Minister Markus Söder unterstreicht in Kloster Banz die Bedeutung des Breitband-Förderprogrammes für den ländlichen Raum und würdigt die Baur-Gruppe als "das fränkische Amazon".
Drangvolle Enge herrschte beim Baur-Neujahrsempfang im Banzer Kaisersaal. Bevor Albert Klein, Sprecher der Geschäftsführung, Zahlen präsentierte, die sich sehen lassen konnten, begrüßte Georg Freiherr von Waldenfels als Beiratsvorsitzender der Friedrich-Baur-GmbH und Vorsitzender des Kuratoriums der Friedrich-Baur-Stiftung die rund 180 Gäste aus Politik, Wirtschaft und dem öffentlichen Leben. Als er im Plauderton darauf hinwies, dass die Stiftung Haupteigentümer des Unternehmens ist - "sonst wären die auch nicht so gut, Otto mit an der Seite" - erntete er den ersten Applaus des Abends und ein Schmunzeln ging über viele Gesichter. Seit 2007 gehört die Baur-Gruppe, größter Arbeitgeber des Landkreises Lichtenfels, dem Hamburger Otto-Konzern an.
Ja, die "Baur-Freundschaftsfamilie", wie von Waldenfels sich ausdrückte, durfte sich über wirtschaftlichen Erfolg freuen. Albert Klein sei mit seiner Mannschaft in die Fußstapfen von Richard Krekeler getreten. Der ehemalige Vorsitzende der Geschäftsführung (2004-2009) hatte das Versandunternehmen damals aus roten Zahlen zurück in die Gewinnzone geführt. Krekeler war persönlich anwesend.
Erfolgreiches Geschäftsjahr
Auch das Geschäftsjahr 2015/16 war ein erfolgreiches. Der Vorjahresumsatz von 674 Millionen Euro wird um rund drei Prozent übertroffen, mehr als man erwartet hatte. Doch Klein machte deutlich, dass es in einem härter gewordenen Wettbewerb überlebenswichtig ist, offen für Neues zu sein und sich insbesondere den Herausforderungen der Digitalisierung zu stellen. "Wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen und müssen."
Wie wichtig es für ein Unternehmen wie Baur ist, die Dynamik zu halten, unterstrich Staatsminister Markus Söder (CSU). Er war mit 40-minütiger Verspätung gekommen und hatte ein Heimspiel in Banz: als Franke in Franken, am vertrauten Tagungsort, flankiert von Parteifreunden, unter denen man sich mit dem Vornamen anspricht. Anspielungen auf seine Aufsehen erregenden Faschingskostüme sowie Avancen auf das Amt des Ministerpräsidenten ließ er sich in lockerer Atmosphäre gern gefallen.
Söder würdigte die beeindruckende Leistungsbilanz des Unternehmens Baur und nannte es "das fränkische Amazon". Als Heimatminister, der es sich zum Ziel gesetzt hat, schnelles Internet in allen Regionen voranzubringen, war er in seinem Element und gab ein klares Bekenntnis zur Digitalisierung im ländlichen Raum ab. Das sei das beste Infrastrukturprogramm in Deutschland seit Jahrzehnten. Inzwischen befänden sich alle oberfränkischen Gemeinden im Förderverfahren, fast 9000 Kilometer Glasfaserkabel würden verlegt. Auch seine Initiative, Bayern mit einem Netz kostenloser W-Lan-Hotspots zu überziehen, propagierte der Minister und schwenkte dann zur Einforderung gleicher Bedingungen im Wettbewerb mit amerikanischen Partnern.
Schließlich nutzte Markus Söder die Gelegenheit, um das Thema Flüchtlingskrise aufzugreifen. Zu einer europäischen Lösung fiel ihm der Vergleich Deutschlands mit einem Autofahrer auf der Autobahn ein, der sich beschwere, dass die anderen auf der falschen Spur fahren. Das Geld für Asyl fehle in der Zukunft, gab er zu bedenken. Der Staat müsse lernen, mit dem Geld, das er hat, auszukommen. Auch dafür bekam Söder Applaus aus dem Saal. Eine Aussage dazu, wie die von ihm geforderte Begrenzung der Zuwanderung und der Schutz der Landesgrenzen praktisch umzusetzen wären, blieb er an dieser Stelle aber schuldig.
Richard Krekeler nahm am Empfang teil
Zu den Stammgästen des Baur-Neujahrsempfangs gehört - auch nach seinem Ausscheiden als Vorsitzender der Geschäftsführung des Baur-Versandes 2009 - Richard Krekeler, der inzwischen auf Mallorca lebt. Für ihn sei dieser Termin Tradition geworden und Gelegenheit zu einem Wiedersehen mit vielen Bekannten, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. In Deutschland hat Krekeler noch einen Wohnsitz in Ettlingen (Baden-Württemberg). Der ehemalige Baur-Chef ist über die Geschäftspolitik bestens informiert, da sein Kontakt zum Unternehmen nicht abgerissen ist. Er sei häufig am Obermain und auch beratend tätig, sagte er. Daher sei für ihn der Geschäftsbericht von Albert Klein keine Überraschung gewesen. "Dem Unternehmen geht es gut, in fast allen Bereichen. Bei den vielen Tochtergesellschaften passiert es immer wieder mal, dass eine halb abrutscht. Wenn sich wie bei der BFS ein großer Kunde verabschiedet hat, kann man den so schnell nicht ersetzen. Das ist dann ein vorübergehendes Problem."
Krekeler betonte: "Alle Handelsunternehmen laufen gut." Aber Klein habe völlig recht: "Es ist nicht mehr wie früher, die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen. Und schnell sind auch ganz kleine Firmen manchmal. Man muss sich hier wirklich sputen, dieses Tempo beizubehalten, eventuell sogar noch zu verstärken. Das hat er in seinem Vortrag klar und deutlich herausgearbeitet. Das ist wichtig, und das kann ich auch nur unterstreichen."