Michelau: Gaffer-Wahnsinn bei tödlichem Unfall - "war ein Riesenchaos"
Autor: Isabel Schaffner
Michelau, Mittwoch, 07. August 2024
Der tödliche Unfall in Michelau am Montag (5. August 2024) stellte für die Feuerwehr eine große Belastung dar. Neben dem Einsatz hatte sie mit ignoranten Schaulustigen zu kämpfen, die selbst vor Beleidigungen nicht zurückschreckten.
Ein schweres Unglück ereignete sich am Montagvormittag (5. August 2024) in Michelau (Landkreis Lichtenfels). Als ein 33-Jähriger mit seinem Lastwagen den Kirchplatz passierte, kam er von der Fahrbahn ab und kollidierte mit einem Auto, in dem ein 64-Jähriger saß.
Während dieser schwer verletzt eingeklemmt wurde, starb der Lkw-Fahrer noch vor Ort. Kräfte der Feuerwehr Michelau rückten an, wie der Kommandant Holger Förtsch im Gespräch mit inFranken.de berichtet. Er selbst war dabei und blickt fassungslos auf den Einsatz zurück. Dieser habe an sich schon "eine Ausnahmesituation dargestellt", wie die Feuerwehr erläutert. "In dieser Einsatzsituation nehmen wir Bilder mit, welche selbst für uns nicht alltäglich und schwer zu vergessen sind", heißt es hier. Parallel habe die Feuerwehr noch damit zu kämpfen gehabt, die etlichen, teils ausfallenden Schaulustigen in Schach zu halten.
"Man kann sich nicht mehr zurückhalten": Michelauer Feuerwehrkommandant platzt der Kragen bei Unfalleinsatz
Der Lkw hatte das Auto zwischen sich und einer Hauswand eingeklemmt, schildert Förtsch die Szene bei der Ankunft. Ersthelfer hätten den Lkw-Fahrer betreut "und für uns war der Stress, dass es hieß, dass der Mann so schnell wie möglich raus muss." Etwa zwei Meter seien zu überbrücken gewesen, um den Patienten schonend zu bergen. Währenddessen habe um den Einsatz herum "alles voll mit Schaulustigen" gestanden - Passanten und Radfahrer. "Wir konnten im ersten Moment gar nicht reagieren, weil wir uns zu zehnt um den Fahrer kümmern mussten", erinnert sich der Kommandant.
Die Feuerwehr Hochstadt, die andernorts bereits von einem Autofahrer-Mob bedroht wurde, habe sich derweil um den 64-Jährigen gekümmert. "Erst nach und nach konnten wir die Absperrung aufbauen." Teils hätten Passanten die Bänder hochgehoben - um etwa zum Bäcker zu gehen oder das Geschehen weiter zu beobachten. "Man ist zweimal ruhig und beim dritten Mal kann man sich nicht mehr zurückhalten und wird lauter", so Förtsch. Die Kräfte sollen doch bitte freundlicher sein, habe sich das Team anhören müssen. Auch ein Mittelfinger sei gezeigt worden. "Es war ein Riesenchaos", berichtet er und schildert, wie er immer wieder zwischen Patienten und Schaulustigen hin und her rennen musste.
"Wir haben sogar noch ein drittes Feuerwehrauto geholt, das eigentlich gar nicht gebraucht wurde, nur um die Patienten abzuschirmen." Förtsch habe in seinem Ärger sogar Momente, in denen er an seiner Zukunft als Feuerwehrmann zweifle. "Manche von uns hatten Urlaub. Ich hätte mir den Tag auch anders vorstellen können, aber man nimmt sich eben die Zeit. Wenn man dann noch beleidigt wird, obwohl man nur helfen will, macht man sich schon so seine Gedanken."
Ignorante Schaulustige und beleidigende Autofahrer frankenweit - eine Altersgruppe fällt besonders auf
Immer wieder berichten fränkische Feuerwehren inFranken.de von derartigen Erfahrungen. Im Kreis Kulmbach "behinderten und gefährdeten" Autofahrer während eines Einsatzes. Als Feuerwehren im Kreis Coburg einen Brand auf der A73 löschen wollten, wurden sie von genervten Verkehrsteilnehmern beleidigt.
Förtsch habe in den vergangenen Jahren beobachtet, dass dieser Trend "immer schlimmer" werde. Vor allem die ältere Generation falle negativ auf, wie auch die Feuerwehr Bad Staffelstein festgestellt hat. Auch vor der Polizei hätten manche Menschen keine Hemmschwellen.