Der Turm in seinem Versteck

1 Min
Erst wenn man nah dran ist, sieht man den Lichtenfelser Aussichtsturm am Herberg. Foto: privat
Erst wenn man nah dran ist, sieht man den Lichtenfelser Aussichtsturm am Herberg. Foto: privat
 
 

Im Internet wird beklagt, der Aussichtsturm sei durch üppigen Bewuchs rundherum kaum mehr zu sehen. Die Stadt setzt derzeit aber andere Prioritäten.

"Ein Wahrzeichen der Stadt verschwindet!" Das ist zumindest die Befürchtung eines Facebook-Users. Klaus Wendel äußert sich innerhalb der Gruppe "Du bist Lichtenfels, wenn ..." und regt an, den Blick auf den Aussichtsturm am Herberg wieder etwas freizulegen, also die Bäume zu stutzen. Es folgt eine Diskussion mit Für und Wider - die einen sind dagegen, wegen der besseren Sicht auf den Turm Bäume zu stutzen, die anderen geben Wendel Recht. Der Appell im Internet richtet sich auch direkt an Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD). Den hat die Redaktion gefragt, was er dazu sagt.

Der hat gleich Recherchen im Bauamt angestellt. Mit dem Ergebnis, dass die Bäume gar nicht auf städtischen Grund stehen und folglich auch nicht so einfach von der Stadt gefällt oder geschnitten werden können.

Der Bürgermeister betont, dass er grundsätzlich die Idee gut finde, dem Aussichtsturm mehr Beachtung zu verleihen, dass er aber Prioritäten setzen müsse. Hierbei steht der Aussichtsturm nicht an erster Stelle. Bemühungen gibt es laut Hügerich, den Turm am Oberen Tor wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch dies ist mit Kosten verbunden: Es musste extra ein Brandschutz-Gutachten eingeholt werden.

Schon kurz bevor Hügerich Bürgermeister wurde, hatte sich die Stadtverwaltung mit Anregungen befasst, den Aussichtsturm zugänglich zu machen. Brandschutz- und Sicherheitsbestimmungen veranlassten den Leiter der Hochbauabteilung im Rathaus, Ulrich Sünkel, jedoch damals zu einer ablehnenden Haltung.


Thema nicht abgehakt

Einige Stadträte wollten sich damit nicht zufriedengeben und sahen es als Auftrag des neuen Stadtrates an, sich dieses Thema noch einmal vorzunehmen. Zuerst will man sich nun aber auf den Turm in der Innenstadt konzentrieren.

Der 20 Meter hohe Aussichtsturm im Wald zwischen Lichtenfels und Kösten ist über 100 Jahre alt. Er wurde vom Verschönerungsverein Lichtenfels gebaut - Berichten zufolge als Erinnerung an den deutsch-französischen Krieg und zur Förderung des Fremdenverkehrs. 1904 war die feierliche Einweihung. Ob er ein Wahrzeichen von Lichtenfels ist, darüber kann man sich streiten. Sehenswert ist er schon.
Den Wanderweg "Aussichtsturm - Köstner Gründla", der zu ihm hinführt, betreut seit 1981 der Pfälzerwaldverein aus Bad Bergzabern. Die Patenschaft zwischen der Kleinstadt in Rheinland-Pfalz und Lichtenfels besteht seit 1979. Die Wanderwegpflege im Dienst der Freundschaft wird bei regelmäßigen Besuchen vorgenommen.

Allerdings könnte auf dem Weg ein bisschen deutlicher gemacht werden, wo es lang geht zum Turm, gerade für nicht Ortskundige. Zwar weisen gelbe Schilder den Weg Nr. 4 aus, an der entscheidenden Abzweigung ist man aber auch ganz fix vorbei, wenn man nicht richtig aufpasst.