender Zeitvertreib. Er selbst nennt sich "Müllkönig".

"Sie können ja Müllkönig zu mir sagen", sagt Joachim Drescher vergnügt und steckt eine große Plastiktüte voller Abfall in seine schwarze Tonne. Doch eigentlich hat er in dieser Hinsicht gar nichts zu lachen. Der viele Müll, den er regelmäßig in seine Restmülltonne steckt, ist weder von ihm noch von Familie Drescher überhaupt.

Es sind alles Sachen, die der rüstige Rentner so ganz nebenbei von seinen täglichen Spaziergängen mit heimbringt. Weinflaschen, Bierdosen und Bierflaschen, Papierreste, Zigarettenschachteln, Kaffeebecher, Pizzakartons, ja sogar mehrere original verschnürte Pakete von Exemplaren einer einheimischen Wochenzeitung samt Werbeprospekten hat der 78-Jährige schon mit nach Hause gebracht.

Kuriose Begebenheit: Joachim hat schon mal Kesselfleisch gefunden

"Er kann's einfach nicht sehen", sagt Ehegattin Hildegund und schüttelt den Kopf. Nicht, weil ihr Mann alles aufliest, sondern weil auch sie nicht verstehen kann, wieso jemand seinen Müll einfach in der Umwelt entsorgt. "Wenn sie die Zigarettenschachtel in der Hosentasche haben und es ist noch genau eine Zigarette eine drin, wird sie aufgehoben. Ist sie leergeraucht, wird sie weggeschmissen", erzählt Hildegund Drescher, "einfach zum Fenster raus, auf den Gehweg neben der Straße". Und da liegt noch mehr.

Im  Bereich zwischen den beiden Verkehrskreiseln Lautergrundausfahrt und Ebensfelder Ausfahrt hat Müllsammler Joachim schon ganz andere Sachen gefunden. "Einmal waren es so viele Flaschen, da bin ich wieder heim, und hab meinen Schubkarren geholt und die leeren Flaschen eingesammelt", erinnert er sich. Da war keine einzige zerbrochen, alle sind unversehrt im Graben gelandet. Muss ein Liebhaber von Riesling gewesen sein: alle die gleiche Rebsorte. Der Glascontainer sei gut voll geworden ...

Jetzt muss Joachim Drescher grinsen, eine kuriose Begebenheit fällt ihm ein. Seine Frau stand in der Küche und sah zufällig vom Fenster aus, wie ein Pkw an der Hecke der nahe gelegenen kleinen Straße anhielt, ein Mann ausstieg und etwas in der Hecke abstellte. Dann fuhr das Fahrzeug weiter. War das ein weißer Eimer? Was war da drin? Sie rief ihren Mann. Joachim Drescher machte sich auf den Weg zur Hecke. Es war ein weißer Eimer, der Flüssigkeit enthielt, mit einem Deckel verschlossen. Der Rentner öffnete vorsichtig den Behälter und sah in viele Augen. Fettaugen. Jemand hatte hier wohl eine gewaltige Portion Wurstsuppe samt dazugehörigem Kesselfleisch entsorgen wollen. Das Interessante an der Geschichte ist, das just gleiches Fahrzeug und gleicher Mann nach einiger Zeit wieder zurückkamen und erneut anhielt. Nun lud die Person aber nichts aus, sondern suchte offenbar in der Hecke nach dem Eimer. Ob da wohl jemand nachträglich ein schlechtes Gewissen bekommen hatte?

Joachim freut sich: Dankeschön vom Bürgermeister erhalten

Oft wird er von Spaziergängern angesprochen, wenn er mit seinem Greifer den Müll aufsammelt. Sie fänden das lobenswert, sagt Joachim Drescher. Und ein offizielles Dankeschön hat er auch schon einmal bekommen: Als er die Zeitungspakete fand, immerhin zehn große, dicke Pakete, verständigte er den Bauhof der Stadt. Die Mitarbeiter hätten das dann abgeholt. Von Bürgermeister Jürgen Kohmann gab es ein Dankeschön und ein kleines Präsent.

Seit mehr als zehn Jahren ist der Müllsammler von Eichelsee schon aktiv. Heuer sei es tatsächlich etwas weniger Müll, freute er sich, weniger Pappbecher, weniger Pizzakartons. Was er sich wünschen würde, sind aber nicht etwa mehr Papierkörbe  - "die Leute schmeißen es eh in die Natur, ob ein Mülleimer da ist oder nicht"  - nein, er würde sich freuen, wenn zum Beispiel die Stadtarbeiter, die oft beim Metzger neben seinem Anwesen ihre Mittagsbrotzeit holen, vielleicht auch mal anhalten und Müll mitnehmen, der offensichtlich direkt neben oder auf der Straße rumliegt.

Ob die Stadt oder das Landratsamt in Lichtenfels ihm gratis Müllsäcke zur Verfügung stellen, möchte ich abschließend von ihm wissen. "Nein", so die Antwort, "wenn mein Mülleimer voll ist, kommt der gesammelte Müll halt erst die Woche drauf in die Tonne."

Wie Sie richtig Müll trennen, was in die Restmülltonne gehört und was nicht, das lesen Sie hier.