Das Bedürfnis nach Sicherheit wächst

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Neben Pfefferspray wird bei Rudolf Hajek seit den Vorfällen in der Silvesternacht auch vermehrt nach Schreckschusswaffen gefragt.
Neben Pfefferspray wird bei Rudolf Hajek seit den Vorfällen in der Silvesternacht auch vermehrt nach Schreckschusswaffen gefragt.
Neben Platzpatronen können Schreckschusswaffen auch mit CS- oder Pfefferpatronen geladen werden. Fotos: Lisa Kieslinger
Neben Platzpatronen können Schreckschusswaffen auch mit CS- oder Pfefferpatronen geladen werden. Fotos: Lisa Kieslinger
 

Im Lichtenfelser Waffen-, Jagd- und Outdoor-Laden von Rudolf Hajek ist das Pfefferspray momentan ausverkauft. Und auch die Nachfrage nach Schreckschusswaffen ist seit Anfang des Jahres enorm gestiegen.

"Meine Frau fährt immer mit dem Zug zur Arbeit. Am dunklen Bahnhof hat sie immer ein mulmiges Gefühl. Es wäre für sie gut zu wissen, dass sie etwas dabei hat, wenn fünf Männer auf sie zu kommen", erzählt ein Mann mittleren Alters Rudolf Hajek, dem Betreiber des Waffen-, Jagd- und Outdoor-Ladens in Lichtenfels. Ob Schreckschusswaffe oder Pfefferspray, da konnte sich der Mann noch nicht entscheiden. Doch er werde sicherlich wieder kommen.

Solche Besuche kommen im Laden von Rudolf Hajek seit den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln vermehrt vor. "Vorher hatte ich kaum Nachfragen nach Pfefferspray. Seit der Sache in Köln fragen pro Tag drei bis vier Leute danach", sagt er. Auf Lager hat er momentan gar nichts mehr und auch die Lieferung gestaltet sich schwierig. "Anscheinend gibt es überall eine größere Nachfrage", sagt Hajek.


Flüchtlinge seien oft ein Grund

Viele Kunden würden sich zur Sicherheit mit solchen Waffen eindecken wollen - meist handele es sich dabei um Frauen. "Manche geben aber auch explizit die Flüchtlinge als Grund an", sagt der Verkäufer aus seinen Erfahrungen der letzten Wochen. Für Lichtenfels sieht Hajek keine große Gefahr, doch er verstehe, wenn Frauen sich sicherer fühlen, wenn sie eine Waffe in der Tasche dabei haben.

Auch Schreckschusswaffen werden seit den Angriffen in Köln vermehrt bei Rudolf Hajek nachgefragt. "Die funktionieren entweder mit Platzpatronen oder mit CS- oder Pfefferpatronen", erklärt er.


Mehr Nachfragen seit Silvester

Laut Landratsamt sind Schreckschusswaffen im Erwerb und Besitz frei und nicht meldepflichtig, soweit sie das PTB-Beschlusszeichen haben. Dabei handelt es sich um ein Zulassungszeichen, das sich aus dem Zeichen "PTB" und einer darunter stehenden Kennnummer zusammensetzt. "Schreckschusswaffen ohne dieses Zeichen wären zwar erlaubnispflichtig, aber mangels Bedürfnisbegründung nicht erlaubnisfähig", erklärt Andreas Grosch, Pressesprecher des Landratsamtes, auf Nachfrage.

Außerhalb der Wohnung dürfen Schreckschusswaffen jedoch erst ab 18 Jahren und nur mit einem Kleinen Waffenschein geführt werden, erklärt Rudolf Hajek.

Seit Neujahr wurden im Landratsamt Lichtenfels 30 Anträge für einen Kleinen Waffenschein gestellt - davon wurden 20 Scheine bereits erteilt (Stand 19. Januar 2016, 13 Uhr). Im Vergleich zum letzten Jahr ist das eine enorme Steigerung: Im gesamten Jahr 2015, von 1. Januar bis 31. Dezember, wurden insgesamt 41 Kleine Waffenscheine erteilt. Das sind im ganzen Jahr gerade einmal elf mehr, als diesen Monat bereits in 19 Tagen beantragt wurden.

Im Durchschnitt wurden in den Jahren von 2010 bis 2014 rund 15 Kleine Waffenscheine pro Jahr erteilt. Die 20 erteilten Waffenscheine in diesem Jahr liegen bereits nach 19 Tagen weit darüber - und das obwohl das Jahr gerade erst angefangen hat.