Der Tag der heiteren Fake-News

3 Min
Der weise Mann aus dem Weißen Haus: Donald Trump möchte zwischen Ebensfeld und Bad Staffelstein einen Grenzzaun errichten lassen, um künftig kontrollieren zu können, wie viel Gerstensaft aus Ebensfeld, Unterneuses und Pferdsfeld aufs Staffelsteiner Stadtgebiet geschmuggelt wird. Der US-Präsident, der gerade inkognito bei Verwandten in Busendorf weilt, will am 1. April um 7 Uhr in der Sauna-Bar der Obermain-Therme hierzu eine Pressekonferenz geben, zu der alle betroffenen Brauer eingeladen si...
Der weise Mann aus dem Weißen Haus: Donald Trump möchte zwischen Ebensfeld und Bad Staffelstein einen Grenzzaun errichten lassen, um künftig kontrollieren zu können, wie viel Gerstensaft aus ...
Der weise Mann aus dem Weißen Haus: Donald Trump möchte zwischen Ebensfeld und Bad Staffelstein einen Grenzzaun errichten lassen, um künftig kontrollieren zu können, wie viel Gerstensaft aus Ebensfeld, Unterneuses und Pferdsfeld  aufs Staffelsteiner Stadtgebiet geschmuggelt wird. Der US-Präsident, der gerade inkognito bei Verwandten in Busendorf weilt, will am 1. April um 7 Uhr in der Sauna-Bar der Obermain-Therme hierzu eine Pressekonferenz geben, zu der alle betroffenen Brauer eingeladen si...

In den sozialen Medien wimmelt es während des ganzen Jahres an Halbwahrheiten und Gerüchten. Ist es heute noch zeitgemäß, jemanden mit einem Scherz in den April zu schicken? Oder ist das Klamauk von vorgestern? Eine Umfrage.

Wie halten Sie's mit dem Aprilscherz? Ist das ein überflüssiger Klamauk, den einst die Altvorderen pflegten - ein Brauch, der angestaubt und nur noch zum Gähnen ist? Oder ist es weiterhin begrüßenswert, diesen Tag mit einem harmlosen Scherzchen zu beginnen? Wir hörten uns um bei einigen Menschen im Kreis Lichtenfels und fragten, was sie davon halten, das Pokerface aufzusetzen, um ein Familienmitglied oder einen Kollegen auf die Schippe zu nehmen.

"Ich halt' sehr viel davon, ich halte das für anregend", antwortet Bezirksheimatpfleger Professor Dr. Günter Dippold. Mit einem gelungenen Aprilscherz könne man wundervoll verkehrte Welt spielen. Wer jemanden in den April schicke, der spiele mit Vorurteilen und Hoffnungen. "Ein geistreicher Aprilscherz is' a wunderbare Sach'", sagt Günter Dippold. Ein brillanter Scherz sollte so nah an der Realität sein, dass er glaubhaft erscheine, aber mit ein bisschen Nachdenken als Fake-News erkannt werden könne.

Selbst schon reingefallen

Der Braumeister Reinhold Reblitz aus Nedensdorf ist ähnlicher Meinung: "Ich find', den Aprilscherz darf man auf keinen Fall aussterben lassen." In den April sei doch jeder schon mal geschickt worden. "Wir freuen uns jedes Mal drauf, was die Zeitung sich wieder ausdenkt", fährt er fort. Als vor einigen Jahren ein Brünnlein bei Banz angeblich zum Franz-Josef-Strauß-Brunnen umbenannt werden sollte, sei er auf diesen Scherz der Lokalzeitung hereingefallen. Als er darüber moserte, dass es in Banz doch schon einen FJS-Gedenkstein gebe, wies ihn seine Frau Adelheid grinsend auf das Datum 1. April hin.

Scherze sollten nicht ausarten

"Ich schmunzel' über Aprilscherze", sagt Erich Günther, der Leiter der Polizeiinspektion Lichtenfels. Ein guter Aprilscherz heitere die Leute auf und zeige ihnen zugleich mit einem Augenzwinkern, dass es sich um einen Scherz handelt. Aprilscherze sollten aber im Rahmen bleiben und niemanden verletzen oder schädigen. Denn auch am 1. April würden Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten verfolgt. "Da können wir keine Ausnahmen machen."

