Der Winter, der Sommer und die Zeit

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Nadja ist es relativ egal, ob Sommer- oder Winterzeit - Hauptsache, das Wetter ist schön.Matthias Einwag
Nadja ist es relativ egal, ob Sommer- oder Winterzeit - Hauptsache, das Wetter ist schön.Matthias Einwag

In der Nacht von Samstag auf Sonntag ist es wieder so weit: Die Uhr muss um eine Stunde vorgedreht werden. Das Umstellen freut nicht jeden. Muss das sein, dieses jährlich zweimalige Verstellen der Uhr? Eine Umfrage.

Zweimal im Jahr heißt es: Wer hat an der Uhr gedreht? Im März und im Oktober drehen wir die Uhr erst nach vorne und dann wieder zurück. Das Thema wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Auch in der Europäischen Union sorgt die Zeitumstellung seit Jahren für Diskussionen. 2021 sollen die Uhren letztmals umgestellt werden. Aber welche Zeit ist ab dann dauerhaft die bessere für Sommer und Winter? Oder sollte man nicht doch lieber bei der Zeitumstellung bleiben? Wir haben einige Menschen im Landkreis nach ihrer Meinung gefragt.

"Ich würde zur normalen Zeit zurückkehren", sagt der Lichtenfelser Steinbildhauer Ulf Eggert - und er meint damit die Mitteleuropäische Zeit, wie sie bis 1980 das ganze Jahr über gegolten hatte. Dass für europäische Randbereiche wie das Baltikum oder die Iberische Halbinsel Ausnahmen gemacht werden müssten, hält er nicht für erforderlich: "Alles andere kann man individuell regeln", zum Beispiel indem der Arbeitszeitbeginn eine Stunde nach vorn oder hinten verlegt wird. "Was sich nicht umstellt, ist die innere Uhr", fügt er hinzu.

Pater Heribert Arens, der Guardian des Franziskanerklosters Vierzehnheiligen, sagt: "Ich mag die Sommerzeit. Die langen, hellen Abende genieße ich. Die eine Stunde Umstellung macht mir - bis jetzt - keine Probleme. Ich weiß inzwischen, dass man die Gartenmöbel im Frühjahr vor das Gartenhaus und im Herbst wieder zurück stellt. Ich weiß allerdings auch, dass die Zeitumstellung für die Tiere im Stall und für manche Arbeitsrhythmen sehr unfreundlich ist. Da stelle ich meinen Genuss gern zurück. Und schmunzeln muss ich fast immer am Wochenende der Zeitumstellung, dass einige Gottesdienstbesucher entweder eine Stunde zu früh oder eine Stunde zu spät kommen."

"Wenn die Sonne am höchsten steht, dann sollte es zwölf Uhr Mittag sein", meint die Staffelsteiner Pfarrerin Sabine Schmid-Hagen. Sie ist für eine Rückkehr zur natürlichen Zeit, also zur Winterzeit. Probleme mit der Zeitumstellung habe sie selbst allerdings nicht. Man mache das halt zweimal im Jahr mit, sagt sie. "Die Landwirte meiner Gemeinde in Herreth haben da schon mehr Probleme wegen der Tiere", ergänzt die evangelische Pfarrerin.

Tagesrhythmus der Tiere

"Auf die Tiere wirkt sich die Zeitumstellung schon aus", sagt Sandra Schunk, die Leiterin des Tierheims Lichtenfels. Dabei sei es egal, in welche Richtung man die Zeit umstelle. "Die Tiere haben einen bestimmten Tagesablauf. Morgentoilette, Futter und Gassigehen finden immer zur selben Zeit statt. Wenn wir auf einmal eine Stunde früher dran sind, dann ist das für die Tiere schon eine gewisse Form von Stress." Um dem entgegenzuwirken, werde bereits einige Tage vorher schrittweise mit einer Umstellung gearbeitet. Für sie persönlich sei die Zeitumstellung kein Problem. Ihr sei es egal, wenn die Uhr umgestellt werde. Wenn es aber nur noch eine Zeit gäbe, wäre ihr die Winterzeit lieber.

Auf die Tiere in den Ställen der Landwirte wirke sich die Zeitumstellung kaum aus, sagt Kreisbäuerin Marion Warmuth. Das liege jedoch nicht so sehr an der Unempfindlichkeit von Rindern und Schweinen, sondern vielmehr an der Fürsorge der Bauern. "Eine Milchkuh hat einen Zwölf-Stunden-Rhythmus", sagt sie. Beim Melken legen die Landwirte Wert darauf, die Melkzeit nicht abrupt umzustellen, sondern behutsam im Lauf etlicher Tage.

Wie man zur Zeitumstellung auch persönlich stehen mag: Jedes Für und Wider hat sein Pro und Contra. Unsere Redaktionsmitglieder Stefanie Gleixner und Matthias Einwag nehmen die gegensätzlichen Positionen ein:

PRO von Stefanie Gleixner:

Der Aufwand ist gering

Im Sommer werden die Gartenmöbel rausgestellt, die Zeit also eine Stunde nach vorne. Im Winter kommen sie wieder ins Haus, die Uhr muss also eine Stunde zurück. Ich habe lang gebraucht, um mir das zu merken. Jetzt kann ich es mir merken und es soll abgeschafft werden? Für mich unnötig. Der Aufwand, der dahinter steckt, wird in der heutigen Zeit immer geringer. Alle digitalen Uhren stellen sich sowieso von selbst um und meine Armbanduhr schaffe ich gerade noch. Einen Unterschied in meinem Tagesablauf gibt es durch die Umstellung nicht. Im Sommer ist es doch schön, wenn ich bis spät abends draußen sein kann und noch Tageslicht habe. Und am Morgen ist es schön, bei Helligkeit aufzustehen. Wenn ich also im Winter die Uhr nicht zurückdrehen würde, würde es noch länger dauern, bis es hell wird. Durch das Umstellen hab ich die perfekte Mischung. Müsste ich mich für eine Zeit entscheiden, wüsste ich nicht wirklich, welche ich nehmen würde.

CONTRA von Matthias Einwag

Unsinnige Umstellerei

Weg damit! Kein Mensch braucht die Zeitumstellung. Und der wirtschaftliche Nutzen ist erwiesenermaßen wesentlich geringer als einst, bei der Einführung, erhofft. Mit wem ich mich in den vergangenen Tagen auch unterhalten habe: Wirklich beibehalten wollte keiner die jährlich zweimalige Zeitumstellung. Bleibt lediglich die Frage: Wenn Europa zu einer einheitlichen Normalzeit für Sommer und Winter zurückkehrt, zu welcher? Zur Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) oder zur Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ)? Wie hätten Sie's denn gern, liebe Leserinnen und Leser? Im Bekanntenkreis möchten die Frauen das ganze Jahr Sommerzeit haben, den Männern ist es mehrheitlich relativ egal - Hauptsache sie werden nicht zweimal jährlich aus ihrem gewohnten Biorhythmus herausgerissen. Wirtschaftsminister Altmaier hat sich diese Woche bereits geoutet - er ist für die ganzjährige Sommerzeit. Ich auch.