"Disneyland-Tourismus" auf dem Kordigast nicht erwünscht

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Ein Abenteuerspielplatz, wie es ihn im Baumwipfelpfad Ebrach (Bild) gibt, soll den Kordigast aufwerten. Angedacht ist, dem Spielgelände ein keltisches Flair zu verleihen. Foto: Michael Stromer
Ein Abenteuerspielplatz, wie es ihn im Baumwipfelpfad Ebrach (Bild) gibt, soll den Kordigast aufwerten. Angedacht ist, dem Spielgelände ein keltisches Flair zu verleihen.  Foto: Michael Stromer

Die Aufwertung des Kordigastes soll ein Ziel haben: Kultur und Natur erlebbar machen.

"Wir wollen kein Remmidemmi auf dem Korches", erteilte Landrat Christian Meißner am Montagabend bei der Informationsveranstaltung in der Grundschulturnhalle einem "Disneyland-Tourismus", so seine Worte, eine klare Absage. Die Leute, die auf den Kordigast wanderten, suchten die Ruhe und wollten ihre Seele baumeln lassen. Wir werden auch keinen zweiten Staffelberg hinkriegen, betonte der Redner. Dass sei auch nie der Plan gewesen. Vielmehr wolle man die Kelten, den Erzabbau und die Mehlbeere, also Kultur und Natur rund um den Kordigast darstellbar und erfahrbar machen, so Meißner. Deshalb werde es auch keine E-Quad-Bahn geben.


Behutsame Aufwertung

Ganz in diesem Sinne stellte Kreisfachberater Michael Stromer ein Konzept vor, das eine behutsame Aufwertung des Berges im östlichen Landkreis Lichtenfels mit keltisch angehauchtem Abenteuerspielplatz, Panoramakarte, Geschicklichkeitsparcours und Waldpädagogik
vorsieht. Otto Schuhmann machte sich für eine Freilegung des Berges stark, der heute fast vollständig bewaldet ist. "Der Staffelberg wirkt nur, weil er als Felsblock ins Tal hinabstrahlt. So sollte es auch beim Kordigast sein", begründete er seine Ansicht. Stromer hatte bereits in seinen Ausführungen von einem lichten Plateau gesprochen, auf dem einzelne Bäume gefällt werden, um einen besseren Ausblick zu erhalten.
Finanziert werden soll die Maßnahme, die sich im sechsstelligen Bereich bewegt, über das Leader-Programm der EU. Der Zeitplan sieht so aus: Die Holzrechtler beginnen im nächsten Jahr mit dem Fällen von Bäumen. Für die anderen Aufwertungsmaßnahmen hat Meißner das Jahr 2018 im Visier.
Eine Projektgruppe, bestehend aus den Rechtlern, den Eigentümern der beiden Gaststätten auf dem Kordigast ("Waldfrieden" und "Steinerne Hochzeit") sowie mehreren Gemeinde- und Stadträten aus Alten- und Burgkunstadt sowie Weismain hatte sich unter Anleitung Stromers Gedanken über eine Aufwertung des Kordigasts gemacht. Deren Ergebnisse präsentierte Stromer den rund 60 Zuhörern.
Herzstück des Vorhabens ist der Abenteuerspielplatz. "Die Spielangebote sollen unter dem Titel ,Kelten‘ laufen. Es wird nicht nur Rutsche oder Schaukel geben, sondern auch Spielelemente, die man anderswo nicht findet", erläuterte Stromer. Zudem biete der Wald die Kulisse für das Spielgelände. Als Standort ist ein Waldstück an der Abzweigung zum großen Kordigast am Hauptweg zwischen den beiden Gaststätten vorgesehen. Gegenüber den ursprünglichen Planungen wurde das vorgesehen Gelände von 2000 auf 7500 Quadratmetern vergrößert. "Es wird nicht mehr Spielangebote geben, sondern mehr Platz zum Toben."


Grünes Klassenzimmer

Matthias Herbst schlug vor, einen zentralen Ort auf dem Gelände des Spielplatzes zu schaffen. In dieser Schutzhütte könne man zum Beispiel Informationstafeln aufstellen, Filme vorführen oder Bilder ausstellen. Stromer sponn den Gedanken weiter: "Denkbar wäre auch, hier ein grünes Klassenzimmer einzurichten." Der Landrat begrüßte die Idee einer Schutzhütte noch aus einem anderen Grund: Bei schlechtem Wetter könnten sich dort die Besucher unterstellen, zur Not auch übernachten. Geplant ist, den Spielplatz mit zwei oder drei Hütten auszustatten.
Angesprochen wurde auch das Thema Toiletten. "Wir haben auf dem Kordigast, abgesehen von den beiden Gaststätten, keinen Wasseranschluss. In der Hauptsaison könnten wir uns zur Not mit einem Dixie-Klo behelfen", meinte Meixner.
Des Weiteren sieht das Konzept einen Geschicklichkeitsparcours oder Waldpädagogikelemente, wie ein Baummemory, vor. Auf dem großen Kordigast wird eine große Panoramakarte aufgestellt. 500 Meter vor der Gaststätte "Steinerne Hochzeit" soll ein geschotterter Parkplatz für 25 Fahrzeuge errichtet werden. Wie ist es um den Bau eines Aussichtsturmes, dem Ausbau einer Eisenerzgrube oder der Sanierung der Straße von Pfaffendorf zum Kordigast bestellt? Schlecht. Für Stromer sind das Maßnahmen, die den finanziellen Rahmen sprengen würden.
Jutta Löbling aus Altenkunstadt sprach das Thema Kelten an. "Da rennen Sie bei mir offene Türen ein. Mir ist bewusst, dass der Kordigast im Landkreis Lichtenfels der zweite Keltenberg ist. Wenn sie es so möchten, werden wir auch die Keltenforschung am Kordigast vorantreiben", sagte der Landrat.