Weder beruflich noch privat spielen Aprilscherze bei Stefan Völker eine Rolle. Der Schulleiter des Meranier-Gymnasiums in Lichtenfels sagt, er könne sich nicht an irgendwelche besonderen Scherze seiner Schüler erinnern. "Wenn ich in den April geschickt werde, dann lache ich drüber, aber eigentlich brauche ich das nicht."

"In der 6. Klasse haben wir einmal unseren Lehrer in den April geschickt", erinnert sich Birgit Sauerschell. "Wir haben uns alle verkehrt herum an unsere Tische gesetzt, so dass wir nach hinten geschaut haben." Der Lehrer habe den Spaß aber bemerkt und seinen Unterricht so gehalten, als sei nichts geschehen. "Wir mussten uns dann alle irgendwann wieder umdrehen, weil wir dem Unterricht nicht folgen konnten", sagt sie lachend. Birgit Sauerschell, die auch als Clown "Kaala Knuffl" bekannt ist, macht nichts Besonderes zum 1. April. Meist vergesse sie, jemanden zu foppen. "Nicht jeder kann einen guten Aprilscherz machen. Das muss schon immer zu demjenigen passen, den man in den April schicken will."

Es kommt auf den Scherz an, der gemacht wird und auf denjenigen, der in den April geschickt werden soll. Die Redaktionsmitglieder Stefanie Gleixner und Matthias Einwag nehmen unterschiedliche Positionen zu dem Brauch ein:

PRO von Matthias Einwag:

Scherzen schadet nicht

Der Aprilscherz ist ein Kulturgut. In Zeiten überbordender Heiterkeit auf allen Kanälen - vom Frühstücksradio bis zur Late-Night-Comedy - - ist das naive In-den-April-Schicken ein wenig aus der Mode gekommen. Laut Wikipedia bezeichnet man als Aprilscherz "den Brauch, seine Mitmenschen am 1. April durch erfundene oder verfälschte, meist spektakuläre oder fantastische Geschichten, Erzählungen oder Informationen in die Irre zu führen ... und so zum Narren zu halten." Geht jemand einem Scherzbold auf den Leim, ruft dieser "April, April!" und freut sich diebisch darüber. Das In-den-April-Schicken hat stets harmlosen Charakter, eine böswillige Absicht steckt niemals dahinter. Leider ist der alte Brauch angesichts gesüßter TV-Soaps und dreister Halloween-Grobianismen oft zum geistlosen Unfug verkommen. Nicht von ungefähr wird jemand in den April geschickt. Es genügt also nicht, einfach nur Unsinn zu verzapfen. Der alte Dauerbrenner, dass es da oder dort Freibier gebe, trifft den Kern: Jemand wird an einen Ort geschickt, wo gar nichts ist.

CONTRA von Stefanie Gleixner:

Kein besonderer Tag

Eigentlich ist es ein ganz normaler Tag wie jeder andere. Man steht auf, bereitet sich auf die Arbeit vor und geht dann aus dem Haus. Mit Glück ist es wirklich ein ganz normaler Tag. Mit Pech wurde man schon am Morgen von sämtlichen Leuten auf den Arm genommen. Beim ersten Mal mag das noch funktioniert haben, weil man nicht dran gedacht hat, dass heute ja der 1. April ist. Beim zweiten Mal vielleicht auch noch. Aber dann ist die Sache wirklich nicht mehr lustig, wenn sie es überhaupt jemals gewesen ist. Jeder versucht einen mit unnötigen Ammenmärchen in den April zu schicken, weil er denkt, dass man das tun muss. Und der Tag entwickelt sich zu einem Spießrutenlauf zwischen unlustigen Späßen. Denn richtig gut sind die wenigsten und alle anderen gehen einem nur auf die Nerven, je öfter man ihnen ausgesetzt ist. Also wäre es doch am besten, wenn man den 1. April einfach einen Tag wie jeden anderen sein lässt - das einzig Besondere an diesem Tag ist, dass mit ihm ein neuer Monat beginnt.