Der "Bairisch Diatonische Jodelwahnsinn" begeisterte im voll besetzten Stadtschloss.
Ja sie waren da. Zum ersten Mal in Oberfranken vor fast voll besetztem Haus im Stadtschloss. Der "Bairisch Diatonische Jodelwahnsinn" jauchzt und jodelt, was das Zeug hält - und und lässt sein Publikum jubeln.
Gleich zu Anfang frotzelt das Trio frisch drauflos: "Wir sprechen heute wegen euch Schriftbayrisch, damit's keinen Simultanübersetzer braucht. Egal ob ihr evangelisch, katholisch oder vegetarisch seid, ihr Lichtenfelser kriegt's heut' von uns endlich mal den richtigen Senf dazu." Und eine philosophische Veranstaltung werde es sowieso, sinnieren die drei Musiker. Und sie erklären, wie es zum Jodler kam. Ist er ein Freuden- oder Schmerzensschrei? Wahrscheinlich erfunden von Zimmerleuten, die den Nagel nicht getroffen haben.
In eine Schublade lässt sich das Trio nicht stecken. Bissiger Humor und leise Poesie mit hintergründigen Texten wechseln sich bei ihrem Auftritt ebenso ab wie das Instrumentarium, das die Musiker mit sich führen, Elektro- und Akustik-Gitarren, Geige, Tuba, eine diatonische Ziehharmonika, sogar eine Ukulele. Um auch den schrägsten Sound auf die Spitze zu treiben, müssen Fuchsschwanzsägen als Streichinstrumente herhalten. Sowohl das Trommelfell des Publikums als auch sämtliche Instrumente werden abwechselnd malträtiert und gestreichelt. Satirisches Musikkabarett melancholisch und frech gewürzt mit viel Sozialkritik und originellen Sounds.
Poesie und Schlitzohrigkeit
Wortakrobatik pur, stimmlich auf hohem Niveau. Mal laut mal leise. Mal grantelnd und grell, mal voller Poesie. Der scharfe, schlitzohrige Wortschatz des Trios, gepaart mit authentischen Kompositionen, verursacht beim Zuhörer ein Wechselbad der Gefühle. Geradezu Sphärisch und fast psychedelisch klingt der "Cyber-Jodler", sogar ein wenig nach Weltuntergangsstimmung.
Wer aber nur Jodelei erwartet hat, wird eines Besseren belehrt. Das Jodeln hält sich dezent im Hintergrund und wird eingesetzt, wenn es passt; es macht die bissigen, ausgefeilten Arrangements rund, aber übertönt sie nicht. Mit Rhythmen wie Blues, Landler, Rumba, Tango, Sirtaki und irischem Folk und herausragender Gestik und Mimik begeistert das Trio und ist sich für keinen Blödsinn zu schade: Ein Windrad nachahmend balanciert Otto Göttler zum Lied "Energiewende".
Die drei Musiker haben Plastiktüten mitgebracht in allen Variationen. Otto Göttler, vor rund 30 Jahren Gründer der Formation, animiert gut gelaunt zur rhythmischen Begleitung des Songs "Plastiktüte". Die großen Tüten seien im Bass und die kleinen im Sopran gestimmt. Die größte Tüte, ein schwarzer Müllsack, sei eine Basstüte aus Passau: "Da hat der Seehofer seine guten Vorsätze vom politischen Aschermittwoch nei'", grölt er, der bewusst am kraftvollsten aufspielt und ständig zwischen Tuba, Trompete, Ukulele und Zi achkatz wechselt.
Der Vollblutmusiker versteht sein Handwerk. Nicht minder Petra Amesreiter, virtuos an Violine und Gitarre, sowie Wolfgang Neumann, der seine Gitarren "öfters wechselt wie die Unterhosen" und die moderateren Töne anschlägt.
"Bitte die Tüten anständig falten und zurückgeben!" mahnt Petra. "Wenn einer die Tüt'n klaut, kommt die GSG 9 und umstellt das Stadtschloss!"