Franz Besold aus Weismain ist als scharfzüngiger Büttenredner in ganz Franken und sogar in Österreich gefragt.
Im vergangenen Jahr mussten die Österreicher ihre Bundespräsidentenwahl wiederholen. Der Grund: mangelhafte Briefwahlkarten, die schlecht verleimt waren. Mit Franz Besold aus
Weismain wäre ihnen das nicht passiert. Bei einer Faschingsveranstaltung in Leutschach an der Weinstraße empfahl der schräge Vogelhändler aus Franken für zukünftige Urnengänge: "Zu eurer Briefwahl ganz geheim, nehmt doch euren Pickerl-Leim." Zusammen mit den Akteuren der Faschingsgemeinschaft Feucht-Fröhlich aus Feucht bei Nürnberg hatte es ihn Ende Januar in die Südsteiermark verschlagen, wo sich die Partnerstadt der Mittelfranken befindet.
Der Büttenredner vom Jura, der auch beim Mainleuser Carnevals Club aktiv ist, kommt inzwischen viel herum. 25 Auftritte in ganz Franken und Österreich sind es allein in dieser Session. Wie gelingt das ohne Profi-Manager? "Ich bin seit zehn Jahren mit dem Ordenskanzler des Fastnachtsverbandes Franken, Roman Kirzeder, befreundet, der Gott und die Welt kennt", verrät Besold. Ob als Schnüffelnarr Edward Eulenspiegel, närrischer Weingott oder witziger Zuckerbäcker - der Weismainer ist schon in viele Rollen geschlüpft, doch mit einer ist er untrennbar verbunden: dem Weismainer Till. Dieser Rolle verdankt er ein ganz besonderes Jubiläum: Vor 33 Jahren - im Fasching sind Schnapszahlen heilig - hatte er mit der Schellenkappe beim Weismainer Gaudiwurm, der damals noch Narrenmarkt hieß, der Politik erstmals die Leviten gelesen. "Der Apfel fällt in meinem Fall nicht weit vom Stamm. Mein Vater Berthold hatte vor mir im Weismainer Fasching für den ,Kaulhaaz' Friedl Schütz gedichtet."
Nicht mehr als acht Zeilen
Besold liebt die "kreative Herausforderung beim Schreiben" und das "Kribbeln auf der Bühne". Damit eine Pointe richtig zünde, empfiehlt der Vollblutnarr, diese nach mindestens acht Zeilen zu vollenden. "Sonst wird es dem Zuhörer zu langweilig." Die Leute wollten auch keinen kalten Kaffee serviert bekommen, ist Besold überzeugt, sondern einen Büttenredner erleben, der am Puls der Zeit sei. "2011 war das Guttenberg-Jahr, wo ich jeden Tag an meiner Büttenrede neu feilen musste, weil sich auch bei Karl-Theodor immer etwas Neues ergeben hatte", erinnert sich Besold. "Nur Kokolores zu verzapfen", das ist dem altgedienten Reimeschmied zuwider. Mit seinen Reimen möchte er auch zum Nachdenken anregen.
Darauf angesprochen, ob er mit seinen scharfzüngigen Worten schon einmal angeeckt sei, gibt der Weismainer offen zu: "Gelegentlich hat man das Gefühl, dass es dem einen oder anderen nicht passt. Aber die Mehrheit nimmt es gelassen." Deshalb vermeide er persönliche Angriffe. Zensieren lassen will sich der Narr aber auch nicht: "Würde ich das zulassen, wäre ich unglaubwürdig."
Was ist sein Erfolgsrezept? "Sich immer treu zu bleiben und niemanden zu kopieren." Selbstverständlich trage auch die Erfahrung ihr Scherflein dazu bei. Der Ehrgeiz sporne ihn an, immer besser zu werden. Bei Besold wird nicht im stillen Kämmerlein gereimt, sondern während der Arbeit als Konditor. "Ein ganzer Tag vergeht, bis man vier Zeilen im Kopf hat. Diese schiebe ich immer wieder im Kopf herum", plaudert Besold aus dem Nähkästchen. Zudem halte er Ideen auf Notizzetteln fest.
Am Aschermittwoch ist bekanntlich alles vorbei. Dann findet bei Franz Besold der große Kehraus statt. "Nach einer anstrengenden Faschingssession brauche ich erst einmal einen Monat Pause". Auf der Festplatte meines Gehirns wird die Büttenrede der vergangenen Session gelöscht." Nach ein bis zwei Monaten mache er sich dann die ersten Gedanken über die Rede für die kommende Session.
Besold sieht Gemeinsamkeiten zwischen seinem Hauptberuf als Konditor und seinem Nebenjob als Büttenredner. "Ein berühmter Konditormeister hat mir bei einem Lehrgang in der Schweiz gesagt: "Sie können die Torte noch so schön machen, wenn der Gag fehlt, wird der Gast sie schnell vergessen. Bei meinen Büttenrede mache ich es genauso: Ich lasse mir Reime einfallen und gebe als Sahnehäubchen einen Gag dazu."
Die Fernseh-Prunksitzung "Fastnacht in Franken" ist für viele Fassenachter der Olymp des Faschings schlechthin. Mit einem Auftritt in Veitshöchheim liebäugelt der Weismainer überhaupt nicht. "Dann würde es mir vielleicht so ergehen wie Bauchredner Sebastian Reich, der seinen Beruf als Konditor aufgeben musste", gibt der 57-jährige zu Bedenken, der zu sehr an seinem Beruf hängt. Zudem möchte er weiterhin dem Weismainer Fasching treu bleiben. "Denn hier sind meine Wurzeln. Ich fühle mich verpflichtet, die Tradition des Faschings in der Jurastadt aufrechtzuerhalten und weiterzugeben", betont Besold.