Die Geschäftsstellen der Banken nehmen ab

2 Min
 

Auch wer abseits der Hauptorte wohnt, findet im Landkreis noch Bankfilialen vor Ort. Doch für die Kreditinstitute wird es immer schwerer, das Angebot zu halten. Die Raiffeisenbank Obermain-Nord bekommt das aktuell zu spüren.

Am Samstag werden die Briefe ankommen. 1600 Schreiben hat die Raiffeisenbank Obermain-Nord an ihre Kunden verschickt, um über eine Änderung zu informieren: Zwei Geschäftsstellen des Filialnetzes mit 16 Standorten werden zum 1. April geschlossen. Betroffen sind Neuensee in der Gemeinde Michelau sowie Kirchleus im Landkreis Kulmbach. An den Standorten in Mainroth und Strössendorf werden künftig Geldautomaten stehen. Die Raiffeisenbank Obermain Nord ist nicht das erste Bankhaus im Kreis, das zu solchen Maßnahmen greifen muss. Die Raiffeisen-Volksbank Bad Staffelstein schloss im September ihre Einmann-Geschäftsstellen in End und Reundorf, die Hypovereinsbank im Oktober in Bad Staffelstein und im November in Burgkunstadt ihre Filialen.

Die Hypovereinsbank hebt hervor, dass der Schritt richtig war und auf anderer Seite auch Vorteile biete (siehe unten stehender Bericht). Die größte Vielfalt haben die Lichtenfelser. Sie können unter fünf verschiedenen Instituten wählen: Sparkasse, Raiffeisen-, Hypovereinsbank, Sparda- und Postbank sind vor Ort. Doch selbst in den kleinen Gemeinden wie Marktgraitz und Marktzeuln finden sich mit Filialen der Raiffeisenbanken noch Kreditinstitute. Selbst Ortschaften wie Altenbanz sind mit einer Bankfiliale versorgt. Und das, obwohl man vor Ort mit dem persönlich abgeholten Geld kaum noch etwas kaufen kann, denn für die täglichen Besorgungen muss man in die Hauptorte.

Die Nähe zum Kunden ist ein Geschäftsprinzip, das sich die in der Fläche besonders stark vertretenen Raiffeisenbanken einigen Aufwand kosten lassen. Der Vorsitzende der Raiffeisenbank Obermain Nord, Thomas Siebenaller, zählt auf: Die Geschäftsstelle in Strössendorf hatte 19 Stunden in der Woche offen. Zwölf Monate zählte man die Kundenfrequenz. "Pro Stunde kamen wir auf 3,4 Besucher." In Mainroth, wo die Geschäftsstelle 7,5 Stunden in der Woche geöffnet war, lag die Zahl zwischen 3,5 und 4,5 Kunden in der Stunde. In Neuensee (sieben Wochenstunden Öffnungszeit) und Kirchleus (zweieinhalb Stunden) waren es vier Kunden in der Stunde. "Und trotzdem zahlen wir für 168 Stunden im Monat Miete und Heizung", sagt Siebenaller. Dabei sind diese beiden Punkte nicht einmal der größte Kostenblock. "70 Prozent der Sachkosten machen die EDV-Leitungen aus."

An allen vier Standorten wurden nur noch einfache Bankgeschäfte wie Überweisungen und Bargeldauszahlungen getätigt. Beratungen fanden nicht mehr statt. Personell haben die Veränderungen keine Auswirkungen. Zusammengerechnet ergeben die Zeiten aus den vier Geschäftsstellen rund einen Vollarbeitsplatz, überschlägt Siebenaller. "Wir sind froh, die Leute in den Kompetenzzentren einsetzen zu können." So bleibt es bei der Raiffeisenbank Obermain-Nord bei 142 Beschäftigten, die sich auf die 120 Vollstellen verteilen.

Hat man damit genug an der Struktur verändert? Siebenaller verweist auf die stark eingebrochenen Erlöse der Banken, bedingt durch das niedrige Zinsniveau und die Politik der Europäischen Zentralbank: "Wenn das noch drei Jahre so weitergeht, kommen wir unter einen starken Kostendruck." Man müsse nach neuen Modellen suchen, um die Präsenz in der Fläche halten zu können.

"Mit dem Rückzug stirbt ja auch ein Stück Kultur. Und wir tragen auch Verantwortung für die älteren Kunden. Ich habe mich mit der Entscheidung sehr schwer getan."