In der Unterzettlitzer Straße errichtete das Bauunternehmen eine Reihe von Sechsfamilienhäusern, die noch immer im Volksmund als "Schramm-Häuser" bezeichnet werden. Insgesamt 21 Reihenhäuser zog die Firma allein in Staffelstein hoch. "Wir bauten damals in der Regel solche Häuser", sagt er, "denn es war nicht anders gewünscht, weil nicht so viel gebaut wurde wie heute." Die Statik berechnete sein Sohn Peter, und auch Sohn Martin wirkte im Unternehmen mit - er ist heute Geschäftsführer eigener Baufirmen. Tochter Waltraud hingegen interessierte sich für ein ganz anderes Metier - sie betreibt einen Gnadenhof für Tiere in Pferdsfeld.
Heinrich Schramm war weit und breit der Einzige, der in den 1970ern Fertighausteile herstellte und diese vertrieb. Zudem war er ein Vorreiter beim Bau von Eigentumswohnungen. Er kaufte Bauplätze, bebaute sie mit Häusern - oft Reihenhauszeilen - und verkaufte diese schlüsselfertig an die Kunden. "Das war damals noch ein lukratives Geschäft", erinnert er sich und fügt hinzu: "Auf jeden Fall mussta schön bauen - du musst Geschmack haben und an schöna Bauplatz."
Es ist fast selbstverständlich, dass sich die Firma Schramm auch an der Kiesgewinnung im Maintal beteiligt hat. Die Baggerseen bei Schönbrunn und Reundorf zeugen davon.
Die Leidenschaft des Jagens
Und welchen Ausgleich zum zeit- und nervenraubenden Beruf gönnt sich ein Baulöwe? Bei Heinrich Schramm ist's die Jagd. Nachdem ihn einmal ein Tierarzt, dem er das Haus gebaut hatte, zum Jagen einlud, wurde er zum begeisterten Waidmann. "Wir hatten Landwirtschaft in Neubanz, ich bin mit der Tierhaltung und dem Schlachten aufgewachsen." 33 Jahre hatte er das Jagdrevier in Ober-/Unterküps, und auch in Schönbrunn besaß er ein Revier.
Sein Haus in Bad Staffelstein ist voll mit Hirschgeweihen und Trophäen - auch solchen von Jagdreisen nach Ungarn oder Brasilien. Heute bedauert er das. Mit leisen Worten sagt er selbstkritisch, dass er, hätte er noch einmal die Wahl, nicht mehr so viele Tiere töten würde.
Oft verreisten Betty und Heinrich Schramm nicht. "Wir sind nicht in' Urlaub, ich hab' nur das Geschäft aufgebaut", resümiert der Unternehmer.
Den nötigen Kontrast zur Arbeit brachte ihm sein zweites Hobby, das Musizieren. Vor einigen Jahrzehnten, als er noch mehr Zeit hatte, tourte Heiner Schramm mit der Tanzmusik-Combo "Big 7" durch Franken. Er spielte Trompete und Saxophon. Die Gage: "15 Mark gab's damals pro Person."
Aus der Chronik der Staffelsteiner Firmengruppe Heinrich Schramm
1958 Die Firma Schramm wird am 3. März 1958 in Neubanz gegründet. Zu diesem Zeitpunkt sind zwei Arbeiter angestellt; die Mitarbeiterzahl wächst schnell auf zwölf an.
1962 Das erste größere Projekt, ein Sechsfamilienhaus Am Hochgericht in Staffelstein, wird 1962 fertiggestellt.
1963 Die Firma Schramm erwirbt 1963 ein Grundstück an der Oberauer Straße und nimmt die Fertigung von Betonbauteilen in ihre Leistungspalette auf.
1965 Das Büro des Unternehmens wird von Neubanz nach Staffelstein verlegt, wo die Baufirma weitere Grundstücke an der Oberauer Straße erworben hat und ein Betonwerk betreibt.
1968 Der Ausbau des Kieswerks in Trieb beginnt 1968, jener des Betonwerks in Roth am Forst 1969. Die Fertigung von Transportbeton wird ins Programm aufgenommen.
1970 Das neue Bürogebäude in der Oberauer Straße 13 (heute Stadtbauamt der Stadt Bad Staffelstein) ist bezugsfertig.
1971 Heinrich Schramm begründet das Kalksteinwerk in Breitengüßbach mit. Die Fertigung von Betonsteinen wird weiter ausgebaut.
1972 Die Firma Schramm beschließt, Massiv-Fertighäuser herzustellen und zu vertreiben. Dafür wird in Seubelsdorf eine große Produktionshalle für die Fertigung der Massivhausteile errichtet.
1973 Das Geschäft mit den Fertighausteilen läuft so gut, dass die Firma Schramm im gesamten nordbayerischen Raum ihre Fertighäuser vertreibt und diese von eigenen Montagegruppen erstellen lässt.
1976 Die Firma Schramm verkauft Sand aus der Grube Lettenreuth bei Marktzeuln.
1980 Der Baustoffhandel wird erweitert, indem in der Coburger Straße in Lichtenfels ein Baumarkt eröffnet wird, der später ins firmeneigene Gebäude in der Oberauer Straße in Staffelstein umzieht.
1991 Mit Werken in Thüringen werden Handelsverbindungen aufgebaut. Das Bauunternehmen und Betonwerk der Maxhütte in Unterwellenborn wird von der Firma Schramm übernommen.
1992 Ein Verwaltungsgebäude mit Lagerplatz im thüringischen Kaulsdorf-Eichicht wird übernommen; das Werk Unterwellenborn wird dorthin verlegt. Zu diesem Zeitpunkt hat die Firma Schramm eine Gesamtbelegschaft von 450 Mitarbeitern. - Auf einer Teilfläche des Areals der vorherigen Spedition Weich in Seubelsdorf wird 1992 eine Kfz-Werkstatt mit Lkw-Waschanlage errichtet. Dabei handelt es sich nicht um eine Betriebswerkstatt. Von dieser freien Fachwerkstatt werden Reparaturen an Fahrzeugen und Baumaschinen von externen Kunden ausgeführt.
1995 Die Firma Schramm übernimmt das benachbarte Unternehmen Wakro in der Oberauer Straße in Staffelstein. Das Werk wird modernisiert und produziert Pflastersteine und Mauerblöcke aus Beton. Zusätzlich vertreibt die Wakro als Handelsware Mauerblöcke und Mauerstürze aus Ziegel, Kalkstein, Liapor und Gasbeton, ferner Kamine und Filigrandecken sowie verschiedene Betonartikel für den Garten-, Landschafts- und Straßenbau. - Im selben Jahr wird in Marktzeuln die Firma Schramm Bauschutt-Recycling gegründet. Neben dem Verkauf von Sand befasst sich das Unternehmen mit dem Deponieren von Erdaushub sowie mit dem Aufarbeiten von Bauschutt zu neuen Baustoffen.
1997 Die Betonmischanlage in Staffelstein wird mit einer Restbeton-Recyclinganlage mit Wasserwiederverwendung ausgestattet.
Die Zahlen sind der 1998 erschienenen Firmenbroschüre entnommen. - Das Insolvenzverfahren der Firma Heinrich Schramm wurde am 1. Juli 2005 eröffnet. Davon betroffen waren die Staffelsteiner Bauunternehmung, nicht aber das Kieswerk Trieb, die Lkw-Werkstatt und das Fertigteilwerk.