Überhöhte Geschwindigkeit ist nach wie vor Unfallursache Nr. 1. Um vorbeugend tätig zu werden, wird die Polizei in den nächsten Tagen auch im Landkreis verstärkt kontrollieren. Ein "Blitzkrieg" gegen Autofahrer soll's nicht sein.
"Wegelagerer", bekommen Verkehrspolizisten nicht selten zu hören. Dann, wenn sie Geschwindigkeitsmessungen vornehmen und Bußgelder kassieren. Heute ist so ein Tag, an dem das Wort besonders häufig fallen wird. Denn deutschlandweit, also auch im Landkreis, findet der "Blitzmarathon" statt. Aber was wissen Schimpfende von blitzenden Polizisten?
"Wenn die Leute wüssten, was ich wegen ihrer Raserei schon alles sehen musste", sagt ein Beamter. Und er meint damit all das Blut, den Tod und die Verstümmelungen. Bilder, die unauslöschlich bleiben, von einem Polizistengehalt nicht vergessen gemacht werden können und viel zu oft der Unfallursache Nr. 1 geschuldet ist: überhöhter Geschwindigkeit. Für den Vorwurf der "Wegelagerei" hat er kein Verständnis.
Sein Kollege, Polizeihauptmeister (PHM) Markus Hummel wird auch deutlich: "Wir wollen die, die permanent zu schnell sind - wer sich korrekt verhält, hat doch eh nichts zu befürchten."
In Österreich gebaut Kösten, Dienstag um 13.57 Uhr: Die Laserpistole piept zweimal. Rund 6000 Euro kostet das Gerät und wird vom Präzisionshersteller Riegl in Österreich gebaut. Das zweite Piepen bedeutet, dass da einer zu schnell fährt. Hier, kurz vor dem Kreisel ist um diese Zeit starker Gegenverkehr und darum nicht mit vielen Einnahmen zu rechnen. Der Blick durch die Linse verrät, warum: Die Menschen winken einander zu, die rechte Spur warnt die linke vor den blitzenden Polizisten. Das lässt sich durch die Linse des Geräts gut erkennen, es lässt sich auf 300 Meter sehen, ob jemand angeschnallt ist oder telefoniert.
Auch wie er dankend zurückwinkt und kontrollierend auf seinen Tacho schaut. Das Riegl-Modell ist Fernglas, Laserpistole und Entfernungsschätzgerät in einem. 13.57 Uhr, ein Bamberger Auto ist in einer Entfernung von 273,3 m mit 64 km/h unterwegs - bei erlaubten 50. Das macht 20 Euro.
Überhöhte und nicht angepasste Geschwindigkeit ist nach wie vor die Hauptunfallursache Nummer 1. Mit insgesamt 29 096 Verkehrsunfällen im Jahr 2014 verzeichnete das Polizeipräsidium Oberfranken einen leichten Anstieg der Unfallzahlen auf Oberfrankens Straßen um knapp ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei halbierte sich laut statistischer Angaben zwar die Zahl der Unfalltoten auf 34, jedoch blieb eine Gewissheit: überhöhte Geschwindigkeit war mit Abstand die Hauptursache.
13.58 Uhr, in 265,7 m Entfernung ist ein VW-Bus vor dem Kreisel mit 14 km/h zu viel unterwegs: 20 Euro, erneut.
Deckung suchen ist erlaubt. Mehr nicht.
"Wir dürfen keine aktiven Möglichkeiten schaffen, um uns zu tarnen", erklärt PHM Hummel. Hinter eine Mauer stellen - gut. Eigens eine Mauer errichten - verboten. Drei Tage währte die Zusatzausbildung Hummels am Riegl-Modell zu messtechnischen und rechtlichen Fragen.
Beweismittel vor Gericht Der Landkreis verfügt derzeit über ein einsatzbereites Gerät, ein zweites ist in Reparatur. Es gilt als zuverlässig, unbestechliches und absolutes Beweismittel vor Gericht. Auch darum, weil das Bedienpersonal vor Inbetriebnahme verpflichtend alle Funktionen zu prüfen hat. Zwei bis drei Beamte sind dann unterwegs. Einer, der das Gerät bedient, ein Zweiter bzw. Dritter, um Verkehrssünder von der Straße zu winken, Fahrzeugpapiere und Führerscheine prüfend.
Nein, um Abzocke gehe es nicht, nicht um Wegelagerei und ihnen persönlich sei es gleichgültig, ob Autofahrer wegen erfolgter Bußgelder vernünftiger führen, oder weil sie - vor Blitzstellen gewarnt - das Tempo drosseln. "Das Ziel der Prävention wäre so oder so erreicht", so Hummel.
Völlig in Ordnung gehe auch, dass Details des Blitzmarathons bekannt werden und Bürger sich darauf einstellen kann, wo in seinem Ort geblitzt wird. Wenngleich er auch nicht erfährt, wann. Aber die Kenntnis dieser Stellen versetzt in die Lage, eigenverantwortlich vernünftig zu fahren.
Aber die Vernunft, so die Erfahrung der Polizisten, fährt eben nicht immer mit. "Mir hat mal jemand vor einer Schule in einer Tempo-30-Zone gesagt, was ist denn schon dabei, wenn ich 50 fahre. Es macht doch wenig aus", erinnert sich Hummel.
Blitzer im Landkreis Bad Staffelstein Kindergarten, Tempo 50;
St 2197, Grundfeld, 70;
Am Kurpark, 30;
St 2197, Kreisverkehr, 70;
St 2204, ab 480, 70;
Lichtenfels Wittelsbacher Str., Tempo 30;
B 173, bei Trieb, 100;
Friedrich-Ebert-Str. 50;
St 2203, bei Isling, 70;
St 2203, Mistelfeld, 100;
B 173, ab 330, 100
Weismain St. 2191, ab 320, Tempo 100