BRK-Kreisverband Lichtenfels zurück aus dem Flutgebiet

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Die letzten Checks vor dem Einsatz, dann geht es mit dem leichten Spezialboot aufs Wasser. Im Hintergrund sind die gefluteten Wiesen im Raum Deggendorf zu sehen, wo die Lichtenfelser Rotkreuz- und Wasserwacht-Angehörigen im Einsatz waren. Fotos: BRK
Die letzten Checks vor dem Einsatz, dann geht es mit dem leichten Spezialboot aufs Wasser. Im Hintergrund sind die gefluteten Wiesen im Raum Deggendorf zu sehen, wo die Lichtenfelser Rotkreuz- und Wasserwacht-Angehörigen im Einsatz waren. Fotos: BRK
Andrea Fischer on der BRK-Wasserwacht und stellvertretender BRK-Kreisbereitschaftsleiter Michael Göbel waren als ehrenamtliche Helfer im Hochwassergebiet an der Donau eingesetzt. Foto: Matthias Einwag
Andrea Fischer on der BRK-Wasserwacht und stellvertretender BRK-Kreisbereitschaftsleiter Michael Göbel waren als ehrenamtliche Helfer im Hochwassergebiet an der Donau eingesetzt. Foto: Matthias Einwag
 
So sieht die Verpflegungsstelle der Schnellen Einsatzgruppe (SEG) des Lichtenfelser BRK-Kreisverbandes aus; hier wurden sowohl Einsatzkräfte als auch vom Hochwasser betroffene Bürger versorgt.
So sieht die Verpflegungsstelle der Schnellen Einsatzgruppe (SEG) des Lichtenfelser BRK-Kreisverbandes aus; hier wurden sowohl Einsatzkräfte als auch vom Hochwasser betroffene Bürger versorgt.
 
 
 
 
 
 
 
 

Insgesamt 33 Angehörige des BRK-Kreisverbands Lichtenfels waren bis zum Sonntag im Hochwassergebiet an der Donau. Dabei leisteten die ehrenamtlichen Helfer bisher 2408 Einsatzstunden.

Hautnah erlebten Andrea Fischer und Michael Göbel vor wenigen Tagen mit, wie verheerend sich das Hochwasser im Kreis Deggendorf auswirkte. Die 21-jährige BRK-Wasserwachtlerin und der 29-jährige stellvertretende Kreisbereitschaftsleiter stehen noch unter den Eindrücken, die sie im Katastrophengebiet sammelten.

"Dass man helfen konnte, ist ein wundervolles Gefühl, das füllt einen aus", sagt Andrea Fischer. Michael Göbel sagt, er habe im Katastrophengebiet zunächst wenig Zeit zum Nachdenken gehabt, denn es galt, den Einsatzbefehl abzuarbeiten. Im Nachhinein gingen ihm die Ereignisse dann schon durch den Kopf, und er war froh, selbst nicht in diesem Katastrophengebiet zu wohnen.

Alarmierung mitten in der Nacht

Zwischen 3. und 16. Juni waren die Angehörige des BRK-Kreisverbands Lichtenfels bei zwei Einsätzen an der Donau im Einsatz.
"Unsere Hauptaufgaben waren die Betreuung und die Verpflegung", beschreibt Michael Göbel das Anforderungsprofil. Alarmiert wurden die Angehörigen der Schnellen Einsatzgruppe (SEG) Verpflegung in der Nacht zum 3. Juni. Um 2.30 Uhr sei bei ihm der Anruf eingegangen, dass er sich mit seinem Team als Unterstützungseinheit für ein Hilfeleistungskontingent in den Kreis Rosenheim in Marsch setzen sollte, sagt er. In Neubeuern seien die Lichtenfelser Helfer in einer Mittelschule stationiert worden. Hier hatten sie die Aufgabe, rund 350 österreichische Einsatzkräfte mit Speisen und Getränken zu versorgen.

Rund 1000 Menschen versorgt

Weil sich die Lage im Kreis Rosenheim aber bereits entspannt hatte, verlegten die Lichtenfelser in den Kreis Deggendorf. In der Straubinger Gäubodenkaserne schlugen sie ihr Lager auf. Es galt, rund 300 Bürger aus evakuierten Häusern zu versorgen, die in einer Schulturnhalle untergebracht waren. Hinzu kamen etwa 650 Einsatzkräfte und eigenes Personal, so dass die aus mehreren Kreisverbänden zusammengezogenen Helfer des Roten Kreuzes dort rund 1000 Menschen zu versorgen hatten.

"Zwischen dem 3. und 6. Juni haben wir insgesamt schätzungsweise acht Stunden geschlafen", schildert Michael Göbel die Situation. Die Lichtenfelser BRK-Helfer verwendeten "im Erstangriff" jene Konserven, die sie aus dem Notbestand des Staffelsteiner Pflegeheims mitgebracht hatten. Das reichte zunächst, um 250 Personen mit Ravioli und Kartoffelsuppe zu verköstigen. Im Raum Deggendorf ergänzte die SEG-Versorgung ihre Bestände bei kleinen Discountern, die sehr hilfreich gewesen seien, sagt Michael Göbel. Das sei mühsam gewesen, doch anders ging es nicht, denn der Großmarkt war durch das Hochwasser abgeschnitten. Die SEG-Transport habe im Raum Osterhofen Menschen in Sicherheit gebracht und betreut, deren Häuser wegen eines drohenden Dammbruchs gefährdet waren. "Wir haben Bürger und Einsatzkräfte aller Organisationen versorgt; wer Hunger hatte, konnte zu uns kommen", beschreibt er die unbürokratische Hilfe. "Das Gemeinschaftsgefühl der Leute ist gestiegen", fährt er fort, denn es sei nicht um die Frage gegangen, welchem Rettungsdienst der Einzelne angehöre.

Andrea Fischer berichtet von einem Fertighaus-Fabrikanten, der die Einsatzkräfte bereitwillig in seine Halle und die komplett eingerichteten Fertighäuser einquartierte. Die Lichtenfelser Wasserwachtler seien mit ihren wendigen Spezialbooten eingesetzt worden, um zum Beispiel Tiere in abgeschnittenen Bauernhöfen zu versorgen, aber auch um Schäden für die Umwelt zu verhindern - etwa indem sie halfen, das Auslaufen von Gülle oder Öl zu vermeiden. Der Lichtenfelser Bootstrupp und Kräfte aus Ansbach waren zu einem Einsatzkontingent zusammengefasst, das zudem die Aufgabe hatte, Menschen zu retten, deren Häuser vom Wasser eingeschlossen waren.

Gerührt von großer Dankbarkeit

"Da bekommt man eine Gänsehaut", beschreibt die 21-Jährige ihre Reaktion angesichts der riesigen Wasserfläche, aus der überall Dächer von untergegangenen Häusern ragen. Gerührt war sie von der Dankbarkeit der Menschen: "Wildfremde Leute kamen auf uns zu, umarmten und drückten uns", erzählt sie. Typisch sei auch diese Szene gewesen: Jemand kauft zehn Tafeln Schokolade und schenkt sie den Helfern mit herzlichen Worten. Überwältigt sei sie zum Beispiel auch gewesen, als ein kleines Mädchen auf sie zu kam und schlicht sagte: "Danke, dass ihr uns geholfen habt."

Michael Göbels Resümee fällt ganz ähnlich aus: "Man ist schon froh, dass man helfen konnte." Für ihn und die SEG-Verpflegung steht aber schon der nächste Einsatz bevor: vom 21. bis 23. Juni im Raum Deggendorf.