Corona hat Krise noch einmal verschärft

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SMIA in Michelau baut 300 Arbeitsplätze ab, mit Kurzarbeit kann man die aktuellen Probleme nicht mehr bewältigen. Foto: Ramona Popp
SMIA in Michelau baut 300 Arbeitsplätze ab, mit Kurzarbeit kann man die aktuellen Probleme nicht mehr bewältigen. Foto: Ramona Popp

SMIA baut 300 seiner 1500 Arbeitsplätze ab, der Strukturwandel in der Autobranche setzt das Unternehmen unter Druck.

Der Michelauer Automobilzulieferer SMIA wird im ersten Quartal kommenden Jahres 300 seiner aktuell 1500 Arbeitsplätze abbauen. Das bestätigte das Unternehmen gestern. Corona habe die Talfahrt am Automobilmarkt noch einmal verschärft, heißt es in einer Mitteilung. Betroffen sind dabei zu einem Drittel Leiharbeiter und und zu zwei Dritteln Festangestellte. Um den Personalabbau sozialverträglich zu gestalten und die Anzahl der betriebsbedingten Kündigungen so gering wie möglich zu halten, werde man auch die natürliche Fluktuation nutzen, Vorruhestandsangebote machen und offene Stellen im Konzern anbieten. Deshalb ist auch noch nicht abzusehen, wie viele Kündigungen am Ende tatsächlich ausgesprochen werden müssen.

Sozialplan wird aufgestellt

In den kommenden Wochen will das Unternehmen mit Betriebsrat und Gewerkschaft einen Sozialplan aufstellen, etwa 180 Beschäftigte sollen in dessen Geltungsbereich fallen.

Gleichzeitig will man im Unternehmen neue Strukturen einführen, um wettbewerbsfähiger zu werden. Es ist bereits die zweite größere Entlassungswelle innerhalb relativ kurzer Zeit: Schon im Mai vergangenen Jahres kündigte SMIA an, 100 Arbeitsplätze abzubauen, weil die Zahl der Aufträge zurückging. Damals gab man die Zahl der Arbeitsplätze noch mit 1800 an. SMIA wird also absehbar nur noch zwei Drittel der einstigen Belegschaft beschäftigen.

Überraschend kommt der Schritt nicht: Bereits vor einigen Monaten wurde von rund 300 geplanten Entlassungen gemunkelt - seitens des Unternehmens wurde dies jedoch nicht bestätigt. Auch andere Unternehmen in der Region kämpfen mit Problemen. Werkzeugbau Hofmann in Schney musste im Sommer 20 seiner 420 Mitarbeiter kündigen, im Frühjahr wird die Weismainer Firma Gerber Kunststofftechnik mit 55 Beschäftigen schließen.

Er kenne die Zahl erst wenige Wochen, versicherte der für das Europa-Geschäft zuständige Geschäftsführer Andreas Heuser. Man habe sich zeitnah in vertrauensvolle Verhandlungen mit dem Betriebsrat begeben. Der Zeitpunkt der Kündigungen werde vom Verlauf dieser Verhandlungen abhängig sein. Es tue ihm für jeden einzelnen Betroffenen leid, betonte Heuser, doch gelte es, die große Mehrheit der Arbeitsplätze zu sichern.

Die Samvardhana Motherson Group, gegründet 1975 im indischen Noida, ist mit 80 000 Mitarbeitern in 26 Ländern und insgesamt 180 Produktionsstandorten (Stand 2017) einer der weltweit größten Zulieferer für die Automobilindustrie. Seit 2005 ist das Unternehmen in Deutschland aktiv. Die Zentrale für Europa befand sich zunächst in Gelnhausen (Hessen), 2016 wurde 25 Kilometer entfernt ein Neubau bezogen. Für den neuen Standort Bruchköbel entschieden hatte man sich wegen der guten Autobahnanbindung und Erweiterungsmöglichkeiten.

Andreas Heuser ist der Geschäftsführer dort und war es auch 2015, als die Samvardhana Motherson Group die insolvente Firma Scherer & Trier in Michelau übernahm, nach wie vor einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Lichtenfels. Seither firmierte der Kunststoffspezialist unter dem Namen SMIA. Inzwischen ist an den Gebäuden der Schriftzug "Motherson" zu lesen.

Diese Probleme nur in Michelau

In einem Interview im August mit der Badischen Zeitung zeigte sich Andreas Heuser trotz Corona-Krise optimistisch. Man gehe zwar davon aus, dass heuer weltweit 20 Prozent weniger Autos und leichte Nutzfahrzeuge abgesetzt werden, sehe aber einen positiven Trend im zweiten Halbjahr. In China lägen die Verkäufe über den Vorjahreswerten und auch in Indien habe die Nachfrage gerade deutlich angezogen. Die Umsatzrückgänge in diesem Jahr seien im Wesentlichen Corona geschuldet, so Heuser gegenüber unserer Redaktion, aber nicht nur. Kurzarbeit alleine werde nicht helfen, wenn es darum gehe, die Wettbewerbsfähigkeit für die Zukunft zu sichern. In Deutschland hat Motherson 7500 Beschäftigte, wie der Geschäftsführer anmerkte. An anderen Standorten habe er das Thema Stellenabbau derzeit nicht.